Temperaturabgesenkter Asphalt mit Pflanzenkohle-Additiv
Die Stadt Enschede in den Niederlanden setzt auf Temperaturabgesenkten Asphalt mit Pflanzenkohle als Zuschlagstoff zur Reduktion ihrer CO2-Emissionen. Damit will die Stadt ihren Reduktionszielen für 2040 schnell näherkommen. Ähnliche Projekte in Deutschland sind denkbar, da ab 2025 ein neuer Arbeitsplatzgrenzwerte gelten soll.
Ende Oktober 2023 wurden 300 Meter Fahrradweg mit Temperaturabgesenkten Asphalt (TA) geschaffen. Der entscheidende Unterschied zum herkömmlichen Heißasphalt liegt in den Verarbeitungs- und Einbautemperaturen. Konkret bedeutet dies eine Reduzierung der Temperatur um 20 bis 40 Grad Celsius. Diese Veränderung hat verschiedene positive Auswirkungen sowohl auf die Herstellung als auch auf die Anwendung des Asphalts. Beispiele hierfür sind eine verbesserte Gesamtenergiebilanz, eine Reduzierung von Emissionen während der Herstellung sowie eine geringere Exposition der Arbeitskräfte beim Einbau des Asphalts.
Insgesamt wurden in den Niederlanden dabei fast acht Tonnen Pflanzenkohle verwendet und somit rund 25 Tonnen CO2 gebunden, was den Emissionen von etwa 130.000 Kilometer Autofahrt entspricht. Pflanzenkohle ist ein leichtes, poröses Material mit sehr hohem Kohlenstoffanteil, das bei der Verkohlung unter Sauerstoffausschluss (Pyrolyse), in diesem Fall aus organischen Reststoffen aus der Lebensmittelproduktion, entsteht. Dabei wurden in die Asphaltdeckschicht ein Prozent des Materials eingebracht und in die Asphaltbinder- und -tragschicht je fünf Prozent.
Die Herstellung des Temperaturabgesenkten Asphalts spart thermische Energie ein. In diesem Fall wurde die Produktion, laut Aussagen des Auftraggebers, komplett mit Solarenergie umgesetzt. Zudem wurden elektrisch betriebene Transporter und Walzen verwendet, die mit Strom aus Sonnenenergie geladen wurden. Als Bindemittel wurde eine biogene Alternative aus Flachssamenöl und Abfällen der Lebensmittelindustrie verwendet und stellt damit einen fossilfreien Ersatz für konventionell verwendetes Bitumen aus Erdöl dar. Der mengenmäßig größte Anteil im Asphalt, die Gesteinskörnung, wurde ausschließlich in Form von Recycling-Asphalt eingebracht. Herausgekommen ist ein klimaschonender Fahrradweg, der außerdem die Arbeiter der Baufirma weniger stark Dämpfen aussetzt.
Welche Voraussetzungen bestehen beim Einsatz in ähnlichen Projekten in Deutschland?
Laut dem Deutschen Asphaltverband (DAV) sind sämtliche Anforderungen an die eingebauten Schichten verbindlich in den “Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Schichten ohne Bindemittel” (ZTV SoB-StB) bzw. in den “Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Verkehrsflächenbefestigungen aus Asphalt” (ZTV Asphalt-StB) geregelt. Weitere Grenzwerte sind in Merkblättern angegeben, welche explizit vereinbart werden müssen, um Anwendung zu finden.
Temperaturabgesenkter Walzasphalt soll in Deutschland ab 2025 zur Regelbauweise werden. Der Grund hierfür sind neue Arbeitsplatzgrenzwerte für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen, welche ab Januar 2025 gelten. Außerdem verringert sich der CO2-Fußabdruck von Asphalt, da der Gasverbrauch reduziert wird und damit weniger Emissionen entstehen.
Wie wirtschaftlich ist der Einsatz von TA aus Recyclingasphalt mit Pflanzenkohle?
Aus ökonomischer Sicht musste die Gemeinde für den großen ökologischen Mehrwert dieses Fahrradweges vergleichsweise wenig tief in die Tasche greifen. Der emissionsverminderte Weg hat die Stadt Enschede 21 Prozent mehr gekostet als konventioneller Asphalt.
Wie wird der ökologische Mehrwert erreicht?
Allein der TA kann einen guten Teil der CO2-Äquivalent-Emissionen reduzieren. Zwei Drittel der reinen Emissionen durch Asphalt werden dabei eingespart. Wird dann Pflanzenkohle untergemischt, entsteht eine Senke, welche alle verbliebenen Emissionen kompensiert, da Pflanzenkohle als ein CO2-Speicher fungiert. So wird eine Reduktion von 99,38 Prozent CO2-Äquivalent-Emissionen erreicht.
Dieses neuartige Projekt zeigt sehr greifbar anhand eines realen Beispiels, wie Gemeinden mit der Herausforderung, CO2-Äquivalent-Emissionen bis 2045 auf Null zu setzen, umgehen können.
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Autorin
Anne wahl ist Mitgründerin von Biochar zero, einer Beratungs- und Handelsfirma für pflanzenkohlebasierte Produkte (www.biochar-zero.com).
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