Wie die Nordlichter in Kiel gegen Schnee und Glätte kämpfen
Der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) ist in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt neben Grundstückseigentümern für den Winterdienst zuständig. Im B_I galabau-Interview spricht Sachbereichsleiter Olaf Andresen über Vorbereitungen, Einsatzplanung und Herausforderungen.

Zum Einstieg mal salopp nachgefragt: Schieben Sie im Sommer eine ruhige Kugel oder gibt es immer etwas zu tun?

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Olaf Andresen: Alle Mitarbeitenden der Straßenreinigung sind das gesamte Jahr über beschäftigt – nicht ausschließlich im Winterdienst. Den Winterdienst leisten wir zusätzlichen zu unseren Aufgaben wie unter anderem die Leerung der öffentlichen Papierkörbe, die Laubbeseitigung, Hundekotbeseitigung, die Reinigung der öffentlichen Wege und Herstellung sowie Überwachung der Verkehrssicherheit – das machen wir 365 Tage im Jahr mit einer entsprechenden Rufbereitschaft.
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Wann starten denn die Vorbereitungen auf die Wintersaison?
Andresen: In der Regel gibt es Ende September eine sogenannte Trockenübung. Hier werden alle Fahrzeuge mit ihren entsprechenden Gerätschaften für den Winterdienst im Winterdienstmodus – also quasi im Echt-Einsatz – geprüft. So stellen wir unter anderem fest, ob es noch Optimierungsbedarf bei den Routen gibt – wenn es beispielsweise bauliche Veränderungen gegeben hat. Grundsätzlich werden alle Multifunktionsfahrzeuge das gesamte Jahr über in unserer eigenen Kfz-Werkstatt auf Herz und Nieren geprüft.
Wie ist der Winterdienst in Kiel grundsätzlich geregelt – vollständig in Eigenregie oder mit Unterstützung externer Dienstleister?

Wie viele Mitarbeiter sind im Einsatz, und wie sieht Ihre Einsatzplanung typischerweise aus?
Andresen: Es sind immer unsere zehn Teams mit 160 Mitarbeitenden.
Gibt es Schichtsysteme?
Andresen: Wir rücken ab 4 Uhr aus und streuen bis 20 Uhr.
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Wie wird entschieden, wann gestreut oder geräumt wird – und welche Rolle spielen Wetterdienste oder Frühwarnsysteme?
Andresen: Die speziell auf Kiel ausgelegten Wetterinformationen bekommen wir von der Wettermanufaktur GmbH. Zweimal pro Tag wird eine allgemeine Vorhersage erstellt, darüber hinaus erhalten wir spezifische Glättewarnungen. Die Wetterdaten beinhalten unter anderem Vorhersagen über die Temperaturen von Straßenbelag und Luft sowie die erwarteten Niederschlagsmengen und die Niederschlagsart. Mit Hilfe dieser Wetterprognosen bereiten wir uns auf mögliche Winterdiensteinsätze vor.
Zur Person
Im Winterdienst ist Sachbereichsleiter Olaf Andresen seit 16 Jahren tätig. Erst in der ABK-eigenen Kfz-Werkstatt, dann in der Straßenreinigung. Zu den zehn Teams gehören rund 160 Mitarbeiter, die Schnee und Glätte beseitigen – mit Räumfahrzeugen und per Hand. Mehr als 1.600 Streukilometer fallen in den Zuständigkeitsbereich des Abfallwirtschaftsbetriebs, der ausschließlich Kiel umfasst. Die täglichen Einsatzzeiten sind davon abhängig, wie sich der Winter entwickelt. 2024/25 waren es laut ABK 36 Winterdienst-Einsatztage, 38 Winterdienste und 8.252 Personalstunden.
Wie viele und welche Fahrzeuge und Streutechniken setzen Sie derzeit ein?
Andresen: 22 Lkw, 5 Großkehrmaschinen, Spezialfahrzeuge wie unter anderem den Icefigther (ein Solesprüher, Anm. d. Red.) für Velourouten und Fahrradwege sind im Einsatz. Wir streuen – auch präventiv – mit Sole.
Was sind die größten Herausforderungen für den Winterdienst in Kiel?
Andresen: Herausforderungen entstehen dann, wenn im laufenden Verkehr Schnee einsetzt und unsere Fahrzeuge durch die belegten Straßen müssen, um Schnee zu beseitigen. Aufgrund der immer größeren Bedeutung von Radwegen, die teils auf den Straßen sind, ist es für uns manchmal eine Herausforderung den Schnee entsprechend an den Rand zu befördern, ohne dass er andere Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt.

Wie gehen Sie mit immer unberechenbareren Wetterlagen um?
Andresen: Aufgrund unserer Vorhersagen kommen wir nicht in die Verlegenheit, dass das Wetter unberechenbar ist. Eine Einschätzung auf zwei Stunden im Voraus und eine Bereitschaft, stets nach Wetterlage ausrücken zu können, ist bei uns Standard – allerdings in den gegebenen Zeiten von 4 bis 20 Uhr. Denn auch unsere Mitarbeitenden brauchen die gesetzlich festgelegten Ruhezeiten.
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Zukunftsthemen für den kommunalen Winterdienst?
Andresen: Wie in anderen Unternehmen auch: der Faktor Mensch und Mitarbeiter. Es wird immer schwieriger, Mitarbeiter zu gewinnen. Wir haben den großen Vorteil, dass die Kollegen schon viele Jahre bei uns sind.
Welche Empfehlungen würden Sie anderen Kommunen oder GaLaBau-Betrieben geben, die ihre Winterdienst-Strategie verbessern wollen?
Andresen: Kommunizieren Sie offen und nehmen Sie die Bürgerinnen und Bürger mit.
Herr Andresen, vielen Dank für das Gespräch.
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