Wie sieht der Hausgarten der Zukunft aus und was kann dort wachsen?
Klimaveränderungen wie lang anhaltende Trockenheit, Hitze aber auch heftige Regengüsse oder Spät- und Kahlfrost hinterlassen ihre Spuren in heimischen Gärten. Deshalb setzen sich Gartenplaner, Gartenbauer, Gärtnereibetriebe und nicht zuletzt auch Gartenbesitzer mehr und mehr mit den neuen klimatischen Herausforderungen auseinander. Wie lassen sich Gärten gestalten, damit sie dennoch Wohlfühlorte bleiben und welche Rolle spielt dabei die richtige Pflanzenauswahl? Wir sprechen mit dem Staudenexperten Dieter Gaißmayer über seine Arbeit und erhalten wertvolle Pflanzentipps.
Dieter Gaißmayer, Gründer der Staudengärtnerei Gaissmayer und Mitbegründer der Stiftung Gartenkultur, des Vereins Förderer der Gartenkultur und des Museums der Gartenkultur in der bayerisch-schwäbischen Stadt Illertissen, will seine Stiftungsarbeit künftig etwas anders ausrichten. Zukunftsthemen sollen mehr Bedeutung gewinnen.
Herr Gaißmayer, als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gartenkultur haben Sie vor Kurzem mit weiteren Stiftungsratsmitgliedern einen Samen für die zukünftige Ausrichtung und Priorisierung der Stiftungsarbeit gepflanzt. Hat das auch etwas mit unserem Thema zu tun?
Jawohl, auch die Stiftung Gartenkultur wendet sich dieser Problematik zu. Wir haben da einige Projekte, die in die Zukunft gerichtet sind: das ist einmal eine Aufpflanzung von Klimawandelbäumen. Das Projekt heißt 111 Klimabäume, das sind Bäume, die dem Klimawandel aller Voraussicht nach standhalten können. Wir ermitteln, welche Zukunftsbäume sich für Privatgärten und auch öffentliches Grün eignen. Nun ist es ja so, dass das erst einmal ermittelt werden muss, und da sind wir ein Glied im Mosaik von anderen. So gibt es beispielsweise auch in Weihenstephan, Veitshöchheim und an vielen anderen Stellen solche Aufpflanzungen und dann kristallisiert sich nach und nach heraus, welche Bäume sich auch in Zukunft bewähren und wie sie diesen Herausforderungen standhalten.
Ein anderes Projekt befasst sich mit einjährigen Kletterpflanzen, die an Netzen, an Fassaden aber auch in erdungebundenen Pflanzgefäßen in Fußgängerbereichen oder in Kindergärten zum einen Schatten spenden, zum anderen natürlich die CO2-Bilanz verbessern und beispielsweise die Kinder mit Naschobst erfreuen. Es handelt sich dabei um ganz schnelle Vertikalbegrünungen. Mitte Mai, nach den Eisheiligen, wird gepflanzt und im Herbst, wenn die Pflanzen abgestorben sind, werden mit ihnen auch die Netze entsorgt. Sie sind aus Flachs und kompostierbar.
Dann haben wir auch Schaugärten, wo die Pflanzen allesamt standortgerecht gepflanzt sind. Das ist nämlich das A & O, das Wichtigste im Klimawandel, dass die Pflanzen schon einmal ihren natürlichen Standortansprüchen gemäß verwendet werden. Inzwischen werden auch solche - sagen wir mal - Steppenpflanzungen oder gut angelegte Schattenpflanzungen immer beliebter, wenn es um zukunftsfähige Gärten geht. Geeignete Pflanzen sollten geringen Wasserbedarf haben und Hitze, Kälte, aber auch Nässe aushalten. In den Schaugärten sind wir dabei Tests durchzuführen, welche Pflanzen sich in diesem Sinne besonders eignen.
Ein weiteres aktuelles Angebot im Museum der Gartenkultur nennt sich Insekten Nähr- und Tränkgarten. Warum wird das so herausgestellt?
Es ist eminent wichtig, möglichst viele Angebote im Zukunftsgarten zu schaffen für die gesamte Tierwelt. Das fängt an bei Insekten, umfasst aber auch Kleintiere wie Igel und Vögel beispielsweise. Für sie alle sollte ein Refugium geschaffen werden in den Gärten, und da gibt es natürlich viele, viele Möglichkeiten: Erst einmal die geeigneten Pflanzen vorhalten, dann das Schaffen von Unterschlupf und Überwinterungsmöglichkeiten. Wichtig ist auch immer ein Wasserangebot in Form von Wassertränken. Praktisch sind sogenannte Benjeshecken, wofür man das Schnittgut im Garten belässt und als Hecke oder Schnittguthaufen platziert. Werden die Benjeshecken zusätzlich mit Kletterpflanzen bepflanzt, eventuell auch mit mehrjährigen, wie Wildclematis beispielsweise, dann sieht es optisch ansprechend aus und man bietet Unterschlupf für Kleintiere, hat wieder eine positive CO2-Bilanz, weil das ja CO2 speichert und sich nicht so schnell zersetzt, und man spart noch Arbeit, weil man das Schnittgut nicht wegschaffen muss.
Alle, die einen solchen Garten anlegen möchten, können sich ja im Museum der Gartenkultur bestens darüber informieren, gilt das auch in Bezug auf die Pflanzenauswahl?
Ja, im Museumsgarten gibt es Gartenkabinette, die zu vielen Themen täglich frei zugänglich sind.
Beobachten Sie im Stiftungsgarten, dass die veränderten Klimabedingungen auch angepasste Pflanzen und Pflanzkonzepte erfordern?
Ja, und zu diesem Thema ist auch die benachbarte Staudengärtnerei Gaißmayer sehr aktiv. Da gibt es lange Listen an Pflanzenneuheiten oder auch älteren Stauden. Sie werden über die Jahre geprüft und nur die für gut befundenen werden ins Angebot übernommen.
Als Staudengärtner mit langjähriger Erfahrung auch im biologischen Gartenbau haben Sie schon viele Pflanzpläne für Privatgärten erstellt. Mit welchen Pflanzen bzw. Pflanzkonzepten lassen sich Gärten dem Klimawandel am besten anpassen? Konkreter gefragt: Welche Pflanzen und Stauden vertragen Trockenheit und Hitze, aber auch Starkregen, Kälte und Spätfrost?
Vom Konzept her ist es aus meiner Sicht besonders wichtig, dass Menschen ebenso wie Tiere von den Pflanzungen profitieren. Das wären natürlich viele insekten- bzw. tierfreundliche Pflanzen, aber auch solche mit Mehrfachnutzen, wie zum Beispiel der klimaangepasste, mehrjährige Oregano, sowohl eine Schmetterlings-/Bienenpflanze, als auch Würzpflanze. Er ist als Topfpflanze ebenso attraktiv, wie als Schnittblume für Sträuße.
Herr Gaißmayer, verraten Sie uns doch, welche Pflanzen aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus besonderes Zukunftspotenzial haben. Es sollen Mensch und Tier von ihnen profitieren und sie sollen sich im klimaangepassten Privatgarten attraktiv inszenieren lassen.
Folgende Stauden kann ich hierfür besonders empfehlen, wobei es sich nat ürlich lediglich um eine kleine Auswahl handelt:
Die Ästige Graslilie Anthericum ramosum ist eine heimische Staude, die in Mittel- und Osteuropa bis hin zum Kaukasus wächst.Sie ist auf sonnigen, steinigen Abhängen und Plätzen anzutreffen.
Außerdem die bereits erwähnte Baptisia australis, die eine Höhe von 80-120 cm erreicht.
Beim Roten Sonnenhut Echinacea purpurea 'Vintage Wine' ist die waagrechte Lage der Blütenblätter in intensivem Purpurrosa auffallend schön. Die bienenfreundliche Staude blüht von Juli bis September, ist schnittgeeignet und lässt sich sehr gut kombinieren mit Calamintha nepeta 'Triumphator', dem Steinquendel. Seine Blüte beginnt ebenfalls im Juli und reicht mancherorts bis in den Oktober.
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?
Bauleistungen
Dienstleistungen
Lieferleistungen
Der Ysop Hyssopus officinalis wird traditionell besonders zum Würzen von Hülstenfrüchten, Kartoffel- und Fleischgerichten verwendet. Die Staude ist winterhart, insektenfreundlich, anspruchslos und pflegeleicht. Auch Lavandula angustifolia, der Echte Lavendel, ist als Heil- und Gewürzpflanze nutzbar. Er blüht im Juni und Juli und wird ja nach Sorte zwischen 40 und 90 cm hoch.
Die Sorte Origanum vulgare 'Compactum' ziert Beetränder mit seinen rosalila Blüten von Juli bis September, dient zusätzlich als Würzkraut und hat essbare Blüten. Beim Steppen-Salbei Salvia nemorosa handelt es sich um reich blühende Sorten mit klein-buschigem Wuchs (40-60 cm) und straff aufrechten Blütenkerzen. Satureja montana ssp illyrica ist das Zwerg-Berg-Bohnenkraut, ein wichtiger Spätblüher, der in der Volksheilkunde als schleimlösendes Mittel bei Atemwegserkrankungen, Husten und Asthma bekannt ist.
Die artenreiche Gattung Thymus (Thymian) umfasst ein sehr weites Duft- und Aromaspektrum, zudem Arten mit ganz verschiedenen Wuchsformen.
Gedeiht die grüne Branche?
Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.
Hier abonnieren!
Die Blüten der aus Amerika stammenden, etwas exotisch wirkenden Solitärstaude Yucca filamentosa (Palmlilie) erinnern an überdimensionierte Maiglöckchen und bilden von Ende Juni bis Ende August immer neue Knospen. Im Winter sind ihre skulpturalen Blattrosetten eine zusätzliche Augenweide.
Bei Gehölzen für den Hausgarten empfehle ich die Apfelbeerenpflanze Aronia, den robusten Klimabaum Ginkgo und Morus nigra, die schwarze Maulbeere.
Besten Dank für diese wertvollen Empfehlungen. Sämtliche Stauden sind auch im E-Shop der Staudengärtnerei Gaissmayer zu finden. Hier konzentriert man sich ausführlich und ausschließlich auf das Thema Privatgarten.
Lesen Sie auch: Pflanzkonzepte der Zukunft
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Werden Sie Experte im Garten- und Landschaftsbau. Plus: Kommunaltechnik.