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„Wassermangel ist ein ausschlaggebender Stressor“

Um das Baummanagement in Zeiten des Klimawandels ging es jetzt im Schloss Schwetzingen in Baden-Württemberg. Dabei kamen sowohl Fehler bei der Planung und Pflanzung als auch der Stellenwert von Substraten und Zuschlagstoffen zur Sprache. Ebenso gehörten die Trockenheit und Schwierigkeiten bei der Bewässerung im Baumforum 2023 zu den Themen.

Expertenforum: Worauf beim Baum-Management zu achten ist
Im Baumforum 2023 in Schwetzingen in Baden-Württemberg stand auch eine Fachführungen durch den Schlosspark mit seinem uralten Baumbestand auf dem Programm. | Foto: VGL BW
Veranstalter war der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (VGL BW) gemeinsam mit dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Knapp 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Baumpflegebetrieben und Kommunen sowie Schüler beider baden-württembergischen Fachschulen für den Fachagrarwirt Baumpflege waren im nunmehr fünften Baumforum mit von der Partie. Es ging um aktuelle Trends und den fachlichen Austausch. Staatssekretärin Sabine Kurtz betonte die Bedeutung der innerstädtischen Beschattung und Baumpflege im urbanen Bereich wie auch in den historischen Gärten und Parks im Land. Sie setze hier auf das berufsständische Engagement der Landschaftsgärtner und Baumpfleger. Laut Albrecht Bühler, Vorstand Ausbildung im VGL, ist dies eine Aufgabe für die gesamte Grüne Branche – inklusive der Verantwortlichen für das Grün in Städten und Gemeinden.

Fehler in der Planung von Baumstandorten

Es folgten einige Fachvorträge. Anasthasia Wagner und Jochen Knappe von der Firma Knapkon im baden-württembergischen Frickenhausen erläuterten, was Zuschlagstoffe – die sowohl biologisch, chemisch oder mineralisch sein können – in Baumsubstraten für das Wassermanagement leisten. Häufige Fehler liegen demnach schon in der Planung von Baumstandorten und ebenso in der Pflanzung. „Mit entsprechenden Baumsubstraten kann der Anwuchs-Erfolg und die Entwicklung von Bäumen positiv gefördert und sogar noch ein aktiver Beitrag zur Reduzierung des Kohlendioxid-Fußabdrucks (CO2) geleistet werden“, sagte Wagner. Zuschlagstoffe wie Kompost, Dünger oder Gesteinsmehle in Baumsubstraten dienen zum einen als Wasserspeicher und zum anderen der Bodenlockerung und Bodenverbesserung. Hochwertige Bodensubstrate regen zudem das Wurzelwachstum an. Ein gesunder Baum ist resistenter gegenüber Schädlingen. „Wasser, welches durch den Wurzelraum fließt, wird gereinigt“, so Wagner weiter.

Laut Knappe sind für ein gesundes Baumwachstum nicht nur die Strukturen des Bodens, sondern auch die Mikroorganismen und Kleinstlebewesen entscheidend. Eine fachgerechte Bodenaufbereitung fördere die Entwicklung des Bodenlebens. Ein gesunder Baum speichere viel mehr Kohlendioxid als ein kränklicher. Dies sollte besonders im städtischen Bereich Beachtung finden. Denn CO2 wird nicht nur im Baum gespeichert und abgebaut, sondern kann mit Zuschlagstoffen auch im Boden eingelagert werden.

Regenwassermanagement in der Stadt

Die Referenten des Baumforums 2023: Albrecht Bühler (von links), Jochen Knappe, Anasthasia Wagner, Sabine Kurtz und Dr. Matthias Pallasch. | Foto: VGL BW
Die Referenten des Baumforums 2023: Albrecht Bühler (von links), Jochen Knappe, Anasthasia Wagner, Sabine Kurtz und Dr. Matthias Pallasch. | Foto: VGL BW
Wie sieht ein funktionstüchtiges Regenwassermanagement in einer Stadt aus, in der verschiedene Flächen miteinander konkurrieren? Dies erläuterte Dr. Mathias Pallasch von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker aus Hoppegarten in Brandenburg im Baumforum. Wichtig sei, dass bereits bei der Planung darauf geachtet werde, dass Flächen überlagert und positiv für den Baumstandort geplant und gebaut würden. Baumstandorte müssten frühzeitig in der Planungsphase berücksichtigt und durchdacht werden, so der Ingenieur für urbanes Regenwassermanagement. Die größte Herausforderung sei der hohe Flächenbedarf des Straßenbegleitgrüns im Verhältnis zum Flächenangebot insgesamt. Straße, Gehweg und Begleitgrün müssten miteinander vereinbar sein.

Bedarf des Straßenbegleitgrüns analysieren

Mindestens 2,3 Meter werden Pallasch zufolge als eigener Korridor im Straßenbereich für Baumstandorte benötigt. Bei Straßenplanungen müsse bereits bei der Flächenaufteilung systematisch der Bedarf des Straßenbegleitgrüns analysiert und beachtet werden. Ein ebenso wichtiger Planungsansatz sei, das Umfeld des Straßenraumes zu analysieren und in die Planung mit einzubeziehen. Häufig werde nicht darauf geachtet, in welchem Bereich die Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom und Gas verlaufen. Eine Möglichkeit wäre, hier schon frühzeitig eine Kooperation zwischen Grünplanung und Wasserwirtschaft anzustreben. „Zu einer gut geplanten Entwässerung gehört eben auch eine funktionsfähige Bewässerung, denn Wassermangel ist ein ausschlaggebender Stressor für Straßenbäume“, so Pallasch.

Anhand eines Beispiels in Berlin zeigte er, wie eine Straße nach der Sanierung mit Bäumen aussehen kann und welche baulichen Änderungen notwendig waren, um hier das innerstädtische Klima erheblich zu verbessern. Sein Fazit: Nicht jeder Baum mit Regenwasser ist automatisch eine „Baumrigole“, denn mittlerweile sind viele Varianten möglich. Die entscheidende Frage für ihn ist nicht mehr ob, sondern nur noch wie das Regenwassermanagement umgesetzt wird.

Bewässerung von Altbäumen

Eine Kombi-Einheit zur Bewässerung von Altbäumen stellte Albrecht Bühler vor. Das von seinem Mitarbeiter Joachim Eckert entwickelte System soll sich nachträglich und ohne Beschädigung des Wurzelraumes einbauen lassen. Es bringe sowohl Wasser als auch Nährstoffe in den Boden und werde mit einem Erdbohrer installiert.

Auf Schwierigkeiten der Kommunen bei der Bewässerung von Baumstandorten ging Ulrich Pfefferer von einem Baumpflegebetrieb im baden-württembergischen Müllheim ein. „Bei der Vergabe von Bewässerungsaufträgen an private Dienstleister tun sich die Städte und Gemeinden extrem schwer, da Bewässerung von Bäumen sehr zeitaufwändig und somit kostenintensiv ist“, sagte er. Somit werde die richtige Auswahl trockenheitsresistenter Baumarten noch viel wichtiger. Mittlerweile treten durch die langanhaltenden Trockenperioden der vergangenen Jahre nicht nur Schäden an bekannten Baumarten, sondern auch an den Schwarzkiefern der Oberrheinebene auf. Die Folgen sind mehr Totholz in den Baumbeständen, das wegen der Verkehrssicherungspflicht zuverlässig zu beseitigen ist.

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Quelle: VGL BW


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