Ziegler Group verkauft erste Tochterfirma
Die insolvente Ziegler Group hat einen ersten Kaufvertrag mit einem Investor geschlossen. Die Dämmstofftochter Naturheld wird von einem Holzfaser-Hersteller aus Rosenberg übernommen, der damit in den Dämmstoffmarkt eintreten will. Die Übernahme könnte laut Insolvenzverwalter Volker Böhm bereits im März abgeschlossen werden.
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Auch in der Holz- und Logistik-Sparte habe ein "potenter Kaufinteressent aus der Branche" sein ernsthaftes Interesse bekundet, so der Insolvenzverwalter weiter. In einem Schreiben an die Mitarbeiter, das dem B_I baumagazin vorliegt, hatte das Unternehmen zuvor mitgeteilt, noch im Januar erste Kaufverträge unterzeichnen zu wollen.
Pleitewelle bei der Ziegler-Gruppe
Entflechtung der Ziegler Group
Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Weiden den Rechtsanwalt Volker Böhm bestellt, der diese Funktion auch für die Ziegler Holding GmbH wahrnimmt. Er nannte die engen Verflechtungen innerhalb der Ziegler Gruppe als Grund für die vielen Insolvenzanträge. Vor allem zwischen den Kernunternehmen der Ziegler Gruppe rund um das Sägewerk bestünden enge Leistungs- und Lieferbeziehungen. Das gruppeninterne Cash-Pooling sei der Grund, warum die Insolvenz von der Mutter- auf die Tochtergesellschaften durchschlage, so der Insolvenzverwalter. Bei einer Entflechtung könnten daher viele der Tochtergesellschaften sanierungsfähig sein.
Investorenprozess für Ziegler angelaufen
Derzeit läuft ein "strukturierter" Investorenprozess. Dabei werden potenzielle Käufer gezielt angesprochen. „Seit Beginn der vorläufigen Insolvenzverwaltung haben sich bereits einige Interessenten für eine ganze Reihe von Ziegler-Gesellschaften bei uns gemeldet“, so Böhm. Ziel sei, für möglichst viele der Ziegler-Gesellschaften Investorenlösungen zu entwickeln, um die Betriebe und möglichst viele der jeweiligen Arbeitsplätze zu erhalten. Parallel würden die Gespräche mit Interessenten fortgesetzt. Mit der Begleitung des Investorenprozesses hat Böhm das Beratungsunternehmen PWC als sog. M&A-Berater beauftragt. „Die Unternehmen der Ziegler Gruppe benötigen einen Investor, damit sie als wettbewerbsfähige und erfolgreiche Anbieter langfristig im Markt bestehen können“, so Böhm. „Ich bin überzeugt, dass einige Unternehmen mit dem richtigen Investor gute Zukunftschancen haben.“
Über zwei Drittel der Beschäftigten von Insolvenz betroffen
Die Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG mit Sitz in Plößberg/Oberpfalz ist die Ursprungsgesellschaft der Ziegler-Gruppe und nach eigenen Angaben eines der größten Sägwerke in Europa. Allein von ihrer Insolvenz sind rund 700 Mitarbeiter betroffen. Bei jeder Gesellschaft müsse einzeln geprüft werden, ob sie etwa über den Verkauf an einen Investor sanierungsfähig sei. Bei der Holding sondiert der Nürnberger Rechtsanwalt der Kanzlei Schultze & Braun zusammen mit den beiden Geschäftsführern Stefan Ziegler und Jörg Artmann die Sanierungsmöglichkeiten. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Das aber läuft Ende Januar aus, wie es in dem Mitarbeiterschreiben heißt. Nach aktuellem Stand könne auch bei vielen Unternehmen, bei denen Ende Januar noch keine Investorenlösung gefunden wurde, der Geschäftsbetrieb fortgesetzt werden.
Ambitioniertes Wachstum bringt Ziegler in Schwierigkeiten
Die Ziegler Group mit einem Jahresumsatz von zuletzt 750 Millionen Euro und über 3.000 Mitarbeitern in Deutschland, Schweden und Rumänien zählt zu den großen Zulieferern der Bauindustrie. Kerngeschäft ist die Holzproduktion und -verarbeitung für die Baubranche. In den letzten Jahren habe Ziegler durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen, so Insolvenzverwalter Böhm. Zur Gruppe gehören mittlerweile über 30 Gesellschaften, die unter anderem in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Fensterbau sowie in der Haustechnik aktiv sind. Ziegler wollte einer der größten Öko-Fertighausproduzent des Landes werden mit einem Absatz von bis zu 3.000 Häuser pro Jahr. Durch den Einbruch der Bauindustrie infolge des Ukraine-Krieges sei die Ziegler Gruppe „mitten in ihrer Wachstumsphase“ schwer getroffen worden, so Böhm. In den Zeitungen ist die Rede ist von rund 800 Millionen Euro Schulden.
Lange Reihe von Insolvenzen am Bau
Die Ziegler Group hatte zuletzt mit einem Modulbau-Projekt in Passau von sich reden gemacht. Dort erstellte das Unternehmen einen Hotelbau aus Holzmodulen. Im Juni bekam das Bauprojekt sogar Besuch von Bayerischen Landtagsabgeordneten. Für sich selbst hat Ziegler in Plößberg im letzten Jahr einen aufwändigen Firmensitz mit dem Projektnamen „Hohes Holz“ gebaut, das aussieht wie ein überdimensionales Baumhaus. Die Insolvenz des Konzerns setzt eine lange Reihe von Insolvenzen großer Unternehmen der Baubranche fort, wie die der Gröner Group, der Helma-Gruppe und der Building Partners Group.
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