Studie warnt vor Kollaps des sozialen Wohnungsmarkts
Eine neue Wohnungsbau-Studie hat für dieses Jahr ein Wohnungsdefizit von über 700.000 Wohnungen ermittelt. Vor allem der soziale Wohnungsbau ist betroffen. Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft, Sozial- und Bauverbänden fordert deshalb Bund und Länder auf, einen 50 Milliarden schweren Sonderfonds für soziales Wohnen zu schaffen.
Das Mischen wird digital
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Studie schlägt Alarm: Rekord-Wohnungsnot droht
Grundlage der Forderung nach einem Sonderfonds ist eine aktuelle Wohnungsbau-Studie des Pestel-Instituts, Hannover, und des Kieler Bauforschungsinstitut ARGE, die das Bündnis in Auftrag gegeben hat. Danach droht bereits in diesem Jahr eine Wohnungsnot in Rekordhöhe. Schon jetzt gebe es einen Rekord-Wohnungsmangel, sagte Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts: Mit über 700.000 fehlenden Wohnungen sei es „das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren. Bei den bezahlbaren Wohnungen wird das ohnehin schon massive Versorgungsloch immer größer; bei den Sozialwohnungen ist es längst ein Krater“. Durch die hohe Zuwanderung werde sich das Defizit noch erheblich ausweiten. Zugleich brauche Deutschland eine starke Zuwanderung, so Günther, aber: „Zu teures Wohnen führt nicht dazu, dass mehr Zuwanderer zu uns kommen.“
Bauen und Wohnen wird immer teurer
Derweil ist der Wohnungsbau eingebrochen, das Bauen wird immer teurer. Von einem „dramatischen Kostensprung“ in den letzten zwanzig Jahren beim Wohnungsneubau spricht Prof. Dietmar Walberg, Institutsleiter der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) in Kiel. Nach seiner Prognose werden die Kosten beim Neubau bis Mitte dieses Jahres nahezu zweieinhalb Mal so hoch sein wie noch im Jahr 2000 – das ist eine Steigerung von 148 Prozent. Der Neubau einer Mietwohnung kostet in einer Großstadt nach seiner Berechnung heute durchschnittlich fast 4.900 Euro für einen Quadratmeter Wohnfläche inklusive Grundstück. „Damit haben wir uns deutlich aus dem Bereich geschossen, der den freifinanzierten Neubau überhaupt noch möglich macht“, so Walberg. Der Leiter der ARGE hatte schon im letzten Jahr vor einer sozialen Schere im Wohnungsbau gewarnt.
Weitere Maßnahmen für mehr sozialen Wohnungsbau
Die Förderung für den sozialen Wohnungsbau müsse komplett neu aufgestellt werden, so das Bündnis. Um hier für eine Belebung zu sorgen, müsse dem Neubau von Sozialwohnungen Priorität eingeräumt werden. Dazu müsse zunächst die Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von 19 auf 7 Prozent abgesenkt werden. Auch Förderanträge müssten deutlich schneller bearbeitet werden, ähnlich wie in Schleswig-Holstein, wo die Bearbeitung eines Förderantrags für den Bau von Sozialwohnungen in der Regel nicht länger als vier Wochen dauere.
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Zudem müsse es das Ziel sein, den Bau von Sozialwohnungen deutlich zu erleichtern. Dazu schlägt das Bündnis ein Sonderprogramm vor, mit dem sich regulärer Mietwohnungsbau in sozialen Wohnungsbau umwandeln lasse, also aus geplanten, aber noch nicht fertig gebauten Wohnhäusern geförderte Sozialwohnungen entstehen. Grundsätzlich sei zu überdenken, wieviel der Klimaschutz dem Staat beim Neubau wert sei.
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