Maßnahmenpaket reicht nicht für 400.000 Wohnungen
Der Wohnungsbau in Deutschland soll vereinfacht und beschleunigt werden. Ein Paket von über 180 einzelnen Maßnahmen hat das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ dafür jetzt vorgestellt. Das Echo aus der Bauwirtschaft, die daran selbst mitgewirkt hat, ist allerdings gespalten. Es mehren sich kritische Stimmen, die das Wohnungsbaupaket für unzureichend halten.
Das Mischen wird digital
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187 Einzelmaßnahmen enthält die To-Do-Liste, die sich das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“, an dem 35 Akteure beteiligt sind, auferlegt hat. Das Maßnahmenpaket soll durch mehr Baulandmobilisierung, Nachverdichtung in Ballungsgebieten, Fachkräftesicherung sowie eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen den Neubau von Wohnungen ankurbeln. Die Vorgabe sind nach wie vor 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 im sozialen Wohnungsbau. Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeskanzler Olaf Scholz sind sich einig: An diesem Ziel wird der Bund festhalten – trotz der stark gestiegenen Baupreise.
Baugewerbe pocht auf schnelle Umsetzung
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) wertete den Gipfel im Anschluss als „guten Auftakt“. „Diese von uns allen Beteiligten erarbeiteten und abgestimmten Vorschläge müssen jetzt auch schnellstmöglich umgesetzt werden“, sagte ZDB-Präsident Reinhard Quast. Oberste Priorität müsste nun der soziale Wohnungsbau bekommen. In den letzten beiden Jahren seien jeweils weniger als 25.000 Wohnungen bewilligt worden. „Das ist eindeutig zu wenig.“
IG Bau: Sozialverträgliche Sanierung nur Randthema
Bauindustrie: 400.000 Wohnungen nicht realisierbar
Stark in Zweifel gezogen wird in der Bauwirtschaft allerdings die Zielvorgabe. „Das Maßnahmenpaket enthält wichtige Punkte, um den Wohnungsbau in Deutschland voranzubringen. Wir stehen hinter dem Ergebnis“, so HDB-Präsident Peter Hübner. „Allerdings befinden wir uns nicht in Normalzeiten, weshalb mehr nötig sein wird, um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum auch in Krisenzeiten zu decken.“ In der aktuellen Situation mit stark gestiegenen Baupreisen und Fachkräftemangel würden weitere Anstrengungen gebraucht, um das politische Wohnungsbauziel zu erreichen. Er forderte vor allem eine massive Förderung des Neu- und Umbaus, eine Unterstützung der Kommunen für Schulen, Straßen und Kitas sowie steuerliche Anreize. „Wir brauchen mehr Wucht im Wohnungsbau“, so Hübner.
Auch Thomas Möller, Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg, glaubt nicht an die Machbarkeit der Zielvorgabe. 400.000 neue Wohnungen pro Jahr würden zumindest dieses Jahr „mit Sicherheit verfehlt“, so Möller. „Allein für Baden-Württemberg hätte das rund 50.000 Neubauwohnungen jährlich bedeutet. Im Moment liegen wir deutlich unter dieser Zahl und werden sie bis Jahresende auch nicht erreichen“, so Möller. Die Nachfrage im Südwesten sinke rapide, es gebe immer mehr Auftragsstornierungen.
Wohnungsbau-Investoren legen Projekte auf Eis
Die 400.000-Wohnungen-Vorgabe kritisierte auch BVMB-Geschäftsführer Dirk Stauf im Vorfeld des Wohnungsbaugipfels. „Das ist momentan ein völlig unrealistisches politisches Ziel“, so Stauf. Wegen der steigenden Baupreise sei aktuell das Projektgeschäft im Wohnungsbau eingebrochen. Die Finanzierung werde für die Investoren zu teuer, so dass die Renditen nicht mehr stimmten. „Diese Projekte sind nicht gestorben, sie werden entweder zu einem höheren Preis oder zu anderen Rahmenbedingungen, zum Beispiel einer niedrigeren Qualität, fortgesetzt werden“, prognostiziert Stauf. Das werde unter Umständen mehrere Jahre dauern.
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Weiter steigende Baupreise
Gleichzeitig meldet das ifo Institut eine Stornierungswelle im Wohnungsbau, die sich weiter aufbaut. So waren laut ifo im September 16,7 Prozent der befragten Bauunternehmen von Auftragsstornierungen im Wohnungsbau betroffen, nach 11,6 Prozent im August. „Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine“, so Felix Leiss vom ifo Institut. Die Lage wird sich auch nicht entspannen, denn für die nächsten Monate seien auf breiter Front weitere Preiserhöhungen geplant, so Leiss.
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