Bauwirtschaft kritisiert Investitionspolitik der öffentlichen Hand
Die Nachfrage nach Bauleistungen ist gesunken, der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist eingebrochen. Von der versprochenen Bau- und Investitionsoffensive des Bundes spürt die Branche so gut wie nichts. Die öffentliche Hand hat ihre Investitionstätigkeit nicht an die Preisentwicklung angepasst, kritisiert die Bauwirtschaft.
Das Mischen wird digital
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Müller: „Politik vernachlässigt steigende Preise“
Dabei gibt es Bauaufgaben genug. Nicht nur im Wohnungsbau, wo die Aufträge im September um real 26,6 Prozent eingebrochen sind. Gravierend sind mittlerweile auch die Beeinträchtigungen durch die marode Infrastruktur. Nach einer Studie des IW Köln sehen sich inzwischen 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, 20 Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren. Vor allem unter den Mängeln in der Straßen- und Energieinfrastruktur, aber auch im Bereich Schiene leide die Wirtschaft, so Müller. „Diese Probleme sind nicht neu, sie sind Ausdruck einer falschen Investitionspolitik, da die Politik steigende Preise vernachlässigt und ihre Investitionen und Förderprogramme nicht entsprechend anpasst – zu Lasten der Wirtschaft, der Bürgerinnen und Bürger und am Ende auch der Bauwirtschaft“, sagte Müller.
Bau fordert attraktivere Rahmenbedingungen für Investoren
„Unsere Befürchtung hat sich bestätigt, dass die öffentliche Hand ihre Bauinvestitionen nicht der Preisentwicklung anpassen wird. Dadurch fällt das Investitionsniveau“, kritisiert Müller. Angesichts maroder Brücken, Straßen und Schulen müssten sich Bund, Länder und Gemeinden ihrer Verantwortung hinsichtlich einer funktionierenden Infrastruktur bewusst sein. Es sei „absolut dringlich“, die Neubauförderung massiv aufzustocken und degressive Abschreibungsmöglichkeiten für Investoren ab dem neuen Jahr einzuführen, allein um die Mehrkosten steigender gesetzlicher Standards zu finanzieren und mehr Wucht im Wohnungsbau zu erzeugen.
Um dem Einbrechen der Baukonjunktur entgegenzuwirken, fordert die Bauwirtschaft attraktivere Rahmenbedingungen in einem gemeinsamen Positionspapier von HDB, Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), der Bundesverband Baustoffe Steine und Erden (bbs) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). ZDB-Präsident Reinhold Quast hatte unlängst auf dem Baugewerbetag mehr Aufträge für die Bauwirtschaft und verlässlichere Rahmenbedingungen für Investoren gefordert.
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„Weniger zu investieren, ist das völlig falsche Signal“
Um die Bauwirtschaft nicht nachhaltig in Gefahr zu bringen, müssen faire Lösungen gefunden werden, meint auch der stellvertretende Präsident der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB), Jürgen Faupel. Die Bauwirtschaft stehe aktuell vor den größten Herausforderungen der vergangenen zehn Jahre angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf Bauprojekte. Sorgen bereiten dem Verband vor allem die ab 2024 rückläufigen Investitionen im Bereich Bundesfernstraßenbau. Hier stünden nicht nur der Bund und die Länder, sondern auch die Kommunen in einer großen Verantwortung. „Weniger zu investieren, obwohl die Baupreise enorm gestiegen sind, halten wir für das völlig falsche Signal“, kritisiert Daniel Jonas, Abteilungsleiter der BVMB für den Bereich Straßen-, Tief- und Ingenieurbau. Der Bund habe selbst erkannt, dass unzählige Brücken im Bereich der Autobahnen und Bundesstraßen längst ihren Zenit überschritten haben und dringend saniert oder erneuert werden müssen. Faupel: „Trotzdem plant man eine Reduzierung der Investitionen in den nächsten Jahren. Das passt hinten und vorne nicht zusammen.“ Noch sei die Auftragslage der Unternehmen gut bis befriedigend. „Aber die dunkeln Wolken verdichten sich stark.“
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