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Deutschland-Pakt: Bau-Turbo soll Planen und Bauen beschleunigen
Neubau der Salzbachtalbrücke in Wiesbaden: Der "Deutschland-Pakt" soll die Basis schaffen für mehr Tempo bei der Erneuerung der Infrastruktur. | Foto: Porr

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Baulücken schließen, Gebäude aufstocken oder brachliegende Flächen in bezahlbaren Wohnraum umwandeln: Die vereinbarten Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder zielen darauf, dass solche Bauvorhaben schneller geplant und umgesetzt werden können. Schon in ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Koalition die Planungsbeschleunigung festgeschrieben. Der jetzt beschlossene „Bau-Turbo-Pakt“ werde mit zahlreichen Maßnahmen für die notwendige Beschleunigung sorgen, sagte dazu Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. „Dazu zählt, dass die Länder ihre rechtlichen Vorgaben vereinfachen und vereinheitlichen. Bislang mussten Bauunternehmen in jedem Bundesland separate Baupläne vorlegen, weil es z.B. besondere Vorgaben für die Höhe von Geländern gab. Künftig kann durch einheitliche Vorgaben deutschlandweit schneller geplant und gebaut werden, und dies auch in serieller und modularer Produktion“, so die Bauministerin. Künftig solle mehr in die Höhe und auf Dächern gebaut werden. Dabei soll zeitlich begrenzt mit Einverständnis der Gemeinde vor Ort auf einen Bebauungsplan verzichtet werden können, was die Bauämter entlasten soll. Mit der geplanten Baugesetzbuch-Novelle sollen zusätzliche Baurechte im Siedlungsbereich und die Festsetzung von gefördertem Wohnraum in Bebauungsplänen dafür sorgen, dass schneller Wohnungen gebaut werden können.
Der von Bund und Ländern beschlossene „Bau-Turbo-Pakt“ werde mit zahlreichen Maßnahmen für die notwendige Beschleunigung von Bauplanung und Genehmigung sorgen, sagte Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. | Foto: HDB
Der von Bund und Ländern beschlossene „Bau-Turbo-Pakt“ werde mit zahlreichen Maßnahmen für die notwendige Beschleunigung von Bauplanung und Genehmigung sorgen, sagte Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. | Foto: HDB

Bau-Turbo-Pakt: Das sind die wichtigsten Regelungen

Der „Bau-Turbo-Pakt“ umfasst an die 100 Einzelregelungen. Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen digitalisiert und so massiv beschleunigt werden. Die wichtigsten Regelungen:

  • Baurechtsreform: Im Baugesetzbuch soll die Digitalisierung des gesamten Verfahrens festgeschrieben werden. Vorschriften sollen abgebaut werden. Länder sollen Typengenehmigungen für Gebäude in ihre Landesbauordnungen aufnehmen, damit nicht alle Bauten pro Bundesland neu geprüft werden müssen.
  • Stichtagsregelung: Gegen ausufernde Verfahren sollen soll es künftig sogenannte „Genehmigungsfiktionen“ geben. Anträge werden nach Ablauf von Fristen einfach als genehmigt angesehen.
  • Kürzere Fristen sollen vor allem bei Windenergieanlagen und im Verkehrsbereich eingeführt werden, sie sollen aber vom Bund auch auf weitere Planungsgesetze ausgeweitet werden. Damit Daten nicht immer wieder neu aufgenommen und gutachterlich beurteilt werden müssen, will der Bund eine Gutachterdatenbank und ein Umweltdatenkataster anlegen.
  • Umweltverträglichkeitsprüfung: Künftig sollen bei Ersatzbauten, also wenn etwa ein neues Windrad ein älteres ersetzt, keine neuen Genehmigungen nötig sein.
  • Vorzeitiger Beginn: Der Bund soll rechtssichere Möglichkeiten schaffen, damit Baumaßnahmen bereits vor dem nötigen Bescheid starten und einige Unterlagen erst danach eingereicht oder geprüft werden können.
  • Schwertransporte: Hier sollen bisher nötige, oft kleinteilige Genehmigungen gebündelt werden.

Die Umsetzung des Pakts soll regelmäßig überprüft werden, heißt es in dem Beschluss. Dazu soll eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Leitung des Bundeskanzleramts eingerichtet werden. Erste Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2024 vorliegen.

Bauindustrie: Basis für mehr Tempo beim Planen und Genehmigen

"Die geforderte Anpassung der Landesbauordnungen an die Musterbauordnungen bleibt hinter unseren Erwartungen zurück." Tim-Oliver Müller, HDB-Hauptgeschäftsführer | Foto: HDB/Bollhorst
"Die geforderte Anpassung der Landesbauordnungen an die Musterbauordnungen bleibt hinter unseren Erwartungen zurück." Tim-Oliver Müller, HDB-Hauptgeschäftsführer | Foto: HDB/Bollhorst

Mit dem Pakt werde die Grundlage geschaffen, deutlich mehr Tempo bei der Erneuerung der Infrastruktur in Deutschland zu schaffen, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Wichtige Forderungen der Bauindustrie würden darin aufgegriffen, es dürfe aber nicht bei Ankündigungen bleiben. Wichtig sei deshalb das vereinbarte Monitoring der Umsetzung der Maßnahmen. Müller begrüßte vor allem das Instrument der Legalplanung, die Einführung einer Stichtagsregelung sowie Erleichterungen bei den umwelt- und artenschutzrechtlichen Anforderungen. Die befristete Einführung einer Genehmigungsfiktion nannte er als zentrales Instrument zur Verfahrensbeschleunigung „besonders erfreulich“. Ebenso begrüßte Müller, dass Hindernisse für den Einsatz von Building Information Modeling (BIM) beseitigt werden sollen.

Kritik übte Müller an der vorgesehenen Anpassung der Landesbauordnungen an die Musterbauordnungen. Hierin bleibe der Pakt hinter den Erwartungen der Bauindustrie zurück. Nicht sinnvoll sei die Beschränkung bei den Verkehrswegen auf die Schiene. Hier müsste die Ertüchtigung aller Verkehrsträger in den Fokus genommen werden. Zudem müssten vergabe- und haushaltsrechtlichen Bedingungen angepasst werden, um der Trennung von Planen und Bauen entgegenzuwirken.

Baugewerbe: Vereinfachung von Schwertransporten konkret machen

„Die Diskussion über schnelleres Planen und Bauen führen wir schon seit Jahren – jetzt müssen Taten folgen.“ ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa | Foto: ZDB/Anne Hufnagl
„Die Diskussion über schnelleres Planen und Bauen führen wir schon seit Jahren – jetzt müssen Taten folgen.“ ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa | Foto: ZDB/Anne Hufnagl
Der Zentralverband Deutschen Baugewerbe begrüßt den Bund-Länder-Pakt. Die Beschränkung von Umweltverträglichkeitsprüfungen und eine Harmonisierung der einzelnen Landesbauordnungen zur Beschleunigung des Wohnungsbaus würden allein schon mehr Tempo in die Planungsphase bringen, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Nach jahrelangen Diskussionen müssten jetzt allerdings Taten folgen. Das gelte auch für das Vorhaben, die Durchführung und die Genehmigung von Großraum- und Schwertransporten (GST) zu vereinfachen. „Wo der Beschluss noch vage bleibt, fordern wir eine konkrete Vereinfachung im Falle der Unterschreitung genehmigter Abmessungen und Gewichte. Es kann nicht sein, dass eine GST-Genehmigung neu beantragt werden muss, weil der Unternehmer einen kleineren Bagger zur Baustelle transportieren will", so Pakleppa.

BVMB fordert 6-Monats-Frist für die Umsetzung

Zur Eile mahnt die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB). "Die verschiedenen Vorhaben müssen am besten innerhalb eines halben Jahres umgesetzt werden“, fordert BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka. Dafür müsse es eine verantwortliche Stelle beim Bund geben, die mit den Ländern für die Umsetzung sorge. Die Umsetzung solle in den Gesetzen direkt mit Fristen unterlegt sein, um eine zügige Realisierung zu gewährleisten, forderte Gilka. „Wir haben schon öfter das Versprechen z.B. für die Digitalisierung vom Bund und den Ländern gehört – aber wenig bis nichts ist passiert und umgesetzt.“

Haus & Grund: "Dachgeschossausbau ist mega"

Licht und Schatten sieht auch der Eigentümer-Verband Haus und Grund Schleswig-Holstein in dem Bund-Länder-Pakt. "Den Dachgeschossausbau zu erleichtern, ist mega", sagte dazu Vorsitzender Alexander Blažek. "Hier legen die Bauämter den Bauherrn häufig Steine in den Weg. Das Potenzial, damit Wohnraum zu schaffen, ist enorm. Genauso positiv ist die Abschaffung der Stellplatzpflicht, die Haus & Grund schon lange fordert." Keine Lösung, um den Wohnungsbau zu pushen, dagegen sei das serielle und modulare Bauen. Diese Bauweise lohne sich nur bei Großvorhaben mit mehr als einhundert Wohnungen.

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