Iveco X-Way 8x4 mit Dreiseitenkipper im Test
Hat der neue Italo-Kipper das Zeug, den dominierenden Bauhelden deutscher Lkw-Hersteller den Markt streitig zu machen? Ein Vierachser mit 570 PS, Dreiseitenkipper und großzügig geschnittener Active Space-Kabine soll bei einer Testfahrt Aufschluss geben.
Das Mischen wird digital
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Baufahrzeuge von Iveco haben Tradition. Einst verrichteten die robusten Lkw der Marke Magirus-Deutz mit luftgekühlten KHD-Motoren in sibirischer Kälte genauso zuverlässig ihren Dienst wie in afrikanischer Hitze. Die Iveco-Nachfolger von heute sind moderner, mit wassergekühlten Triebwerken unterwegs und bieten wesentlich mehr Komfort. An Zuverlässigkeit, Geländetauglichkeit und Robustheit scheinen sie dagegen kaum verloren zu haben. Das ist zumindest der Eindruck, den der Iveco X-Way 8x4 mit Meiller-Dreiseitenkipper auf einer ausgiebigen Probefahrt südlich von Ulm hinterlassen hat.
Für harte Offroad-Parcours ist der X-Way 8x4/4 mit der Bezeichnung „AS 360 X 57 Z/P HR ON+“ nicht gemacht. Allein das „ON+“ deutet auf den Straßeneinsatz mit gelegentlichen Abstechern ins Gelände hin. Das beschert ihm zwar größere Böschungswinkel und mehr Bodenfreiheit als bei der reinen „ON“-Variante für befestigte Straßen, jedoch reichen diese Maße nicht an das Setup „OFF“ für den Geländeeinsatz heran. Dann bekommt der X-Way auch eine Geländezulassung und darf ohne Frontunterfahrschutz auf die Straße. Für richtig extreme Fahrten im Gelände empfiehlt Iveco den T-Way, der jetzt den bewährten Trakker ablöst.
Unser straßenhomologierte Solokipper tritt mit obligatorischem Frontunter-fahrschutz, Stahlschürze, Kamera und Sensoren für verschiedene Fahrer-assistenzsysteme an. Damit sind ACC, Notbremsassistent mit Kollisions-warner und Eco-Roll an Bord und erhöhen die Sicherheit. Dafür fehlt die Prallplatte unterm Bug. Sie soll die empfindlichen Aggregate vor Bodenkontakt schützen. Die kompakte Abgasanlage sitzt rechts zwischen Vorder- und Hinterachsen mit langem Weg für das Abgasrohr. Alternativ gibt es bei Iveco die vertikale Auspuffanlage hinterm Fahrerhaus, wo sie wenig stört. Im Iveco-Baukasten befinden sich auch Panzerungen für Ölwanne und Kühler sowie diverse Stoßstangen-Ausführungen mit unterschiedlich stabilen Kantenabschlüssen je nach Einsatzzweck.
Eingeschränkte Bodenfreiheit
Der Blick unter das Fahrzeug offenbart die vordergründige Straßennutzung. Während sich die Stabis vorn noch dicht an die gekröpften Vorderachsen schmiegen, liegen sie hinten zusammen mit den Stoßdämpferaufnahmen weit unter den Achskörpern der Doppelachsen und schränken den Freigang im Gelände ein. Die Antriebsachsen hängen an dreiblättrige Parabelfedern und stabilen Lenkern. Der Spurtreue schadet die kräftige Auslegung nicht. Auch kommen die Stahlfedern mit den bautypischen Strapazen im Gelände gut zurecht und bieten ordentliche Überlastreserven. Leer auf der Straße lassen die Rauhbeine zwar mehr Stöße zum Fahrer durch, dennoch ergibt sich zusammen mit den parabelfederten Vorderachsen und der vollluftgefederten Großraumkabine „Active Space“ ein guter Fahrkomfort auf allen Wegen.
Achsen und Motor: Fast zu viel des Guten
Verwunderlich ist, dass Iveco seinem multieinsetzbaren Kipper mit palettenbreiter Meiller-Kippbrücke die extrem belastbaren Außenplanetenachsen spendiert. Einfach übersetzte und leichtere Hypoidachsen in Kombination mit dem verbauten Overdrive-Getriebe hätten für den überwiegenden Straßeneinsatz sicher ausgereicht. Wahrscheinlich sind es die immensen Kräfte am Rad, die das hohe Motordrehmoment erzeugen kann. Deshalb haben sich die Italiener sicherheitshalber für die schwereren AP-Achsen entschieden.
Leistungsmäßig hat Iveco alles in die Waagschale geworfen, was der Cursor 13-Diesel mit 12,9 l Hubraum zu bieten hat. Die 570 PS stellen derzeit die Leistungsobergrenze für den großen Reihensechszylinder dar und sind für einen Vierachser mit 32 t Gesamtgewicht fast zu viel des Guten. Immerhin wuchtet der Common-Railer mit Smart-EGR ab 1.000 Touren ein Drehmoment von üppigen 2.500 Nm auf die Kurbelwelle. Wer mit dem leichteren Cursor 11 und 480 PS gut zurechtkommt, verzichtet zwar auf 200 Nm, spart dafür aber viele Extra-Kilos. Mit dem großen Triebwerk, 16-Gang-Getriebe, doppelt übersetzte AP-Achsen und Großraumfahrerhaus bringt der Vierachser mit Fahrer und vollem Tank fast 15 t Leergewicht auf die Waage. Ein Leichtgewicht sieht anders aus. Gut 17 t Nutzlast bleiben dem wendigen Dreiseitenkipper. Mit fast so viel Ladung geht der X-Way bei unserer Testfahrt auf Tour.
Kabine mit viel Platz und Stauraum
16-Gang-Automatik überzeugt im Gelände
Nach Druck auf die Start-Stopp-Taste werkelt der Motor mit dumpfem Ton vor sich hin. Bereits leicht über Leerlaufdrehzahl stampft der Cursor 13 kraftvoll los. Die 16-gängige Hitronix-Automatik von ZF zügelt sein Temperament. Bei so viel Auswahl wechselt die Schaltbox mitunter etwas zu häufig die Gänge, bis der passende gefunden ist. Die gleiche Box mit nur einem Dutzend Gänge dürfte bei so viel Power ausreichend sein – selbst wenn der Vierachser einmal mit Einachsanhänger als 40-t-Zug auf Reise gehen sollte.
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Ungeachtet dessen kann die Hitronix bei der Testfahrt im Gelände überzeugen. Normale Steigungen auf losem Untergrund nimmt der X-Way souverän unter die Räder. Wird das Gelände schwieriger, helfen Längs- und Quersperre weiter. Die Schaltwechsel gehen schnell und präzise vonstatten, so dass sich der Mensch am Steuer ganz auf das Lenken konzentrieren kann. Die Lenkung selbst arbeitet zielgenau und vermittelt einen guten Fahrbahnkontakt. Die aufzubringenden Lenkkräfte sind gering. Bei Langsamfahrt abseits der Straße muss aufgrund der gewählten Lenkübersetzung aber tüchtig am Volant gekurbelt werden.
Bei höherem Tempo auf der Straße glänzt der Iveco X-Way mit leisem Lauf und hohem Fahrkomfort. Außer Wind- und Reifenabrollgeräusche ist kaum etwas zu hören. Hier klappert und rasselt nichts. Die Achsaufhängungen mit den verstärkten Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachsen verhindern größere Wankbewegungen bei Kurvenfahrt.
Auf Sparsamkeit getrimmt
Beim Thema Sicherheit müssen Kompromisse gemacht werden. Ein Not-bremsassistent ist in dem Straßenkipper zwar verbaut, aber Spurhalteassis-tent und Abbiegeassistent – Fehlanzeige. Letzterer ließe sich allerdings ka-merabasiert nachrüsten. Gewöhnungsbedürftig ist die Betriebsbremse. An allen Achsen bremst der Fahrer ausschließlich über Scheibenbremsen. Trommelbremsen fürs Gelände gibt es nur noch im Iveco T-Way. Erst scheinen ihre Bremsklötze die Scheiben nur sanft zu streicheln, bevor sie ab einem bestimmten Druckpunkt rabiat zupacken. Das fällt im Leerzustand stärker als voll beladen ins Gewicht. Wesentlich sanfter und schonender gehen die verschleißfreien Dauerbremsen ans Werk. Per Lenkstockhebel betätigt greift zuerst die starke Motorbremse ins Geschehen ein, bevor sich mit Stufe 2 der ZF-Intarder bemüht.
Unsere Meinung zum Iveco X-Way 8x4
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