Pilotprojekt für klimaschonendes Bauen feiert Richtfest

Wie viel CO2 kann im geförderten Wohnungsbau eingespart werden? Diese Frage soll ein Pilotprojekt in Norderstedt beantworten. Mit dem "UBS4" entstehen 71 Sozialwohnungen in klimaschonender Bauweise, bei der erstmals ein Beton verwendet wird, der der den CO2-Fußabdruck deutlich reduziert. Nach elf Monaten Bauzeit wurde jetzt das Richtfest gefeiert.

Pilotprojekt UBS4 in Norderstedt feiert Richtfest
Klimaschonender Neubau: Nach elf Monaten Bauzeit wurde jetzt das Richtfest für das UBS4 in Norderstedt gefeiert. | Foto: blu by Aug.Prien
Das Neubauprojekt „4HÖFE“ ist eines der größten und wichtigsten Bauvorhaben Norderstedts. Im Zentrum der Stadt entstehen aktuell rund 300 Eigentums-, Miet- und Seniorenwohnungen auf insgesamt vier Baufeldern. Auf einem davon ist im Sommer 2023 ein besonderes Pilotprojekt an den Start gegangen. Die Firma blu – Gesellschaft für nachhaltige Immobilienprojekte mbH, ein Tochterunternehmen der Hamburger Aug. Prien Bauunternehmung, baut hier 71 klimaschonende Sozialwohnungen. Ziel des Bauvorhabens mit dem Projektnamen „UBS4“ ist es, ein Gebäude zu errichten, das gegenüber einer konventionellen Bauweise möglichst viel CO2 einspart. Das Projekt ist vom Land Schleswig-Holstein zum landesweiten Modellvorhaben ernannt worden.

Ziel des neuen Unternehmens blu sei es nicht, Kosten zu optimieren und Profit zu maximieren, sagte Michael Groß, Geschäftsführer der Aug. Prien Bauunternehmung beim Richtfest. Das vor zwei Jahren gegründete "Innovation Hub" sei auf diesem Baufeld mit der Zielsetzung angetreten, die CO₂-Bilanz des Gebäudes soweit wie nur möglich zu verbessern. „Wir testen hier, was geht und was sinnvoll ist – sowohl im Bau als auch im späteren Betrieb.“

UBS4: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit im Einklang

Dabei setzt das Projektteam auf verschiedene Maßnahmen. Bei der Tragwerkkonstruktion wird nur ein Minimum an Stahlbeton eingesetzt und der großflächige Einsatz von Holz forciert. Carbon-Betonplatten für Tragwerk und Balkone reduzieren die Masse und damit Emissionen. Die Holzrahmenwände sind mit nachwachsender Zellulose gedämmt, im Innenausbau werden Strohbauplatten statt Gipskarton verwendet. Die Fassaden der drei vier- bis fünfgeschossigen Gebäude werden aus Recycling-Klinker erstellt. Bauelemente wie Stahlbetondecken, Holzrahmenwände und Verblendfertigteilfassaden setzen auf Standardisierung und werkseitige Vorfertigung, Bäder und Küchen werden als Module geliefert. Strom und Wärme sollen Photovoltaikanlagen auf dem Dach und eine große Wärmepumpe liefern.

Geopolymerbeton spart bis zu 75 Prozent CO2

Eine Besonderheit des "UBS4" ist, dass für sämtliche Betonbauteile kein zementöser Beton, sondern Geopolymerbeton verwendet wird. Diesen Baustoff für den Hochbau zu nutzen, ist in Deutschland bisher einmalig. Geopolymerbeton enthält statt Zement Bindemittel auf Basis industrieller Nebenprodukte wie Hüttensand oder Flugasche (für dieses Projekt geliefert von Holcim Deutschland). Für den Gesamtbedarf des Projekts von rund 2.500 m³ Beton wird der zementfreie "Earth Friendly Concrete" (EFC) verwendet, den die MC-Bauchemie, Hersteller bauchemischer Produkte aus Bottrop, entwickelt hat. Im Vergleich zu Referenzbetonen auf Zementbasis ermögliche der EFC eine CO₂-Ersparnis von bis zu 75 Prozent, heißt es von MC-Bauchemie. Die DIBt-Zulassung hat der Beton im September 2019 erhalten.

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Auf dem Gebiet der Bindemitteltechnologie für zementfreie Betone hat nimmt die MC Bauchemie eine Vorreiterrolle ein. So hat der Bottroper Hersteller auch einen zementfreien Ringspaltmörtel für den Bau des Filtertunnels entwickelt.

Die Gebäude werden auf einem Stahlbetonsockel aus Geopolymerbeton errichtet. | Foto: Aug. Prien Bauunternehmung
Die Gebäude werden auf einem Stahlbetonsockel aus Geopolymerbeton errichtet. | Foto: Aug. Prien Bauunternehmung

UBS4 mit Geopolymerbeton gebaut

Bei der Herstellung des zementfreien Betons war ebenfalls die Expertise des Bottroper Bauchemie-Spezialisten gefragt. So war für die Aktivierung des Bindemittels ein Aktivatoren-Compound von MC-Bauchemie nötig, zudem kam das Hochleistungsfließmittel MC-PowerFlow 4100 zum Einsatz. Damit konnten die Verarbeitungseigenschaften für den Transportbeton und für die Fertigteile exakt eingestellt werden. Damit der Arbeitsfluss optimal laufen konnte, sorgte MC-Bauchemie auch für die passende Gebindgröße für die Mischeinheiten.

Auch die standardisierten Fertigteilelemente wurden aus Geopolymer gefertigt. | Foto: Aug. Prien Bauunternehmung
Auch die standardisierten Fertigteilelemente wurden aus Geopolymer gefertigt. | Foto: Aug. Prien Bauunternehmung

Das hat ganz offensichtlich gut funktioniert. Im Oktober 2024 sollen die Wohnungen schon bezugsfertig sein. “Wir freuen uns sehr, dass wir mit diesem Bauvorhaben einen Beitrag hin zum klimagerechten Bauen leisten können", so blu-Geschäftsführer Carsten Joost. "Das Projekt zeigt, was in der Baubranche möglich ist, wenn sich viele Akteure auf ein gemeinsames Ziel verständigen und ihre Kompetenzen bündeln.“ Das Gebäude soll „QNGB plus“ und „DGNB Gold“ zertifiziert werden.

Baustelle "4Höfe" in Norderstedt: Rund 300 Wohnungen entstehen hier, 71 allein im „UBS4“. | Foto: blu by Aug.Prien
Baustelle "4Höfe" in Norderstedt: Rund 300 Wohnungen entstehen hier, 71 allein im „UBS4“. | Foto: blu by Aug.Prien

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