Seit Jahren bekommt die Baubranche den Fachkräftemangel zu spüren und muss viele Ausbildungsplätze unbesetzt lassen. In Corona-Zeiten ist die Suche nach Ausbildungswilligen noch schwieriger geworden. Gleichzeitig tut sich die Branche damit schwer, neue Potenziale bei der Personalakquise zu heben. Nach wie vor spricht sie zum Beispiel kaum Frauen an, wenn es um baugewerbliche Berufe geht. Beim Frauenanteil trägt das Baugewerbe noch immer das Schlusslicht im Vergleich zu anderen Branchen. Dabei hat sich in den letzten Jahren viel getan, was die Arbeit am Bau körperlich erleichtert, vor allem in der Maschinentechnik.

Für Bauunternehmerin Janet Lange sind das genug Gründe zum Handeln. Immer wieder plant sie besondere Aktionen für die Nachwuchsakquise, so hat sie zum Beispiel kürzlich zu einer Baustellenbesichtigung in Dresden eingeladen, oder sie organisiert ein „Anbaggern“ auf ihrem Firmengelände in Laußnitz: Dabei dürfen die Jugendlichen aus der Region je eine Stunde lang unter Anleitung einen der vier Bagger bedienen. „Viele baggern sonst mit ihrer Spielekonsole und wundern sich, dass es live fast genauso funktioniert“, sagt die Geschäftsführerin. „Auch die Mädels baggern gerne, wie wir gerade jetzt wieder feststellen durften.“

Baugeräteführerin gesucht

Weibliche Baggerfahrer hätte Janet Lange gern in ihrem Betrieb. „Eine oder mehrere Baugeräteführerinnen wären schon toll“, meint die 47-Jährige. „Mädchen beziehungsweise Frauen sind perfekt zum feinfühligen Steuern der Geräte.“ Dass sie als Chefin eines Bauunternehmens auch als Vorbild dient, merkt sie bei der Personalakquise durchaus, auch wenn sie dabei junge Frauen nicht explizit anspricht: „Auf mich als Frau kommen ganz automatisch Frauen und Mädchen zu.“

Wie beispielsweise Jessica Meißner. Die 17-Jährige war schon mal zum Baggern da. Jetzt plant sie nach ihrem Abitur an der Dresdner BSZ für Gesundheit und Sozialwesen ein Baustudium. „Wenn man schon mal mit einem Bagger umgehen kann, muss man an der Uni oder der BA nicht bei null anfangen“, sagt die Schülerin. „Außerdem macht mir das Baggern ja auch Spaß.“

Mit Begeisterung im Bauberuf

Dass nicht nur der Umgang mit Baumaschinen, sondern der Job generell Freude machen kann, vermittelt Janet Lange dem potenziellen Firmennachwuchs auch bei solchen Aktionen. „Es ist perfekt, in der Branche zu arbeiten“, sagt die Geschäftsführerin mit Überzeugung. Jungen Frauen, die überlegen, einen Bauberuf zu ergreifen, würde sie immer zuraten: „Unbedingt machen! Es gibt nichts Schöneres!“

Dabei war es nicht von Beginn an selbstverständlich, dass sie die Leitung des Familienunternehmens übernehmen würde. Die Firmennachfolge war eigentlich für ihren Bruder vorgesehen, erzählt sie. Doch nach ihrem BWL-Studium stieg sie in die Geschäftsleitung ein. Heute ist auch ihre eigene Tochter im Betrieb beschäftigt, als Bauleiterin. Dieser Beruf sei allerdings nicht sehr familienfreundlich, sagt Janet Lange, ein „never ending fulltime-Job“ eben.

Nächstes „Anbaggern“ bei Lange

Auf die Frage, wie man den Frauenanteil am Bau erhöhen könnte, nennt sie vor allem zwei Dinge: „Bundesweite Kampagnen und eine generelle Imageerhöhung der Baubranche“. Hier sieht die Chefin der Heinz Lange Bauunternehmung vor allem die Tarifparteien in der Pflicht.

Der nächste Baggertag bei Heinz Lange findet übrigens am 27. März statt, einige Termine sind noch frei. Anmeldung per Mail an neugierde@heinz-lange-tiefbau.de