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Frauen bauen – aber selten oben

Über 50 Prozent der Architekturstudenten in Deutschland sind weiblich. Dennoch werden nur sechs Prozent aller Architekturbüros von Frauen geführt. Der bereinigte Gender Pay Gap liegt in der Branche bei 8,1 Prozent – selbst bei vergleichbaren Positionen, Berufserfahrung und Bürogröße. Dass sich Frauen dennoch behaupten, auf der Baustelle wie im Büro, zeigt das Beispiel der Architektin Jutta Hahne-Lammers. Sie nimmt mit ihrem Büro an der Ausstellung "Frauen bauen!" im Rahmen des "Women in Architecture Festivals 2025" teil.

Frauen in der Architektur: Jutta Hahne-Lammers im Porträt
Architektin Jutta Hahne-Lammers im Jahr100Haus in Molfsee, wo die Ausstellung „Frauen bauen!“ im Rahmen des Women in Architecture Festivals 2025 gezeigt wird. | Foto: B_I MEDIEN/Mira Jacobsen

Wir treffen Jutta Hahne-Lammers im Freilichtmuseum Molfsee. Sie arbeitet seit 35 Jahren als Architektin und ist gleichzeitig Mutter von zwei Kindern. In Molfsee wird das Jahr100Haus mit der Ausstellung „Frauen bauen!“ bespielt. An der Fensterfront eines breiten Ganges: großformatige Tafeln mit Porträts, Projekten und Zitaten. Ausgestellt sind Architektinnen aus verschiedenen Generationen und Orten, mit verschiedenen Werdegängen. Es ergibt sich ein vielfältiges Bild davon, wie weibliche Architektur aussehen kann und wie sie sich im Laufe der Generationen verändert hat.

Sichtbar machen, was da ist

„Ich war überrascht, wie viele beeindruckende Frauen Teil der Ausstellung sind – auch solche, die ich selbst nicht kannte“, sagt Hahne-Lammers beim Rundgang. Das allein zeigt schon, wie wenig weibliche Beiträge zur Baukultur bisher sichtbar gemacht wurden. Für sie sei die Ausstellung deshalb ein wichtiger Schritt: „Es geht nicht um Selbstdarstellung, sondern um Anerkennung.“

Ihr ausgestelltes Projekt, der Umbau des Landgerichts Flensburg im Zuge der Einführung der digitalen Akte, ist technisch anspruchsvoll, interdisziplinär und umfangreich. Für Hahne-Lammers aber vor allem ein Symbol dafür, wie selbstverständlich Frauen heute große Bauprojekte führen können – wenn man sie lässt.

Frauen führen anders

Ihr Büro in Kiel ist eines der wenigen, das konsequent in Frauenhand blieb: Zunächst gemeinsam mit ihrem Mann gegründet, dann an ihre Tochter übergeben, und demnächst Teil einer Partnerschaft mit Kollegin Verena Meyke. Die Atmosphäre im Büro sei nicht bewusst „weiblich“, aber geprägt von Offenheit: „Nicht weil wir nur Frauen wollten – weil es sich so ergeben hat und sehr gut passt.“

Die Realität: Flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice, Kinder und Hunde im Büro – all das gehört dort längst zum Alltag. Projekte werden so verteilt, dass sie auch mit Teilzeit machbar sind. „Und ja, das verlangsamt manchmal Prozesse, aber das ist auch in Ordnung.“

Einblick in die Ausstellung „Frauen bauen!“: Porträts und Projekte von Architektinnen verschiedener Generationen. | Foto: B_I MEDIEN/Mira Jacobsen
Einblick in die Ausstellung „Frauen bauen!“: Porträts und Projekte von Architektinnen verschiedener Generationen. | Foto: B_I MEDIEN/Mira Jacobsen

Frauen auf der Baustelle

In der Bauleitung, einer fast rein männlich besetzten Rolle, zeigt sich der Unterschied im Umgang besonders stark. „Wir führen anders. Wir müssen uns nicht aufspielen, um ernst genommen zu werden.“ Viele Handwerker schätzen den Ton im Umgang, die Kooperation, die Klarheit ohne Härte. Trotzdem bleibt der Frauenanteil im Handwerk verschwindend gering. „Eine Elektrikerin? In all den Jahren vielleicht eine“, sagt Hahne-Lammers.

Dabei ist es für sie selbstverständlich, auf Augenhöhe mit dem Handwerk zu arbeiten. „Wir brauchen einander. Gute Architektur entsteht gemeinsam.“

Gibt es eine weibliche Architektur?

Hahne-Lammers meint ja: „Wir sind sozial anders eingebunden, haben andere Blickwinkel – auf Nutzbarkeit, Angsträume, Atmosphäre.“ Gerade in Stadtgestaltung oder Innenraumplanung sieht sie große Unterschiede. „Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern um Vielfalt im Entwurf.“

Was sich ändern muss

Neben den strukturellen Lücken in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sieht sie vor allem ein gesellschaftliches Problem: „Es kann nicht sein, dass Mütter sich immer noch rechtfertigen müssen, wenn sie arbeiten.“ Viele Architektinnen entwerfen noch heute nachts Projekte, wenn die Kinder schlafen. Es brauche verlässliche Betreuung, echte Gleichstellung in der Care-Arbeit und ein Ende der Schuldfrage.

Eines der aktuellen Projekte von Jutta Hahne-Lammers: die denkmalgerechte Umgestaltung eines historischen Sitzungssaals im Landgericht Flensburg im Zuge der Einführung der elektronischen Akte. | Foto: Anna-Lena Cordts
Eines der aktuellen Projekte von Jutta Hahne-Lammers: die denkmalgerechte Umgestaltung eines historischen Sitzungssaals im Landgericht Flensburg im Zuge der Einführung der elektronischen Akte. | Foto: Anna-Lena Cordts

Mut machen, Netzwerke stärken

Ihr Appell an die nächste Generation ist klar: „Macht weiter. Fragt nach. Werdet laut.“ Niemand könne am Anfang alles. „Aber alle können lernen – und wachsen.“ Formate wie das Women in Architecture Festival seien dabei wichtig, weil sie Vernetzung ermöglichen und Vorbilder zeigen.

Bundesweite Aktion mit regionaler Nähe

Das WIA-Festival läuft vom 19. bis 29. Juni 2025 bundesweit mit insgesamt 144 Akteurinnen und 264 Projekten an über 60 Orten. In jeder Region organisieren Architektenkammern, Hochschulen, Verbände und Initiativen Veranstaltungen – von Filmabenden über Vorträge bis Workshops zur Baustellenführung durch Frauen.

In Schleswig-Holstein zeigt der BDA seine Ausstellung an zwei Orten: im Freilichtmuseum Molfsee und im Übergangshaus Lübeck. Ergänzt wird das Programm durch Filmvorführungen des Dokumentarfilms ADA – My Mother the Architect, Podiumsdiskussionen wie Frau Architekt, wir müssen reden und Führungen am Tag der Architektur am 29. Juni.

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