Schlaues Eisen und der Traum von der Nullemission
Zwei Themen beeinflussen 2016 maßgeblich die Baubranche: Digitalisierung und Kraftstoffeffizienz. Auch wenn es zur Baustelle 4.0 noch ein weiter Weg ist – die Ansätze in Richtung Vernetzung sind ebenso vielfältig wie die Wege, Baumaschinen noch produktiver und sparsamer zu machen. von Hendrik Stellmach
Das Mischen wird digital
Zum Jubiläum präsentiert Collomix die komplett neue Rührwerksreihe XQ mit neuen Antrieben, digitaler Display-Steuerung und hoher Geräuschreduktion.
Zwillingsboom
Richtig Fahrt aufgenommen hat in den vergangenen drei Jahren das Thema Hybridtechnik. Der neue Hybridbagger von Komatsu, der HB365LC-3, macht zwar technisch gesehen nicht vieles anders als sein kleiner Hybrid-Bruder HB215LC-2. Mit 36 Tonnen Einsatzgewicht – und einem entsprechend deutlich leistungsfähigeren Sechszylindermotor – bewegt er sich nun aber endlich im Segment der sogenannten Leistungsgeräte, wo die Technik ihre Vorteile auch optimal ausspielen kann. Denn die Energierückgewinnung funktioniert umso besser, je mehr der Bagger bei der Arbeit schwenkt – und dass tut er in der schweren Erdbewegung, beispielsweise beim Beladen von Lkw, im Extremfall den ganzen Tag lang. Schön für Anwender: Sie haben nun in der 36-Tonnen-Klasse die Wahl zwischen dem elektrischen Hybridkonzept von Komatsu und der hydraulischen Hybridtechnik im Cat-Bagger 336F XE. Wir sind gespannt, welches der beiden Konzepte sich besser am Markt durchsetzen wird.
Caterpillar belässt es vorerst beim 336F XE als einzigem Hybrid-Modell. Der auf der bauma vorgestellte 352F XE ist – obwohl sein Name das suggeriert – gar kein Hybrid, sondern nutzt eine neuartige Hydrauliksteuerung (ACS = adaptive control system), um Kraftstoffeinsparungen von 15 Prozent gegenüber dem Standard-352F zu erzielen. Bei aller Enttäuschung, die man als technikbegeisterter Beobachter über diese Entscheidung empfinden kann: Cat bleibt sich treu in seiner Leitlinie, dass man neue Technologie nicht um ihrer selbst willen umsetzen wolle, sondern nur dann, wenn sie einen Vorteil für die Kunden bringt.
Noch nichts Neues gibt es vom Liebherr-Technologieträger R 9XX concept, den die Biberacher auf der 2013er bauma vorgestellt hatten. Schade, weil das Liebherr-Konzept mit der Verknüpfung von elektrischen und hydraulischen Lösungen sozusagen die Vorteile des Caterpillar- und des Komatsu-Ansatzes kombiniert und so gesehen besonders spannend ist. Man verfolge das Konzept weiter, rechne aber erst mittelfristig mit serienreifen Maschinen, teilte Liebherr mit. Dabei ziehe man momentan den hydraulischen dem elektrischen Hybridansatz vor.
Kobelco-Hybridbagger kommt 2017
Hitachi hat auch schon einige Erfahrung mit Hybridantrieben und bietet seit einem Jahr den ersten Hybridbagger auf dem europäischen Markt an. Wie der Komatsu-Hybrid speichert auch der ZH210LC-5 Energie mit Kondensatoren, führt diese aber nicht nur dem Schwenkantrieb zu, sondern auch anderen Verbrauchern im Trias-Hydrauliksystem des Baggers. Dessen drei Axialkolbenpumpen arbeiten genauer und energiesparender als in konventionellen Zaxis-Baggern und liefern 50 Prozent mehr Ölmenge. Dadurch kann die Hydraulik als Leistungsverstärkung für die Maschine fungieren.
Dass man das hydraulische Hybridkonzept auch in einer Tandemwalze umsetzen kann, zeigte Hamm auf der bauma mit einem Prototyp: Die HD+ 90i PH (Power Hybrid) nutzt einen hydraulischen Speicher, um Energie für Lastspitzen wie beispielsweise beim Anfahren und bei der Aktivierung der Vibration bzw. Oszillation bereitzustellen. Dieser Zusatzantrieb setzt kurzzeitig bis zu 20 kW frei. Dadurch kommt die Walze mit einem 55,4-kW-Motor anstelle des 85-kW-Aggregats aus. Der kleinere Motor arbeitet leiser und braucht kein AdBlue. In Kombination mit den elektrischen Lüfterantrieben und einem Start-Stopp-System ermöglicht der Hybridantrieb der HD+ 90i PH Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch von bis zu 15 Prozent.
Saubere Luft aus der Steckdose
Rein elektrisch ist der Antrieb des neuen Kramer-Radladers 5055e. Er ist der erste vollelektrische Radlader in der 0,5-Kubikmeter-Klasse und soll dem konventionellen Modell in nichts nachstehen. Bis zu fünf Stunden Arbeitszeit und spürbar reduzierte Wartungskosten verspricht Kramer. Die Maschine verfügt über zwei Elektromotoren – einen für die Arbeitshydraulik und einen für den Fahrantrieb –, die von Blei-Säure-Akkus gespeist werden.
Start-Stopp: Öfter mal abschalten!
Der größte Feind der Effizienz ist der Leerlauf, wissen Bauunternehmer und Fuhrparkleiter. Gerade kleinere Radlader tuckern oft die Hälfte der Zeit im Leerlauf vor sich hin. Dass es auch anders geht, zeigte Atlas Weyhausen auf der bauma: Ein neues Start-Stopp-System im Weycor-Radlader AR65e schaltet den Motor ab, sobald keine hydraulische Energie mehr abgerufen wird. Gibt der Fahrer wieder Gas oder bewegt das Lenkrad, schaltet sich der Motor im Bruchteil einer Sekunde wieder ein. Das besondere dabei: Anders als in modernen Pkw spielt die Batterie hierbei keine Rolle. Stattdessen wird ein hydraulischer Druckspeicher im Betrieb gefüllt und lässt den Motor wieder auf Leerlaufdrehzahl hochdrehen. Vorteil gegenüber dem elektrischen Anlasser: Es tritt kein Verschleiß an den Komponenten auf.
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Nach Angaben von Atlas Weyhausen soll das Start-Stopp-System bis zu zehn Liter Diesel am Tag einsparen können. Doch das ist nicht der einzige Vorteil: Wenn der Motor abgeschaltet ist, steht auch der Betriebsstundenzähler still und verschiebt dadurch nicht nur die nächste Wartung nach hinten, sondern sorgt auch für einen höheren Wiederverkaufswert der Maschine. Und auch Baustellenpersonal und Anwohner profitieren von der Technik, weil sie weniger Motorenlärm ausgesetzt sind. Zurzeit sind fünf Maschinen bei verschiedenen Kunden im Testeinsatz.
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