Einsatz von Pflanzenkohle nach dem Stockholmer System in der Stadt
Urbane Substrate mit Pflanzenkohle sind insbesondere in schwedischen Städten Standard. Trotz ihrer Wirksamkeit und Kosteneffizienz gibt es in Deutschland noch viele Fragen und Hemmnisse gegenüber dem schwedischen Ansatz.. In diesem exklusiven Beitrag für B_I galabau beleuchtet David Bregulla, Projektmanager bei der Carbuna AG, die Herausforderungen, Potenziale und die wachsende Bedeutung angesichts des Klimawandels in städtischen Gebieten.
Welche Untersuchungen gibt es zur Schwammstadt mit Pflanzenkohle?
Worauf kommt es bei der Umsetzung des Prinzips „Urbane Substrate mit Pflanzenkohle“ an?
In der bisherigen Praxis ist der städtische Raum meist folgendermaßen aufgeteilt: Ein Teil ist für Straßen/Wege vorgesehen, ein Teil für Parkplätze, ein Teil für Infrastruktur und Rohre einschließlich der Kanalisation – und die übrige Fläche kann für Bäume und Grünflächen genutzt werden. Weil das „Stockholmer System“ diese Grenzen verwischt, erfordert die Einführung diees neuen Konzeptes viel Kommunikation innerhalb und zwischen den betroffenen Stellen, Ämtern und Zuständigen. Doch es lohnt sich, diesen Dialog zu suchen, denn die Erfahrungen und Ergebnisse aus Schweden zeigen: Strukturstabile und weitere, urbane Substrate auf Basis von Pflanzenkohle sind wahrscheinlich die effektivste und kostengünstigste Lösung für die Bewältigung großer Starkregenmengen. Gleichzeitig führt der größere Wurzelraum und die Versickerung nach dem Schwammstadtprinzip zu einem verbesserten Wachstum der Bäume.
Pflanzenkohle ist doch viel zu teuer – oder?
In Stockholm wurden schon 2009 die ersten Versuche mit Pflanzenkohle im urbanen Grün durchgeführt. 2014 wurde dann damit begonnen, Pflanzenkohle systematisch in urbanen Substraten – strukturstabilen und weiteren – einzusetzen. Seit ein paar Jahren wird nun in Stockholm bei fast allen städtischen Pflanzungen und Bodensanierungsprojekten Pflanzenkohle verwendet! Solche grundlegenden Veränderungen brauchen Zeit und viele Pioniere, die sich vertrauensvoll und offen auf neue und vielversprechende Wege begeben wollen.
Pflanzenkohle galt lange als relativ teuer. Seit Mitte 2020 besteht nun für die Händler von Pflanzenkohle – wie Carbuna – die Möglichkeit, die Klimadienstleistung des Kohlenstoffentzugs in Form von Zertifikaten zu monetarisieren. Dadurch ist der effektive Preis für den Anwender von Pflanzenkohle inzwischen deutlich gesunken.
Was kann der urbane Raum zum CO2-Entzug aus der Atmosphäre leisten?
Auch Städte müssen klimaneutral werden – und folglich müssen auch sie Kohlenstoffentzug ermöglichen. Die Verwendung von Pflanzenkohle in urbanen Substraten (und als Zusatz in Beton) ist eine der wenigen realistischen Optionen für dauerhaften CO2 -Entzug von innerhalb der Stadtgrenzen. Dies wird eindrücklich unterstrichen von einer aktuellen Studie (im preprint: Rodríguez Méndez et al., 2023): „Die meisten Städte sind sich der drastischen Veränderungen in der bebauten Umwelt, die zur Verringerung der Treibhausgasemissionen erforderlich sind, noch nicht bewusst (…).“ Weiter heißt es sinngemäß, dass „zahlreiche Unwägbarkeiten, wirtschaftliche Hindernisse und ordnungspolitische Fragen bislang die Umsetzung und den Umfang der notwendigen Maßnahmen noch erheblich einschränken.“
Welchen CO2-Fußabdruck haben die einzelnen Substrate?
Der Klimawandel stellt unsere Städte vor immer größere Herausforderungen:
- Die Städte heizen sich nicht nur zunehmend auf – sie kühlen auch nicht mehr richtig ab.
- Die Bevölkerung und das urbane Grün leiden unter der Hitze – vor allem unter den häufiger auftretenden und länger werdenden Dürreperioden.
- Heftige Starkregenereignisse führen zu verheerenden Überschwemmungen – und erfordern eine bessere Regenwasserbewirtschaftung.
Die Städte werden dazu gezwungen, schnelle und effektive Lösungsmaßnahmen umzusetzen. Das „Stockholmer System“ als multidimensionaler Lösungsansatz, preiswert, klimapositiv und auf Basis lokaler Rohstoffe verbindet städtebauliche Herausforderungen und bietet ganzheitliche Lösungsansätze. Es wird einen wertvollen, entscheidenden Beitrag leisten, um den zentralen Herausforderungen des Klimawandels im städtischen Kontext zu begegnen.
Das DBU-Projekt von Carbuna „Vitale Stadtbäume und urbane Grünflächen durch Einsatz von Pflanzenkohle nach dem schwedischen Vorbild“, oder auch das „Black2GoGreen“-Projekt der Hochschule Geisenheim werden dazu beitragen, diesem vielversprechenden Ansatz zu mehr Bekanntheit und zur breiteren Anwendung zu verhelfen.
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Unser Autor
David Bregulla, Carbuna AG, Projektleiter des DBU-Projektes "Vitale Stadtbäume und urbane Grünflächen durch Einsatz von Pflanzenkohle nach dem schwedischen Vorbild". Kontakt: d.bregulla@carbuna.com
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