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Welche Innenraumbegrünung es gibt und worauf dabei zu achten ist

Städte sollen grüner werden. Um Hitzeinseln zu vermeiden, um das Klima zu schützen, um wieder lebenswerter zu sein. Auch in Gebäuden bieten sich durch Innenraumbegrünung dafür Möglichkeiten. Sie reichen von der Topfpflanze auf der Fensterbank bis zu Bäumen in großen Pflanzbeeten.

Grün im Gebäude für Stressabbau und gutes Raumklima
Große Innenraumwandbegrünung von Botaniker und Gartenkünstler Patrick Blanc im Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün
Moderne (Innen-)Architektur kann durch die Ein­planung von Innenraumbegrünung einen Mehr­wert im Gebäude schaffen. Innenraumbegrünung („Indoor Landscaping“) ist als Gestaltungselement einsetzbar. Foyers, Kantinen, Besprechungsräume, Flure und Trep­penhäuser werden so zu Bereichen mit hoher Auf­enthaltsqualität. Ein urbanes Naturerlebnis („Urban Nature Experience“) kann auch in In­nenräumen geschaffen werden, um Stress ab­zubauen und solch eine Erfahrung im Gebäude zu ermöglichen. Es gibt eine große Spannweite an Möglichkei­ten, Innenraumbegrünungen ein- und umzuset­zen. Hier stehen die Wünsche der Kunden im Vordergrund. Je nach Art der Begrünung können die Pflanzen einen Beitrag zum gesunden Raumklima leisten. Ein begrüntes Firmengebäude wird häufig als Standortplus mit einer verbesserten Außenwir­kung wahrgenommen. Attraktive Gebäude führen in der Regel auch zu einem längeren Nutzungszeitraum, bevor diese wieder umgebaut oder erneuert werden müs­sen.

Wirkung von Innenraumbegrünungen

Es ist eine Mischung aus „messbaren“ und „gefühlten“ Wirkungen, die von Innenraumbegrünungen ausgehen. Sie schaffen grundsätzlich eine stressfreiere und stressabbauende Arbeitsumgebung, schaffen Ruhe- und Erholungszonen, mindern die Geräuschkulisse, verbessern durch Verdunstungsvorgänge das Raumklima – Temperatur und Luftfeuchtigkeit – und strukturieren Räume. Der Mensch fühlt sich inmitten von Pflanzen einfach wohl.
Durch geschickt gesetzte Innenraumbegrünung können die Pflanzen einerseits die Sonneneinstrahlung und damit eine Überhitzung des Raumes mindern und andererseits durch ihre Verdunstungskühlung die Lufttemperatur senken. Beide Effekte können helfen, Klimatisierungsenergie und -kosten einzusparen.
Zusätzlich zum Kühlungseffekt schlucken Pflanzenwände auch Lärm und Schall. Je nach Systemlösung können sie Teil des Lärm- und Schallschutzkonzeptes sein. Pflanzenwände können als Sicht-, Trenn- und Lärmschutz ja auch flexibel/mobil eingesetzt und gegebenenfalls je nach System verschoben werden. Allein die Wirkung, die „Lärmquelle“ nicht mehr zu sehen und dafür von „Grün“ umgeben zu sitzen, lässt uns die Geräuschkulisse weniger schlimm empfinden.

Formen der Innenraumbegrünung

Die Firma Implenia connect in Zürich hat die „BuGG-Innenraumbegrünung des Jahres 2022“ - Pflanzgefäße in verschiedener Ausbildung. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün
Die Firma Implenia connect in Zürich hat die „BuGG-Innenraumbegrünung des Jahres 2022“ - Pflanzgefäße in verschiedener Ausbildung. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün

Innenraumbegrünung ist ein weit gefasster Begriff – von der Topfpflanze auf der Fensterbank bis zu Bäumen in großen Pflanzbeeten. Grundsätzlich können vier Bereiche zur Umsetzung von Innenraumbegrünungen unterschieden werden:

Einzelgefäße (Pflanzgefäße)

  • Für gezieltes, punktuelles Grün, mobil, nicht mit dem Bauwerk verbunden, bei Bedarf auch verschiebbar
  • Auch als Aufstellbeete möglich
  • Ausführung in unterschiedlichen Werkstoffen, Oberflächen und Farben
  • Bewässerung automatisch beziehungsweise manuell

Pflanzbeete

  • Für großflächige Raumbegrünungen, um erlebbare, grüne Räume zu schaffen
  • Meist fest mit dem Gebäude oder einem Möbel verbunden.
  • Ausführung als Hoch- oder Bodenbeet.
  • Herstellung in unterschiedlichen Werkstoffen, Oberflächen und Farben.
  • Bewässerung automatisch bzw. manuell.
  • Anschluss an Abwasser bei automatischer Be­wässerung sinnvoll.
  • Gestaltung von Landschaften möglich

Vertikale Begrünungen

  • Wandbegrünungen für sichtbares, auffälliges Grün an kleinen und größeren Flächen, an tragenden Wänden oder selbsttragenden Raumteilern. Fest mit dem Gebäude verbunden bzw. freiste­hend
  • Ausführung in unterschiedlichen Werkstoffen, Oberflächen und Farben
  • Bewässerung automatisch
  • Anschluss an Abwasserleitungen sinnvoll
  • Gestaltung von vertikalen Landschaften möglich

Sonderformen

  • Vertikale Begrünung in mobilen Einzelgefäßen/Elementen mit beziehungsweise ohne Rankhilfen
  • Einzelgefäße in freihängender Ampelausführung (übereinander angeordnete, hängende Gefäße)

Grundlagen bei der Planung einer Innenraumbegrünung

Ausreichend geeignetes Licht ist elementar wichtig für dauerhaft funktionsfähige Innenraumbegrünungen. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün
Ausreichend geeignetes Licht ist elementar wichtig für dauerhaft funktionsfähige Innenraumbegrünungen. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün
Laut Richtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL, 2011) ist die Innenraumbegrünung die dauerhafte Begrünung von Innenräumen für Wohnen, Arbeiten und Freizeit (zum Beispiel Verwaltungsgebäude, Foyers, Schule, Wintergärten, Krankenhäuser, Schwimmbäder, Einkaufspassagen, Botanische und Zoologische Gärten) mit Pflanzen in mobilen oder ortsfesten Gefäßen bzw. in Flächen mit oder ohne Bodenanschluss. Die Räume sind in der Regel geschlossen und klimatisiert.
Wird in einem Neubau eine Innenraumbegrünung geplant, werden schon in der Planungsphase die möglichen Standorte für die Begrünung festgelegt. Fragen zur Leitungsführung für Wasser, Abwasser, Bewässerungstechnik und Pflanzenbeleuchtung sollten schon vor Baubeginn geklärt sein. Je nach Größe der Innenraumbegrünung ist die Baustatik zu beach­ten und gegebenenfalls anzupassen. Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten sollten nicht nur im Frei­raum, sondern auch bei der Innenraumbegrünung an der Schnittstelle zwischen Architekt und Gärtner miteinbezogen werden.
Als Grundlage dauerhaft funktionierender Innenraumbegrünungen sind folgende Kriterien immer zu beachten: Licht, Luft, Systemaufbau, Wasser. Ausreichende Lichtverhältnisse, die im Vorfeld und auch beim Einbau zu prüfen sind und gegebenenfalls mit künstlicher Beleuchtung nachzubessern ist. Wichtig ist auch eine gewisse Luftzirkulation, jedoch keine Zugluft. Und dann natürlich die Verwendung eines bewährten Systemaufbaus im Gefäß, im Beet oder als grüne Wand. Durch den Systemaufbau ist die Vegetationstragschicht (Erd- oder Hydrokultur) und damit auch schon größtenteils die Wasser- und Nährstoffversorgung festgelegt. Je nach Umfang der Innenraumbegrünung wird eine automatische Bewässerung verwendet. Wenn Wasser zugeführt wird, muss man sich auch Gedanken machen, wie gegebenenfalls mit Überschusswasser umgegangen wird.

Wachstum der Anlage

Jedes Raumbegrünungsprojekt ist einzigartig und gelingt, wenn die Planung und Ausführung auf die objekt­bezogenen Gegebenheiten maßgeschneidert werden. Es ist ratsam darauf zu achten, dass alle notwendi­gen technischen und klimatischen Raumparameter abgeklärt werden. Mittels einer Standortanalyse kann ein langfristiges und problemloses Wachstum der Anlage gewährleistet werden.

  • Klima und Temperatur: Die Temperaturen variieren im Tagesverlauf auch in Innenräumen. Die Raumluft zirkuliert in Abhängig­keit von Lüftungsanlagen, Frischluftzufuhr durch Fenster und Türen und die Bewegung in den Räu­men. Um die Pflanzenauswahl entsprechend anzu­passen, ist ein Raumklimadiagramm sinnvoll.
  • Bewässerung: Planung und Durchführung erfolgt durch Sanitär­betriebe. Vollautomatische oder manuelle Bewäs­serung sind möglich. Bei automatisierten Anlagen ist eine entsprechende Entwässerung notwendig. Überläufe beugen größeren Schäden vor. Die Steue­rungstechnik sollte nicht öffentlich und zu Wartungs­zwecken gut zugänglich sein (zum Beispiel Technikraum). Je nach Begrünungssystem wird eine zusätzliche Drainageschicht benötigt, um Vernässungen zu vermei­den. Für größere Pflanzen sind zusätzliche Wasser­speicher sinnvoll. Bei manueller Bewässerung sind Wasserstandsanzeiger hilfreich.
  • Tageslicht und Beleuchtung: Vorsicht bei installiertem Sonnenschutz oder ge­tönten Scheiben – das Lichtspektrum ist gegebenenfalls nicht geeignet. Bei größeren Projekten unbedingt Tages­lichtanalyse von einem Fachbetrieb durchführen las­sen. Eine Nachrüstung ist durch Kunstlicht (Tageslicht­lampen) möglich. Die Installation erfolgt durch ei­nen Elektrofachbetrieb, eine ausreichende Strom­versorgung ist sicherzustellen.
  • Bepflanzte Fläche und Pflanzgefäße: Statische Berechnungen für tragende Flächen sind unabdingbar (Gewicht der bewässerten Anlage be­achten). Wasserdichtigkeit von boden- oder wand­gebundenen Gefäßen immer vor der Bepflanzung prüfen. Gefäße können aus Stahl, Aluminium oder Kunststoff gefertigt werden. Eine chemische Ver­träglichkeit mit der Nährlösung von Hydrokulturen ist Voraussetzung für den Einsatz. Größere Pflanzen/Bäume sollten zusätzlich gegen Umkippen bei even­tuellem einseitigen Wuchs gesichert werden.

Instandhaltung und Wartung

Begrünungen in Lager- und Fertigungshallen schaffen ein angenehmeres Arbeitsumfeld. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün
Begrünungen in Lager- und Fertigungshallen schaffen ein angenehmeres Arbeitsumfeld. | Foto: Bundesverband GebäudeGrün
Neben der vorausschauenden Fachplanung und anschließenden Ausführung kommt der fachgerechten Instandhaltung (Pflege) von Innenraumbegrünungen eine besondere Bedeutung zu, unter anderem um Pflanzenausfall und Schädlingsbefall vorzubeugen.
Damit eine Pflanzenanlage langfristig Freude berei­tet, ist ein detailliertes Pflege- und Wartungskon­zept unbedingt notwendig. Dies wird je nach Sys­tem- und Pflanzenauswahl und den Gegebenheiten vor Ort erstellt. Bei größeren Anlagen wird empfohlen, ein Pflanzeninventar mit Art und Größe der Pflan­zen, dem Standort im Gebäude und dem Datum der Anschaffung zu erstellen. Damit wissen die Servicemitarbeiterinnen und Servicemitarbeiter jederzeit Bescheid, wo und wie sie die Pflanzen pflegen müssen. Zudem ist eine Foto-Dokumentation der Pflege und Pflegedurchgänge sinnvoll. Bei der Pflege wird zwischen Hauptpflegearbeiten und Zwischenkontrollen unterschieden. Ein War­tungskonzept sollte Bestandteil einer Systempla­nung sein. Bei großflächigen Anlagen sollten Pflege und Wartung nur von fachlich kompetenten Unternehmen ausgeführt werden.
Zu den Hauptpflegearbeiten gehören das Schützen der Arbeitsfläche, Schneiden, Aufbinden und Rei­nigen. Außerdem das Säubern von Pflanzgefäßen, Schädlingsbekämpfung, das Durchspülen und Rei­nigen der Gefäße und das Auffüllen des Substrates, falls nötig. Diese Arbeiten werden je nach Kunde und Anlage einmal im Jahr durchgeführt. Bei den Zwischenkontrollen stehen folgende Arbeiten im Vordergrund: Wasserstandskontrolle und Gießen, Kontrolle des Pflanzenzustands und „Ausputzen“ der Pflanzen, Düngung. Diese Arbeiten werden je nach System und Automatisierung der Anlage alle zwei bis sechs Wochen ausgeführt. Ist eine automatische Bewässerung installiert, müssen die Magnetventile regelmäßig gereinigt und die Verschleißteile (Filter, Membra­nen und gegebenenfalls ganze Magnetventile) ausgewechselt werden.

Der Autor

Dr. Gunter Mann ist Präsident des Bundesverbandes GebäudeGrün (BuGG) mit Sitz in Berlin. Er ist Biologe. Schon im Studium an der Universität Tübingen kam Mann bei seiner Diplom- und Doktorarbeit – „Ökologisch-faunistische Aspekte begrünter Dächer in Abhängigkeit vom Schichtaufbau“ und „Vorkommen und Bedeutung von Bodentieren (Makrofauna) auf begrünten Dächern in Abhängigkeit von der Vegetationsform“ – mit der Dachbegrünung in Berührung.

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