Arbeitsgemeinschafft Pflasterklinker gibt Tipps für wasserdurchlässige Bodenbefestigungen
Drainklinker ist Pflasterklinker mit Aussparungen am oder im Pflasterklinker, die bei der Verlegung mit speziellen Gesteinskörnungen gefüllt werden. | Foto: Vandersanden

Angesichts anhaltender Hitzeperioden, Starkregenereignissen und sinkendem Grundwasserspiegel gewinnen versickerungsfähige Flächenbefestigungen zunehmend an Bedeutung. Im Gegensatz zu versiegelten Bodenflächen, bei denen Niederschlagswasser über die Oberfläche in die Kanalisation abgeleitet wird, kann Regen bei versickerungsfähig angelegten Klinkerpflasterflächen direkt in den Untergrund abfließen. Das trägt zur Grundwasserbildung bei, kann eine Überlastung der Kanalisation und Überschwemmungen bei Starkregen vermeiden und Abwassergebühren reduzieren.

Klinkerpflaster mit dauerhaft aufgeweiteten Fugen

Die Versickerung des Niederschlagswasser kann durch die Verlegung von Klinkerpflaster mit aufgeweiteten Fugen (15 bis 30 Millimeter) erreicht werden. Der Klinker selbst erbringt in diesem Fall keine Drainleistung, sondern die gesamte Versickerung erfolgt über die Fuge. Entscheidend ist dabei der Fugenanteil und die Wahl eines geeigneten Materials für die Fugenfüllung, denn nur hier kann das Oberflächenwasser in die Befestigung einsickern. Die Versickerungsleistung der Pflasterdecke wird somit von der Wasserdurchlässigkeit der Gesteinskörnung in den Fugen bestimmt. Der geforderte Durchlässigkeitsbeiwert der Pflasterdecke von kf ≥ 5∙* 10-5 m/s bzw. ki ≥ 3∙* 10-5 m/s wird durch die Verwendung spezieller, versickerungsfähig konzipierter Gesteinskörnungen gemäß TL Gestein-StB (gebrochene Gesteinskörnungen 1/3, 2/4 oder 2/5) als Bettungs- und Fugenmaterial erreicht. Allerdings weisen Pflasterdecken bei Verwendung dieser Gesteinskörnungen eine geringere Verformungsbeständigkeit auf und können damit nur in Bereichen mit begrenzter Verkehrsbelastung verwendet werden.

Pflasterklinker mit Aussparungen am oder im Klinker

Rasenlochklinker lässt raum für Wasser zum Versikern. | Foto: ABC-Klinker
Rasenlochklinker lässt raum für Wasser zum Versikern. | Foto: ABC-Klinker

Ergänzend dazu gibt es seit vielen Jahren sogenannte Drainklinker, also Pflasterklinker mit Aussparungen am oder im Pflasterklinker, die bei der Verlegung mit speziellen Gesteinskörnungen gefüllt werden. Durch diese Löcher, Hohlräume oder Kammern hindurch kann Niederschlagswasser durch die Flächenbefestigung bis in den Untergrund hinein versickern. Der Öffnungsanteil von Sickerklinkern sollte dabei mindestens zehn Prozent betragen. Damit Drainklinker dauerhaft wasserdurchlässig bleiben, werden ihre Öffnungen mit versickerungsfähig konzipierten Gesteinskörnungen verfüllt. So wird auch hier die Versickerungsleistung von der Wasserdurchlässigkeit der verwendeten Gesteinskörnung in den Sickeröffnungen bestimmt. Zu den Drainklinkern zählen Rasenlochklinker, Dränpflasterklinker, Sternklinker und Pflasterklinker mit Sickerschächten.

Anforderungen an versickerungsfähige Verkehrsflächen

Das Merkblatt M VV Versickerungsfähige Verkehrsflächen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) gibt konkrete Empfehlungen für versickerungsfähige Verkehrsflächen mit Pflasterklinker. So müssen diese sowohl die Traglast des Verkehrs aufnehmen als auch eine Bemessungsregenspende von 270 l/(s * ha) dauerhaft in den Untergrund ableiten. Die Oberbauschichten aus Klinkerpflasterdecke und Tragschicht sowie der Untergrund und Unterbau sollten dabei mindestens einen Infiltrationsbeiwert ki ≥ 3∙* 10-5 m/s und eine Wasserdurchlässigkeit von kf ≥ 5∙* 10-5 m/s aufweisen. Die empfohlenen Werte für Infiltrationsbeiwert und Wasserdurchlässigkeit liegen deutlich höher als die Bemessungsregenspende, da die Versickerungsfähigkeit der Pflasterklinkerflächen durch Verschmutzung – insbesondere der Fugen – im Laufe der Jahre abnimmt.

Versickerung: Wie muss der Untergrund aufgebaut sein

Neben den Anforderungen an die Belastungsklasse und Wasserdurchlässigkeit muss der Untergrund mindestens ein Meter mächtig sein, damit die Filterung des eindringenden Niederschlagswassers gewährleistet ist. | Foto: ABC-Klinker
Neben den Anforderungen an die Belastungsklasse und Wasserdurchlässigkeit muss der Untergrund mindestens ein Meter mächtig sein, damit die Filterung des eindringenden Niederschlagswassers gewährleistet ist. | Foto: ABC-Klinker

Neben den Anforderungen an die Belastungsklasse und Wasserdurchlässigkeit muss der Untergrund mindestens ein Meter mächtig sein, damit die Filterung des eindringenden Niederschlagswassers gewährleistet ist. Die Schichten untereinander müssen filterstabil sein, Wasserbewegungen innerhalb der Schichten dürfen nicht zu Schäden führen. Um die Versickerungsleistung zu unterstützen, sollte das Gefälle der Verkehrsfläche mindestens ein und höchstens fünf Prozent betragen. Als Tragschicht eignen sich hier wasserdurchlässige Schichten ohne Bindemittel, da diese grundsätzlich wasserdurchlässig sind. Ausgehend vom Planum kann eine Frostschutzschicht und darüber eine Kies- oder Schottertragschicht aufgebaut werden, die die Anforderungen an die Wasserdurchlässigkeit und Tragfähigkeit erfüllen.

Wo darf Wasser im Boden versickern?

Zum Schutz des Grundwassers dürfen versickerungsfähige Verkehrsflächen nur außerhalb von Wasserschutzgebieten, mit einem Mindestabstand zum Grundwasser von zwei Metern und in Bereichen mit begrenzter Verkehrsbelastung mit der Belastungsklasse Bk0,3 RStO (Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen) angelegt werden. Die Verwendung für Geh- und Radwege sowie Parkflächen ist dagegen unbedenklich. Auch für wenig befahrene Wohn- und Anliegerstraßen sowie für Park- und Stellplätze, Lade-, Umschlags- und Arbeitsflächen, auf denen nicht mit Wasser gefährdenden Stoffen gearbeitet wird, darf Sickerpflaster einsetzt werden. Im privaten Bereich können so gut wie alle Flächen versickerungsfähig angelegt werden. Taumittel dürfen allerdings auf versickerungsfähigen Verkehrsflächen nicht verwendet werden.

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Die Anforderungen an versickerungsfähige Verkehrsflächen mit Pflasterklinker werden zukünftig in die ZTV Pflasterklinker-StB aufgenommen, die gerade überarbeitet wird.

Versickerungsfähige Verkehrsflächen – und noch Geld gespart

Für die Berechnung der Abwassergebühren von versickerungsfähigen Verkehrsflächen wird dagegen meist nur der halbe Oberflächenabfluss im Vergleich zur versiegelten Fläche zugrunde gelegt | Foto: Vandersanden
Für die Berechnung der Abwassergebühren von versickerungsfähigen Verkehrsflächen wird dagegen meist nur der halbe Oberflächenabfluss im Vergleich zur versiegelten Fläche zugrunde gelegt | Foto: Vandersanden

Versiegelte Flächen leiten das relativ saubere Regenwasser in die Kanalisation, wo es mit schmutzigem Abwasser vermischt und in Kläranlagen gereinigt werden muss. Das ist ökologisch wenig sinnvoll und führt zu höheren Abwassergebühren. Für die Berechnung der Abwassergebühren von versickerungsfähigen Verkehrsflächen wird dagegen meist nur der halbe Oberflächenabfluss im Vergleich zur versiegelten Fläche zugrunde gelegt (Abflussbeiwert von Ψ = 0,3 bis 0,5). Die für Starkregenereignisse auch bei Sickerpflaster vorgeschriebene zusätzliche Notentwässerung kann kleiner und günstiger dimensioniert werden als bei versiegelten Flächen. Im privaten Wohnungsbau sind keine zusätzlichen Entwässerungseinrichtungen erforderlich, das Oberflächenwasser kann einfach auf die zum Grundstück gehörenden Grünflächen (z.B. in Mulden) abgeleitet werden.

Weitere Informationen über Pflasterklinker sowie die Planung, Gestaltung und Herstellung von Flächen mit Original-Pflasterklinker finden sich in der aktuellen Broschüre „Technische Informationen – Klinkerpflaster“ der Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker, die kostenlos über die Webseite oder bei der Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker bezogen werden kann.


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