Kommunale Tankstellen für weiches Wasser
Trinkwassergebühren belasten private und kommunale Haushalte besonders in trockenen Sommern, wenn der Bewässerungsbedarf steigt. Mit jedem heißen Jahr nimmt die Anzahl der installierten Regenspeicher deutlich zu. Rentabel ist das, wenn wie bei kommunalen Betriebshöfen und Stadtgärtnereien sowohl große Dachflächen als auch ein beträchtlicher Bewässerungsbedarf vorhanden sind – und wenn das ersetzbare Trinkwasser besonders teuer und kalkhaltig ist.
Den Bodensee als Regenspeicher nutzen?
Das Wasser des Bodensees ist wie Regenwasser von Natur aus frei von gelöstem Kalk – ein großer Vorteil für die Schläuche, Ventile, Pumpen und Behälter der Tankfahrzeuge. Denn Ablagerungen beeinträchtigen den Betrieb und erfordern von Zeit zu Zeit eine Reinigung. Wo das weiche Wasser zur Reinigung von Glasflächen oder Fahrzeugen genutzt wird, entfallen die sonst üblichen Nacharbeiten zum Abwischen des Kalkschleiers. Von Vorteil ist ebenfalls, wenn an einer Zapfstelle das Wasser bereits unter Druck ansteht – das heißt, wenn durch eine in der „Tankstelle“ integrierte Pumpe die Fahrzeugbehälter mit Vordruck gefüllt werden. Kleine Pumpen an den Fahrzeugen sind darauf ausgelegt, die Behälter zu leeren, also das Wasser aus den Fahrzeugtanks heraus zu befördern. Sie können bei Bedarf aber auch ansaugen, zum Beispiel aus Oberflächengewässern, um ihren Behälter zu füllen.
Zum Autor
Dipl.-Ing. Klaus W. König ist Fachjournalist und Buchautor, speziell zur wasserorientierten Stadtplanung und zur energiesparenden Bautechnik. Er ist Mitarbeiter im DIN-Ausschuss Wasserrecycling/Regen- und Grauwassernutzung sowie Gründungsmitglied des gemeinnützigen Bundesverbandes für Betriebs- und Regenwasser.
Pfullendorfs erste Regenwasser-Tankstelle
Die ehemals freie Reichsstadt liegt im Landkreis Sigmaringen, 20 Kilometer nördlich des Bodensees. In der Kernstadt und sieben Teilorten wohnen zusammen knapp 14.000 Einwohner. Das selbst gewählte Motto Pfullendorfs ist „Gemeinsam Zukunft schaffen“. In Sachen Stadtklima, Umwelt, Energie und Wasser entstehen vorzeigbare Projekte. Eines davon wurde im September 2024 in Betrieb genommen: Die Regenwassernutzung im Betriebshof mit Wasser von Dachflächen, die komplett mit Photovoltaik-Paneelen belegt sind und, soweit vom Leitungsgefälle her machbar, in den unterirdisch installierten Regenspeicher entwässern. Ist dieser voll, stehen 60 Kubikmeter Niederschlagswasser zum Befüllen der beiden Bewässerungsanhänger mit 2200 und 3000 Litern Fassungsvermögen bereit. Sie werden von Traktoren gezogen. In trockenen Wochen sind beide Gespanne gleichzeitig im Einsatz. Dann müssen innerstädtische Grünflächen bewässert werden, teilweise auch die darin neu gepflanzten Gehölze. Allein im Jahr 2024 kamen durch Ausgleichsmaßnahmen für drei ausgewiesene Baugebiete 550 Bäume dazu.
Projektbeteiligte Regenwasser-Tankstelle Pfullendorf | |
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Bauherrschaft | Technische Betriebe Stadt Pfullendorf |
Planung | Stadtbaumeister, Tiefbauamtsleiter |
Fertigstellung | September 2024 |
Jahresniederschlagshöhe | 858 mm |
Dach-Sammelflächen | ca. 1.250 m² |
Filterschacht, Typ/max. Durchfluss | Mall FS 30/30 l/s |
Regenspeicher, Typ/Nutzvolumen | Mall-Mehrbehälteranlage/60 m³ |
Schaltschrank/Steuerung | Mall W1S in GFK-Freiluftschrank |
Aufnahme des Speicher-Überlaufs | Mischkanal |
Abdeckung der unterirdischen Behälter | befahrbar, Klasse B, für Feuerwehrzufahrt (LKW 16) ausreichend |
„Sollte der Regenspeicher im Betriebshof leer sein, besteht die Möglichkeit, Wasser aus dem Stadtsee zu entnehmen“, sagt Reiner Hegner, Leiter der Technischen Betriebe Pfullendorf. „Dort ist ein Quellzulauf mit 60 bis 70 Litern pro Sekunde, so dass unsere gelegentliche Entnahme ökologisch unbedenklich ist.“ Doch erste Priorität hat das von den Dachflächen gesammelte Regenwasser aus zwei Gründen:
- Es hat im Zulauf zum Speicher den Filterschacht passiert und ist damit weitgehend frei von Schwimm- und Schwebstoffen, während aus dem Stadtsee allerlei organisches Material mit dem Wasser in die Tanks kommt.
- Mit jedem entnommenen Kubikmeter wächst die Rückhalte-Kapazität im Speicher, so dass beim nächsten Niederschlag weniger oder kein Wasser von den angeschlossenen Dachflächen direkt in den Mischkanal gelangt, an den der Überlauf des Speichers mangels Alternativen angeschlossen werden musste.
Fertigteilbehälter sind schnell montiert
- die Behälter werden in Einzelteilen per Lkw vom Werk des Herstellers zur Baustelle transportiert und dort innerhalb eines Tages montiert;
- die Abmessungen der verwendeten Betonfertigteile verursachen weder Überbreite noch Übergewicht, daher erfolgt die Lieferung preiswert und ohne Sondergenehmigung zum Einbauort;
- die Statik der Konstruktion erlaubt, je nach gewählter Abdeckung, Pkw- oder Lkw-Belastung, so dass die Fläche über den Behältern wie im Betriebshof Pfullendorf befahren oder anderweitig genutzt werden kann.
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„Sämtliches Zubehör, auch der Einstieg, ist Bestandteil der Lieferung und wird durch unsere Mitarbeiter montiert“, erläutert Thorsten Zahn. Er ist technischer Verkaufsberater beim Hersteller Mall in Donaueschingen. „Auch Endmontage und Inbetriebnahme übernehmen wir. Damit ist die Gewährleistung für das komplette Bauwerk in einer Hand.“ Bei unterirdischen Regenspeichern sind die Folgekosten niedrig, denn der Wartungsaufwand ist gering. Details dazu, auch zu Planung, Bau und Betrieb, sind in zwei zusammengehörigen DIN-Normen zu finden.
Niederschlag zur Bewässerung verwenden?
Regenwasser von Dachflächen kann durch Filter im Zulauf einfach gereinigt und problemlos gelagert werden. Als kalkfreier Rohstoff hilft es, in der Garten- und Landschaftspflege sowie für Gerätereinigung und Bewässerung Trinkwasser zu sparen. Eine Anlage zur Regenwassernutzung ist Stand der Technik. Sie besteht aus Sammelleitungen mit Filter und Speicher, einem Überlauf, einem Leitungssystem zu den Entnahmestellen sowie der Pumpentechnik mit automatischer Trinkwasser- oder Brunnenwasser-Nachspeisung. Das finanzielle Engagement in den Anlagenbau wird durch Einsparung bei der Trinkwassergebühr belohnt, im Fall von Bewässerung zusätzlich bei der entfallenden Abwassergebühr. Bleibt der Überlauf des Regenspeichers auf dem Grundstück, zum Beispiel durch Versickerung, entfällt auch die Niederschlags-Ableitungsgebühr.
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