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Kommunale Tankstellen für weiches Wasser

Trinkwassergebühren belasten private und kommunale Haushalte besonders in trockenen Sommern, wenn der Bewässerungsbedarf steigt. Mit jedem heißen Jahr nimmt die Anzahl der installierten Regenspeicher deutlich zu. Rentabel ist das, wenn wie bei kommunalen Betriebshöfen und Stadtgärtnereien sowohl große Dachflächen als auch ein beträchtlicher Bewässerungsbedarf vorhanden sind – und wenn das ersetzbare Trinkwasser besonders teuer und kalkhaltig ist.

Grünflächen-Bewässerung ohne Trinkwasser
Überlingen am Bodensee: Beete mit Stauden und Gehölzen, Pflanzquartiere, Kreisverkehr-Rondelle, Friedhofsflächen und Stadtbäume an besonders trockenen Standorten werden in niederschlagsarmen Sommermonaten mehrmals pro Woche mit Hilfe von kommunalen Tankfahrzeugen bewässert. | Foto: König
Eine Anlage zur Regenwassernutzung ist Stand der Technik. Sie besteht aus Sammelleitungen mit Filter und Speicher, einem Überlauf, einem Leitungssystem zu den Entnahmestellen sowie der Pumpentechnik mit automatischer Trinkwasser- oder Brunnenwasser-Nachspeisung, falls der Vorrat aufgebraucht ist. Für die Rentabilität der Investition ist entscheidend, wie lange der gesammelte Vorrat an Niederschlag reicht. Es geht allerdings nicht darum, die letzten Regentropfen von Starkregen in riesengroßen Zisternen zurückzuhalten, sondern eine finanziell vernünftige Speichergröße mit Hilfe einer DIN-gemäßen Computersimulation zu finden. Dabei wird in Kauf genommen, dass es Speicherüberläufe gibt und genauso Phasen des Leerstands. Optimal für die Rentabilität ist in jedem Fall, wenn Ertrag und Bedarf der Wassermenge annähernd ausgeglichen sind.

Den Bodensee als Regenspeicher nutzen?

Die Stadt Überlingen hat wie andere Kommunen am Bodensee das Privileg, für den Eigenbedarf Seewasser gebührenfrei entnehmen zu dürfen. Hier tankt ein kommunales Bewässerungsfahrzeug an der in Ufernähe installierten Zapfstelle das nicht aufbereitete Oberflächenwasser. | Foto: König
Die Stadt Überlingen hat wie andere Kommunen am Bodensee das Privileg, für den Eigenbedarf Seewasser gebührenfrei entnehmen zu dürfen. Hier tankt ein kommunales Bewässerungsfahrzeug an der in Ufernähe installierten Zapfstelle das nicht aufbereitete Oberflächenwasser. | Foto: König
Ganz wenigen Kommunen ist es möglich, auf einen Speicher zuzugreifen, der nicht leer wird. Die Stadt Überlingen gehört wie alle anderen Ufer-Gemeinden des Bodensees zu diesen Privilegierten. Deshalb dürfen deren Stadtgärtnerei und Betriebshof ihre diversen Tankfahrzeuge für Bewässerung, Straßenreinigung, Kanalspülung mit Seewasser an einer eigens dafür installierten Zapfstelle, etwa 50 Meter vom Ufer entfernt, füllen. Das Recht dazu ist historisch verbürgt und im Landeswassergesetz Baden-Württemberg formuliert. Denn Wasserrecht in Deutschland ist Ländersache. Das heißt, das vom Land Baden-Württemberg erlassene Wassergesetz Baden-Württemberg ist für die Regelung aller Wasserangelegenheiten, auch der Entnahme von Oberflächenwasser, anzuwenden. Wenn die Umstände es erfordern, können Landkreise und Kommunen die Entnahme einschränken. Als dies im Bodenseekreis im Sommer 2023 für zweimal vier Wochen geschah, hatte Überlingen Glück: Der Bodensee war davon ausgenommen.

Das Wasser des Bodensees ist wie Regenwasser von Natur aus frei von gelöstem Kalk – ein großer Vorteil für die Schläuche, Ventile, Pumpen und Behälter der Tankfahrzeuge. Denn Ablagerungen beeinträchtigen den Betrieb und erfordern von Zeit zu Zeit eine Reinigung. Wo das weiche Wasser zur Reinigung von Glasflächen oder Fahrzeugen genutzt wird, entfallen die sonst üblichen Nacharbeiten zum Abwischen des Kalkschleiers. Von Vorteil ist ebenfalls, wenn an einer Zapfstelle das Wasser bereits unter Druck ansteht – das heißt, wenn durch eine in der „Tankstelle“ integrierte Pumpe die Fahrzeugbehälter mit Vordruck gefüllt werden. Kleine Pumpen an den Fahrzeugen sind darauf ausgelegt, die Behälter zu leeren, also das Wasser aus den Fahrzeugtanks heraus zu befördern. Sie können bei Bedarf aber auch ansaugen, zum Beispiel aus Oberflächengewässern, um ihren Behälter zu füllen.

Zum Autor

Dipl.-Ing. Klaus W. König ist Fachjournalist und Buchautor, speziell zur wasserorientierten Stadtplanung und zur energiesparenden Bautechnik. Er ist Mitarbeiter im DIN-Ausschuss Wasserrecycling/Regen- und Grauwassernutzung sowie Gründungsmitglied des gemeinnützigen Bundesverbandes für Betriebs- und Regenwasser.

Pfullendorfs erste Regenwasser-Tankstelle

Die ehemals freie Reichsstadt liegt im Landkreis Sigmaringen, 20 Kilometer nördlich des Bodensees. In der Kernstadt und sieben Teilorten wohnen zusammen knapp 14.000 Einwohner. Das selbst gewählte Motto Pfullendorfs ist „Gemeinsam Zukunft schaffen“. In Sachen Stadtklima, Umwelt, Energie und Wasser entstehen vorzeigbare Projekte. Eines davon wurde im September 2024 in Betrieb genommen: Die Regenwassernutzung im Betriebshof mit Wasser von Dachflächen, die komplett mit Photovoltaik-Paneelen belegt sind und, soweit vom Leitungsgefälle her machbar, in den unterirdisch installierten Regenspeicher entwässern. Ist dieser voll, stehen 60 Kubikmeter Niederschlagswasser zum Befüllen der beiden Bewässerungsanhänger mit 2200 und 3000 Litern Fassungsvermögen bereit. Sie werden von Traktoren gezogen. In trockenen Wochen sind beide Gespanne gleichzeitig im Einsatz. Dann müssen innerstädtische Grünflächen bewässert werden, teilweise auch die darin neu gepflanzten Gehölze. Allein im Jahr 2024 kamen durch Ausgleichsmaßnahmen für drei ausgewiesene Baugebiete 550 Bäume dazu.

Projektbeteiligte Regenwasser-Tankstelle Pfullendorf

Bauherrschaft

Technische Betriebe Stadt Pfullendorf

Planung

Stadtbaumeister, Tiefbauamtsleiter

Fertigstellung

September 2024

Jahresniederschlagshöhe

858 mm

Dach-Sammelflächen

ca. 1.250 m²

Filterschacht, Typ/max. Durchfluss

Mall FS 30/30 l/s

Regenspeicher, Typ/Nutzvolumen

Mall-Mehrbehälteranlage/60 m³

Schaltschrank/Steuerung

Mall W1S in GFK-Freiluftschrank

Aufnahme des Speicher-Überlaufs

Mischkanal

Abdeckung der unterirdischen Behälter

befahrbar, Klasse B, für Feuerwehrzufahrt (LKW 16) ausreichend

„Sollte der Regenspeicher im Betriebshof leer sein, besteht die Möglichkeit, Wasser aus dem Stadtsee zu entnehmen“, sagt Reiner Hegner, Leiter der Technischen Betriebe Pfullendorf. „Dort ist ein Quellzulauf mit 60 bis 70 Litern pro Sekunde, so dass unsere gelegentliche Entnahme ökologisch unbedenklich ist.“ Doch erste Priorität hat das von den Dachflächen gesammelte Regenwasser aus zwei Gründen:

  • Es hat im Zulauf zum Speicher den Filterschacht passiert und ist damit weitgehend frei von Schwimm- und Schwebstoffen, während aus dem Stadtsee allerlei organisches Material mit dem Wasser in die Tanks kommt.
  • Mit jedem entnommenen Kubikmeter wächst die Rückhalte-Kapazität im Speicher, so dass beim nächsten Niederschlag weniger oder kein Wasser von den angeschlossenen Dachflächen direkt in den Mischkanal gelangt, an den der Überlauf des Speichers mangels Alternativen angeschlossen werden musste.

Fertigteilbehälter sind schnell montiert

Filterschacht zum unterirdischen Einbau mit einer Filterfeinheit von 0,6 Millimeter und 30 l/s Durchfluss, geeignet für maximal 1.250 Quadratmeter anschließbare Dachfläche. Das große Schachtvolumen dient als Sand- und Schlammfang, aus dem die Rückstände mit Hilfe einer Tauchmotorpumpe periodisch entsorgt werden können. | Foto: Mall
Filterschacht zum unterirdischen Einbau mit einer Filterfeinheit von 0,6 Millimeter und 30 l/s Durchfluss, geeignet für maximal 1.250 Quadratmeter anschließbare Dachfläche. Das große Schachtvolumen dient als Sand- und Schlammfang, aus dem die Rückstände mit Hilfe einer Tauchmotorpumpe periodisch entsorgt werden können. | Foto: Mall
Mit einer Filterfeinheit von 0,6 Millimetern schützt der Filterschacht den Regenspeicher vor Schmutzpartikeln, die von den Dachflächen stammen können. Der Filtereinsatz steht als zylindrischer Korb in der Mitte des Stahlbeton-Fertigteilschachtes, so dass das Regenwasser von allen Seiten und auf ganzer Höhe zuströmen kann. Das große Filterschachtvolumen dient als Sand- und Schlammfang, aus dem die Rückstände mit Hilfe einer externen Tauchmotorpumpe periodisch in den Mischkanal entsorgt werden können. Bei diesem Pumpvorgang wird auch der Filter selbst kurz rückgespült. Die Bauweise des unterirdischen Filters und Speichers mit Fertigteilen aus Stahlbeton bringt schnelle Betriebsbereitschaft bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit, denn:
  • die Behälter werden in Einzelteilen per Lkw vom Werk des Herstellers zur Baustelle transportiert und dort innerhalb eines Tages montiert;
  • die Abmessungen der verwendeten Betonfertigteile verursachen weder Überbreite noch Übergewicht, daher erfolgt die Lieferung preiswert und ohne Sondergenehmigung zum Einbauort;
  • die Statik der Konstruktion erlaubt, je nach gewählter Abdeckung, Pkw- oder Lkw-Belastung, so dass die Fläche über den Behältern wie im Betriebshof Pfullendorf befahren oder anderweitig genutzt werden kann.

Gedeiht die grüne Branche?

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„Sämtliches Zubehör, auch der Einstieg, ist Bestandteil der Lieferung und wird durch unsere Mitarbeiter montiert“, erläutert Thorsten Zahn. Er ist technischer Verkaufsberater beim Hersteller Mall in Donaueschingen. „Auch Endmontage und Inbetriebnahme übernehmen wir. Damit ist die Gewährleistung für das komplette Bauwerk in einer Hand.“ Bei unterirdischen Regenspeichern sind die Folgekosten niedrig, denn der Wartungsaufwand ist gering. Details dazu, auch zu Planung, Bau und Betrieb, sind in zwei zusammengehörigen DIN-Normen zu finden.

Niederschlag zur Bewässerung verwenden?

Regenwasser von Dachflächen kann durch Filter im Zulauf einfach gereinigt und problemlos gelagert werden. Als kalkfreier Rohstoff hilft es, in der Garten- und Landschaftspflege sowie für Gerätereinigung und Bewässerung Trinkwasser zu sparen. Eine Anlage zur Regenwassernutzung ist Stand der Technik. Sie besteht aus Sammelleitungen mit Filter und Speicher, einem Überlauf, einem Leitungssystem zu den Entnahmestellen sowie der Pumpentechnik mit automatischer Trinkwasser- oder Brunnenwasser-Nachspeisung. Das finanzielle Engagement in den Anlagenbau wird durch Einsparung bei der Trinkwassergebühr belohnt, im Fall von Bewässerung zusätzlich bei der entfallenden Abwassergebühr. Bleibt der Überlauf des Regenspeichers auf dem Grundstück, zum Beispiel durch Versickerung, entfällt auch die Niederschlags-Ableitungsgebühr.

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Grünflächen-Bewässerung ohne Trinkwasser: Weitere Bilder

Im Vordergrund der Filterschacht mit zwei Zulaufrohren für das Regenwasser von Dachflächen. Es wird in einer Mehrbehälteranlage mit insgesamt 60 Kubikmeter Wasservolumen gespeichert. Die Statik der Konstruktion erlaubt mit den hier gewählten Abdeckungen Klasse B eine Pkw- und Lkw-Belastung. | Foto: Hegner
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