Der "Tesla" unter den Baumaschinen
Die Wacker Neuson Group unterstreicht auf der bauma 2016 ihre führende Rolle in Sachen Elektromobilität bei kompakten Baumaschinen. Erwin Bauer interviewte den Wacker Neuson Vorstandsvorsitzenden Cem Peksaglam zur Akkuinitiative des Herstellers.
Cem Peksaglam: Das ist natürlich ganz unterschiedlich, abhängig vom jeweiligen Produkt und seiner Nutzenstiftung. Entwickelt sich die Akkumulatorentechnologie so weiter, wird irgendwann bei unseren Akkustampfern ein Nachladen oder Austauschen der Batterie für einen Tagesbetrieb auf der Baustelle nicht mehr notwendig sein. Immer mehr Kunden honorieren aber die abgasfreie Technik schon heute, insbesondere wenn sie mit den Stampfern beispielsweise in Gräben tätig sind. Um die Bediener nicht den schädlichen Emissionen auszusetzen, kaufen sie die Akkustampfer und nehmen dabei den Batteriewechsel auf der Baustelle auch in Kauf. Bei anderen Produkten wie den Elektro-Radladern verhält es sich von vorneherein anders. Mit fünf bis sechs Stunden Tagesbetrieb ohne Nachladen überzeugen sie von Anfang in Sachen Arbeitsleistung. Es gibt bereits viele Anwender wie Garten- und Landschaftsbauer, Zoobetreiber, Pferdehalter, Milchviehbetriebe etc. Die Anwender sagen, die Maschine sei so stark und bringe einen so großen Nutzen, dass sie gerne den etwas höheren Anschaffungspreis wegen der Preise für die Batterien akzeptieren.
Von kleinen zu großen Radladern
B_I galabau: Und wie wird es weitergehen mit der Entwicklung der Zero Emission Reihe bei Wacker Neuson?
Cem Peksaglam: Wir arbeiten quasi invertiert zur Automobilindustrie, die mit den richtig guten, großen Innovationen bei den Oberklassewagen der Premiumklasse kommt und sich nach unten arbeitet. Wir fangen mit den kleinen Baugeräten und kleinen Kompaktmaschinen an, erproben die Technologien, bieten teilweise schon von Anfang an einen eindeutigen Vorteil oder Nutzen und arbeiten uns nach oben. Das haben wir jetzt auf dieser bauma mit dem größeren Radlader, dem 5055e von Kramer bewiesen. Dies ist jetzt der zweite Radlader, der rein elektrisch funktioniert, aber eine deutlich größere Schaufelkapazität von einem dreiviertel Kubikmeter hat, während unser erster Elektro-Radlader, der WL20e gerade einmal einen viertel Kubikmeter Schaufelkapazität hat.
Eine Tonne Blei-Batterien
B_I galabau: Ist denn jetzt schon mit dem prämierten Kramer 5055e ein baustellengerechter Einsatz möglich, im GaLaBau zum Beispiel?
Cem Peksaglam: Von Anfang an, davon bin ich überzeugt. Dieser Radlader ist ein richtiges Arbeitstier. Er arbeitet fünf bis sechs Stunden, hat einen 1,2 Tonnen-Batterieblock, alles erprobte Technologie, die wir aus dem Gabelstapler-Bereich kennen, also keine Abenteuer oder Versuche. Mit der Maschine können Sie überall arbeiten, dort wo Material verbracht wird, wo man mit entsprechenden Anbaugeräten allerlei Funktionen erfüllen kann. Denn der Radlader ist ja nichts anderes als ein Werkzeugträger, mit dem man sehr vieles machen kann: Einsätze in Tunneln, Einsätze in Pferdeställen, Einsätze überall, wo Sie geschlossene Hallen haben, vor allem wenn es beispielsweise kalt wird und Emissionen wirklich stören würden, weil Sie eben keine entsprechende Belüftung herstellen können. Also ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dieser Radlader ein absoluter Gewinner im Markt sein wird.
B_I galabau: Was muss denn der Anwender beim Laden der Blei-Batterien beachten?
Cem Peksaglam: Wir wollen, dass der Anwender genau hier kein Spezialwissen mitbringen muss. Wir möchten es so einfach wie möglich für ihn gestalten, derart, dass wirklich nur eine ganz normale 230/220 Volt Steckdose für den Ladevorgang gebraucht wird – und fertig. Das soll er idealerweise über Nacht machen oder wenn die Maschine nicht arbeitet oder er sie nicht braucht. So stellen wir uns das Lademanagement vor. Mit der Option, wartungsfreie AGM-Batterien für den neuen Kramer Radlader zu nutzen, entfällt auch das sonst notwendige Nachfüllen destillierten Wassers.
B_I galabau: Geben Sie entsprechende Garantie auf die Batterie?
Cem Peksaglam: Wir geben die Herstellergarantie auf die Batterien, die in der Regel so wartungsarm, so bedienerfreundlich sind, weil sie sich seit vielen Jahren in der Praxis bewährt haben. Jeder, der schon einmal einen Gabelstapler gefahren hat, weiß, dass darin heute so hoch entwickelte Batterien und Antriebslösungen verbaut sind, dass man nicht mehr sehr viel falsch machen kann. Darauf bauen wir und wenden das jetzt für unsere Endmärkte an. Mit dieser Technologie sehe ich wirklich nicht mehr viel Probleme auf die Anwender zukommen.
Wacker Neuson: Amortisation in weniger als drei Jahren
Cem Peksaglam: Er muss schon ein bisschen mehr hinlegen, weil natürlich die Batterie einen entsprechenden Preis hat. Deshalb muss der Kunde für die Batterie – je nach Typ – schon damit rechnen, dass 15 bis 20% noch mal drauf kommen.
B_I galabau: Erfolgt nicht eine relativ schnelle Amortisation über die Kosteneinsparung im Betrieb an Kraftstoff, Service und Wartung?
Cem Peksaglam: Genau so ist es. Das haben wir alles gerechnet. Es hängt davon ab, wie günstig der Strom im Vergleich zum Dieselpreis ist und wie sich die Preise künftig entwickeln. Erzeugt der Anwender seinen Storm dann noch selber, wird die Amortisation schneller sein, kauft er den normalen Strom-Mix wird es etwas länger dauern. Aber wir sind in allen Rechnungen davon ausgegangen, dass die Investition in spätestens zweieinhalb Jahren wieder drin sein sollte und der Kunde dann sein Geld damit verdient.
B_I galabau: Und der Anwender sollte Freude daran haben, weil er leise damit unterwegs ist, emissionsfrei arbeitet, die Umwelt und das Klima schont.
Cem Peksaglam: Das Umweltbewusstsein wächst weiterhin. Unabhängig davon sind die Vorteile einer Elektromaschine einfach eklatant. Das merkt jeder, der so eine Maschine einmal zwei oder drei Stunden in einer geschlossenen Halle gefahren ist. Beispielsweise ein Baustoffhändler merkt das vor allem im Winter, wenn Fenster und Türen geschlossen bleiben müssen. Seine Mitarbeiter werden es ihm danken. Ökologisch ist es allemal. Der Kunde muss nur akzeptieren, dass er anfangs einen etwas höheren Preis bezahlt. Aber wie gesagt nach eineinhalb, spätestens zwei oder zweieinhalb Jahren ist das wieder drin und dann arbeitet die Maschine in der Regel günstiger als jede Dieselvariante. Und in Deutschland kann der Kunde unsere zero emission Produkte in unseren eigenen Mietparks unverbindlich anmieten, um sich von der Technologie zu überzeugen.
Akku Tauschen in Zukunft möglich
B_I galabau: Sagen wir, der Kunde hat die Maschine geleast oder sie in fünf Jahren abgeschrieben. Haben Sie als Hersteller den Raum in der Maschine um die neuere Akku-Technologie einzubauen, so dass es möglich ist, einen solchen Radlader länger zu betreiben?
Cem Peksaglam: Jeder weiß, dass solche Radlader oder auch unsere Teleskoplader wirklich viele Jahre im Einsatz sind. Wir haben jetzt den Bauraum quasi in der Kompaktmaschine hergestellt und können mit den Fortschritten, die auch wirtschaftlich einhergehen und die Batterien immer günstiger pro Kilowattstunde werden lassen, natürlich dann auch den Bauraum für technologisch weiter entwickelte Lösungen nutzen. Und die werden kommen, da gibt es gar keinen Zweifel.
B_I galabau: Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Zero Emission Baureihe.
Gedeiht die grüne Branche?
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Cem Peksaglam: Herr Bauer, herzlichen Dank!
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