Ohne Angst ins Elektro-Zeitalter
Volvo Construction Equipment hat gemeinsam mit dem Antriebsspezialisten Parker Hannifin den elektrischen Radlader L120 Electric entwickelt. Fredrik Tjernström vom Volvo-CE-Vertrieb für Elektromobilität und Erik Forsberg, Entwicklungsleiter bei Parker Hannifin, berichten von der fruchtbaren Zusammenarbeit und widerlegen beliebte Elektro-Mythen.
Elektrisch angetriebene Baumaschinen haben viele Vorteile
Die neuen Volvo-Radlader L120 Electric und L90 Electric und der Mobilbagger EWR150 Electric bieten Bauunternehmen die bekannten Vorteile des batterieelektrischen Antriebs: Arbeiten in Zonen mit niedrigem CO2-Ausstoß und in lärmempfindlichen Bereichen sowie in Innenräumen ohne die Notwendigkeit zusätzlicher Belüftungssysteme und außerhalb der üblichen Arbeitszeiten – dank fehlender Abgase und einer leiseren Arbeitsweise. Bauunternehmen können ihren CO2-Fußabdruck verringern, die Betriebskosten senken, neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen und Fahrerinnen und Fahrern eine komfortablere Arbeitsumgebung anbieten. Mit den drei neuen Baumaschinen wird dies bald auch in der Größenordnung von 15-20 Tonnen möglich sein. Die Maschinen zeichnen sich durch durchschnittlich 65 Prozent niedrigere Energiekosten, 30 Prozent weniger Wartungsaufwand und keine motorbezogenen Verbrauchsmaterialien aus, was sie zu einer kosteneffizienten Lösung für die Baustelle macht. Außerdem bieten sie die gleiche, mitunter sogar eine bessere Leistung als ihre Diesel-Pendants. Und da sie weniger Lärm, Vibrationen und Hitze verursachen, berichten die Fahrer von angenehmeren Arbeitsbedingungen, geringerer Ermüdung und der Möglichkeit, sich leichter zu verständigen.
Lange Laufzeit und einfaches Laden mit dem Volvo-Radlader L120 Electric
Volvo CE arbeitet beim Radlader L120 Electric mit Parker Hannifin zusammen
Erik Forsberg, Leiter der Anwendungstechnik bei Volvos Entwicklungspartner Parker Hannifin, sieht in den jeweiligen Kompetenzen der Hersteller den Schlüssel zum Erfolg: „Es war ganz entscheidend, dass wir, um die Marktanforderungen zu erfüllen und die elektrifizierten Maschinen in den Markt zu bekommen, zusammengearbeitet haben und beide das getan haben, was wir jeweils am besten können.“ Parker Hannifin entwickelte also das Elektrifizierungs-Kit – Elektromotoren, Inverter, Batterien – und die Software für die elektronische Steuerung. Volvo CE kümmerte sich zum Beispiel darum, dass der Radlader die hohen Leistungsanforderungen erfüllte und die Komponenten des Elektrifizierungs-Kits sich bestmöglich in die Maschine einfügten.
Elektroantrieb in Baumaschinen löst Berührungsängste aus
Bauunternehmen haben „Reichweitenangst“ – Mobile Stromspeicher bieten Abhilfe
Beim Auto wird die Diskussion um die Elektromobilität von der Sorge um die Reichweite dominiert. Ganz ähnlich scheint es in der Bauindustrie zu sein. Forsberg: „Leute in der Bauindustrie haben dieselbe Reichweitenangst [wie Autofahrer], dabei gibt es auf dem Markt eine Vielzahl von Geräten, um ihre Maschinen draußen auf den Baustellen aufzuladen. Mit Hochvolt-Gleichstrom-Ladetechnik ermöglichen sie ihnen, die Geräte häufiger zwischendurch aufzuladen, zum Beispiel in der Mittagspause oder in anderen kurzen Pausen. Diese Geräte ermöglichen ihnen da draußen eine große Autonomie.“
Volvo CE hat gerade einen solchen mobilen Energiespeicher neu vorgestellt: Der PU40 wurde speziell für die kompakte Baumaschinen von Volvo CE, aber auch von anderen Herstellern entwickelt. Mit seiner Akkukapazität von rund 40 kWh reicht er aus, um beispielsweise zwei Volvo-Minibagger EC18 wieder vollständig aufzuladen. Mit 900 kg Gewicht ist er dabei noch vergleichsweise problemlos auf der Baustelle händelbar, zumindest verglichen mit dem rund 7.000 kg schweren PU500 aus dem Volvo-Produktangebot. Hier hat man schon einen 3,0 mal knapp 2,50 Meter großen Container vor sich, der aber, das ist Volvo CE wichtig zu betonen, noch mit einem L120 Radlader verfahren werden kann, also keinen extra Kran auf der Baustelle benötigt. Ein weiterer Vorteil des mobilen Energiespeichers PU40 ist, dass er nicht nur kompakte elektrische Baumaschinen von Volvo CE und anderen Marken laden kann, sondern auch Elektrogeräte wie etwa Bohrmaschinen und Sägen. Das Aufladen des PU40 kann über einen 6-kW-Wechselstrom-Anschluss am Stromnetz erfolgen, wodurch die Kosten für Spitzenlast vermieden werden können. Alternativ ist eine Schnellladung über ein 17-kW-Gleichstromladegerät möglich.
Soweit die Maschinentechnik. Aber wie ist es mit der Verfügbarkeit von Strom auf der Baustelle, also mit der Ladeinfrastruktur? Tjernström: „Ich denke, das ist eine der beiden größten Herausforderungen, die wir in der Bauindustrie zurzeit haben, und in den meisten Fällen ist das Vorhalten der Stromkapazitäten der limitierende Faktor.“
Lithium-Ionen-Batterien in elektrischen Baumaschinen sind kein besonderes Sicherheitsrisiko
Forsberg ergänzt: „In jeder einzelnen Batteriezelle gibt es Diagnosesysteme, die erkennen können, wenn es ein Problem gibt. Wenn das der Fall ist, wird es identifiziert und die Maschine in einen sicheren Zustand versetzt. Wir haben also einen besseren Einblick, was in der batteriebetriebenen Baumaschine passiert, als das in einer vergleichbaren dieselbetriebenen Baumaschine der Fall ist.“ Dafür hat Volvo CE die neue Smartphone-App „My Equipment“ freigeschaltet. Sie gibt den Nutzern Einblick in den Batteriestatus, die Maschinenstunden und den Stromverbrauch und hilft ihnen so, die Betriebszeit zu maximieren und den Ladevorgang effizienter zu verwalten.
Nachhaltigkeit: CO2-Rucksack ist bei Baumaschinen viel kleiner
Auch der Umweltnutzen elektrisch angetriebener Baumaschinen wird immer mal wieder angezweifelt. Zu unrecht, meint Tjernström: „Unsere Lebenszyklusuntersuchungen, die den gesamten Zeitraum von den verwendeten Rohstoffen bis zum Nutzungsende der Maschine abdecken, ergeben einen großen [ökologischen] Vorteil der elektrischen Baumaschinen. Selbst wenn die Umweltauswirkungen der Batterieproduktion höher sind, können Sie das im Betrieb sehr schnell kompensieren. Ein Grund dafür ist, dass der Anteil der Batterien am Maschinengewicht in einer Baumaschine viel geringer ist als in einem Auto. Der andere wesentliche Unterschied ist die Nutzung: Baumaschinen produzieren tagein tagaus. Die CO2-Amortisation bemisst sich in Monaten, nicht in Jahren.“ Tjernström rechnet vor: „Ein L120 Radlader verbraucht üblicherweise 10-12 Liter Diesel pro Stunde. Wenn Sie die Stunden und die Jahre addieren, bekommen Sie eine Vorstellung davon, welche enorme Menge CO2 Sie einsparen können.“ Forsberg stimmt zu: „Der größte Teil der CO2-Emissionen einer Baumaschine wird in der Nutzung freigesetzt, nicht in der Produktion.“
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Großes Potenzial für Elektroantrieb in der Bauindustrie
Die Entwicklung der elektrischen Antriebstechnik geht so schnell voran, dass Hersteller ständig nach Wegen suchen, sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Ladetechnik ihrer Maschinen zu verbessern. „In den nächsten zehn Jahren wird sich die Bauindustrie in einer Geschwindigkeit transformieren, die wir noch nicht erlebt haben“, sagt Tjernström. „Das ist eine sehr schnelle Entwicklung. Unsere Branche ist das nicht so gewohnt; normalerweise finden größere Veränderungen alle zehn Jahre oder so statt. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir alle zwei oder drei Jahre wesentliche Entwicklungsschritte haben werden. Wir machen große Fortschritte bei der Weiterentwicklung dieser Technik. Die Herausforderung ist jetzt, sie im größeren Maßstab anzuwenden.“ Das bestätigt auch Erik Forsberg, der außerdem noch ein weiteres Potenzial für den Elektroantrieb ausgemacht hat: „Eine Herausforderung wird sein, die guten Lösungen, die wir bereits haben, auf ein breiteres Spektrum von Baumaschinen anzuwenden und dabei nicht nur auf die neuen Baumaschinen zu schauen, sondern auch darauf, wie wir die bestehende Baumaschinenflotte vollelektrisch umrüsten können.“
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