Erdbeeren und Salat vom Dach
Auf dem klassischen Gründach findet man verschiedene Gräser oder Sedumarten, auf dem Dach der LWG Bayern sieht das ganze etwas anders aus: Hier wird ein neues Anbausystem auf Basis der extensiven Dachbegrünung getestet.
Neues Anbausystem entwickelt
Seit 2014 wird an der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau ein neues Anbausystem auf der Grundlage extensiver Dachbegrünungen entwickelt und getestet. In den Versuchen werden die Flächen auf dem Dach und den Dachmodellen ähnlich eines herkömmlichen Aufbaus einer extensiven Einschichtbegrünung nachempfunden. Die abgedichteten Flächen mit etwa 2% Gefälle enthalten ein Schutzvlies und eine 8 cm dicke Substratschicht eines herkömmlichen Dachsubstrats für Extensivbegrünungen.
Bewässerung und Düngung
Fruchtfolge auf dem Dach
An der LWG Veitshöchheim wurden bisher vor allem Untersuchungen zur Pflanzenauswahl in dem beschriebenen System durchgeführt. Salate und Kräuter erscheinen als logische Nutzpflanzen für das dünnschichtige Dachsubstrat. Im Erwerbsgartenbau ist bereits die Nutzung von erdelosen Kultursystemen (im Gewächshaus) üblich. Somit bieten sich auch Erdbeeren, Tomaten und Paprika dafür an. Diese werden meist in zirkulierenden Systemen angebaut. Doch auch Feldgemüsearten, wie z.B. Zwiebeln, Rote Bete, Möhren (Sorte ‚Pariser Markt‘), Broccoli, Kohlrabi, Fenchel, Grünkohl, Endivie und Bohnen bieten interessante Möglichkeiten für das Dach. Sogar Zucchini und Auberginen können auf 8 cm Dachsubstrat kultiviert werden. Lediglich ausreichend Wasser und Nährstoffe müssen verfügbar sein. Besonders für Nahrungspflanzen mit geringer Lagerfähigkeit, wie Erdbeeren, Kräuter und Salate, kann das Gemüsedach ein attraktiver Standort sein.
Verschiedene Kulturen
Ergebnisse: Vieles ist auf wenig (Substrat) möglich
Die Pflanzenentwicklung auf dem Dach kann bei unterschiedlicher Kulturführung auch sehr unterschiedlich erfolgen . Im Sommer 2014 wurden die Paprikapflanzen mit sehr geringen Wasser- und Düngegaben (6 g N/qm, vgl. FLL-Richtlinie für extensive Einschichtbegrünungen: 5 g N/qm) kultiviert. Die Varianten im Sommer 2015 erhielten wesentlich mehr Dünger und Wasser. Der mittlere marktfähige Ertrag erhöhte sich somit bei einer höheren Nährstoff- und Wasserversorgung. Während die extensive Paprika-Variante (2014) bei 308 l/qm rund 700 g/qm erzielte, konnte die intensiv bewirtschaftete Paprika-Variante (2015) mit 564 l/qm einen Ertrag von rund 3.800 g/qm aufweisen. Die Versorgung der intensiven Variante entsprach in etwa den Erfahrungswerten des Erwerbsanbaus im Freiland. Die Erträge bei noch höheren Wasser- und Düngegaben auf dem Dach wurden noch nicht untersucht.
Problematisches Gefälle
Dachsubstrat: Pflege nötig
Die Zucchinipflanzen erzielten im Sommer 2014 trotz geringer Bewässerungsgaben von etwa 300 l/qm Erträge von über 3 kg/qm. Aufgrund der teilweise guten Wasserspeicherfähigkeit des Dachsubstrats und des Schutzvlieses konnten die Pflanzen auch in den heißen Sommertagen viele Zucchini tragen. Allerdings sollten nach der Ernte der Kulturen möglichst alle Pflanzen- und Wurzelreste entfernt werden. Das Dachsubstrat könnte sich sonst nachhaltig verändern. Die vorhandenen Drainage- und Speicherfähigkeiten des Systems könnten dann nicht mehr gewährleistet werden. Deshalb erscheinen auch mehrjährige Nahrungspflanzen als interessante Alternative für die Begrünung auf dem extensiven Gründach.
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Potential vorhanden
Auch Dächer mit geringen Nutzlasten können ganz leicht für die Produktion von Nahrungspflanzen umgestaltet werden. An der LWG Veitshöchheim wurde anhand eines neuen Anbausystems auf Grundlage von extensiven Dachbegrünungen durch zusätzliche Bewässerung und Düngung bereits über 2 Jahre erfolgreich Gemüse angebaut. Bei einer angepassten Kulturführung können somit nahezu alle Gemüsearten kultiviert werden. Das System wird in weiteren Untersuchungen optimiert und soll weiterhin Wasser einsparen und für eine gute Pflanzenentwicklung sorgen. Somit bieten auch in Zukunft viele Gebäudeflächen das Potenzial für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion in der Stadt.
Zum Autor
Florian Demling studierte Gartenbau an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising. Er schloss das Studium mit Schwerpunkten im Produktionsgartenbau und Gemüsebau im Jahr 2013 erfolgreich ab. Seit 2013 betreut er als Gartenbauingenieur an der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG), Abteilung Landespflege Projekte zum „Urban Gardening“ auf Dach- und Fassadenbegrünungen. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen die Planung, Durchführung, Auswertung und Präsentation von Versuchen zur Nahrungsmittelproduktion auf überbauten Flächen.
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