Erste Ergebnisse aus dem Bewässerungsforum Bayern
Nikolai Kendzia von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG), berichtete auf den virtuellen Landespflegetagen 2021 als Leiter der Arbeitsgruppe VII der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB-Bayern) über erste Ergebnisse einer Umfrage unter bayerischen Kommunen zur Bewässerung von Vegetationsflächen. Im nachfolgenden Beitrag fasst er die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Mittlerweile ist die Brisanz des Themas auch in der Politik angekommen. Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber fordert auf, "Wasser neu zu denken". Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat eigens eine Expertenkommission Wasserversorgung Bayern einberufen. Bayernweit sinken die Grundwasserstände, weil Niederschläge den Boden nicht mehr durchdringen und zur Neubildung beitragen können. Alternative Wasserquellen zum Grundwasser sollen verstärkt genutzt werden. Vor diesem Hintergrund wurde das Bewässerungsforum Bayern, ein Forum für eine effiziente und umweltschonende Bewässerung in Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau, im Jahr 2019 ins Leben gerufen. Die Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB Bayern) sucht mit allen Akteuren, gefördert durch die bayerischen Staatsministerien für Umwelt und Landwirtschaft, nach Lösungen. Sieben Arbeitsgruppen beschäftigen sich u.a. mit dem Wasserbedarf, der Steuerungs- und Bewässerungstechnik und Anpassungen an die Trockenheit für landwirtschaftliche Kulturen. Die Arbeitsgruppe VII widmet sich der Bewässerung urbaner Grünflächen. Übergeordnetes Ziel ist die optimale und ressourcenschonende Bewässerung urbaner Grünflächen, damit diese nachhaltig ihre vielfältigen Funktionen, wie Klimamäßigung, Nutzung und Ästhetik, erfüllen können. In der Netzwerkarbeit der Arbeitsgruppe sollen Informationen aufbereitet und für die Zielgruppen Kommunen, Industrie und Gewerbe, Vereine und private Initiativen zugänglich gemacht werden. Momentan arbeiten Vertreter des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus Bayern, der Stadtgartenämter, Wasserwirtschaftsämter und der Ministerien an Lösungen für die Kommunen.
Als Leiter der Arbeitsgruppe VII berichtete ich auf den virtuellen Landespflegetagen 2021 über erste Ergebnisse zur Bewässerung von Vegetationsflächen. Neben der Erstellung eines Beratungsblattes, das die Aussagen der Regelwerke und Normen zur Bewässerung zusammenfasst, wurde eine Befragung der bayerischen Kommunen zur Bewässerung öffentlicher Grünflächen durchgeführt. An der Befragung beteiligten sich 299 der 2.056 angeschriebenen Städte, Märkte und Gemeinden. Somit erfassen die Ergebnisse die Gesamtsituation in allen bayerischen Regionen, nicht nur der Trockengebiete. Die Befragung umfasste 24 Fragen, um die Ist-Situation in den Bauhöfen und Gartenämtern zu erfassen. Insgesamt scheint die gesamtbayerische Lage noch entspannt zu sein. Allerdings gibt es regional große Unterschiede bei der Schädigung der Gehölzbestände durch Trockenheit und Hitze, wobei die vermeintlich niederschlagsreichen Regionen ab 700 mm Niederschlag durchaus auch betroffen waren (vgl. Abb. 1).
Viele Bäume mussten bereits aufgrund der Folgen lang andauernder Dürreperioden gefällt werden. Allein in den 299 teilnehmenden Kommunen belief sich die Zahl auf 5.554 Bäume.
Wie bewässern die Kommunen?
Bei der Bewässerung von kommunalen Grünflächen handelt es sich um eine "Notbewässerung", die stark vom optimalen Wasserbedarf der Pflanzen abweicht. Als besonders wasserbedürftig werden Sportplätze, Kübelpflanzen und die Pflanzung von Jungbäumen angesehen. Daraus resultieren die Schwerpunkte der Erhaltungsbewässerung je nach Vegetationstyp (vgl. Abb. 2).
Insgesamt wurde das verfügbare Wasserangebot als ausreichend erachtet. Eher knapp waren die Kapazitäten an Arbeitskräften und Bewässerungstechnik. Wobei unter Technik nicht nur die automatischen Bewässerungsanlagen, sondern auch die Verfügbarkeit von Tankwagen und anderen Behältnissen zu verstehen ist (vgl. Abb. 3).
Bewässert wird zu 63% mit Trinkwasser, dann zu 19% aus Brunnen, 10% Oberflächengewässer, 2% Uferfiltrat, 2% Nutzwasser und 4% mit Regenwasser. Trinkwasser aus Hydranten ist leicht vor Ort zugänglich. Langfristig müssen neue Konzepte greifen, um das Niederschlagswasser effizient für eine Zusatzbewässerung zu nutzen. Nach Lösungsmöglichkeiten für den Unterhalt der Grünflächen gefragt, antworteten die Bauhöfe und Gartenämter, dass sie möglichst frühzeitig bei Planungen einbezogen werden wollen. Neuplanungen im Straßenraum führen oftmals zu viel zu kleinen Standorten für Straßenbäume. Niederschlagswasser wird überwiegend in die Kanalisation statt in die Pflanzflächen geleitet. Potential sehen die Kommunen im Umbau bestehender Grünflächen zu widerstandsfähigen Vegetationsflächen. Hierbei spielt die Pflanzenauswahl eine wichtige Rolle. Hierzu gibt es bereits Empfehlungen der GALK und der LWG im Stadtgrün 2021 Projekt. Auch der Gedanke der "Schwammstadt" ist in den Städten angekommen. Es gibt jedoch Vorbehalte gegenüber der technischen Ausführung. Hier sind auch Versuche an der LWG geplant, die Empfehlungen zu Substrat und Aufbau von Baumrigolen geben sollen.
Langfristig sind alternative Wasserquellen für die Bewässerung in Betracht zu ziehen. Zusätzlich aufbereitetes Abwasser aus Kläranlagen fällt oftmals stadt- bzw. gemeindenah an. Dessen Wasserqualität sollte für öffentliche Grünflächen ausreichen. Mittlerweile gibt es Vorgaben der Europäischen Union zur Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser. Insgesamt gilt es, das Niederschlagswasser verstärkt in den Kommunen zu halten, z.B. durch Regenwasserspeicher, und im Sommer für die Bewässerung von öffentlichen Grünflächen zu nutzen. Nur so können Verdunstungskühle und Beschattung durch Vegetation sowie neue Begrünungsformen (bodenferne Fassadenbegrünung) dauerhaft erhalten werden.