Wie die Multitalente richtig Wurzeln schlagen können
Bäume sind für ein positives Stadtklima unerlässlich. Durch vielfache Belastungen, von Abgasen und Wassermangel bis hin zu engen Platzverhältnissen, haben sie es hier aber besonders schwer. Ineinandergreifende Systeme können hier Abhilfe verschaffen und das Leben der Bäume entscheidend verlängern.
Bäume sind für uns Menschen lebenswichtig: Sie machen Städte grün, spenden im Sommer Schatten und sorgen für gute Luft. Ohne urbanes Grün wäre es in den Metropolen während der warmen Jahreszeit (noch) heißer und die Bewohner wären Emissionen und Überschwemmungsgefahren stärker ausgesetzt. Es gibt daher gute Gründe, sich um das Wohlergehen von Stadtbäumen zu kümmern. Angesichts von Versiegelungen, Platzmangel, hoher Verkehrsdichte und häufiger werdenden Dürrephasen ist dies auch dringend notwendig. Baumschutz bedeutet letztlich auch Gesundheitsvorsorge für die Stadtbewohner.
So wichtig wie Bäume für das Mikroklima, die Luft und den Wasserhaushalt in Metropolen sind, so miserabel sind häufig auf der anderen Seite ihre dortigen Lebensbedingungen. Stadtbäume müssen einiges aushalten: Sie haben mit Platzmangel, zu kleinen Pflanzgruben sowie Flächenversiegelungen und -verdichtungen zu kämpfen, die ihnen im wahrsten Sinne die Luft zum Atmen nehmen und darüber hinaus zu einer unzureichenden Wasserversorgung führen können. Die Vibrationen infolge vorbeifahrender Pkw verstärken die Bodenverdichtung und damit die Problematik. Hinzu kommen Belastungen durch Abgase, Hundefäkalien, Kunstlicht sowie häufige Beschädigungen der Wurzeln aufgrund von Tiefbauarbeiten. Außerdem können den Pflanzen Verletzungen der Rinde durch Anfahren sowie Leckagen von Leitungen zusetzen. All diese Faktoren sind schuld, dass die Lebenserwartung von Straßenbäumen laut Experten wie dem Baumschulsachverständigen Dr. Andreas Roloff nur rund 25 Prozent ihrer potenziellen Altersspanne beträgt.
Stadtbäume in der Klimakrise
Auch der Klimawandel hat daran seinen Anteil. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) vermeldet, waren 2022 und 2018 die wärmsten Jahre in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881, knapp vor 2019 und 2014. Mit 2020 lagen laut DWD neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland im (noch relativ jungen) 21. Jahrhundert. Seit den 1970er-Jahren ist in Deutschland jedes Jahrzehnt wärmer als das vorherige gewesen. Experten gehen perspektivisch von weiteren Temperaturanstiegen aus. Während das Temperaturbarometer tendenziell steigt, ist die jährliche Niederschlagssumme eher rückläufig. So lagen laut DWD die Gebietsniederschläge im Jahr 2020 zum Beispiel 84 mm unter dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990.
Sponge City: Wassermangel bei Starkregen beheben
Zu warm und zu trocken – für die Vitalität der Straßenbäume sind die klimatischen Veränderungen ein massives Problem: Ausbleibender Niederschlag bei gleichzeitig hohen Temperaturen führt dazu, dass sich der Wassermangel gleich durch mehrere Bodenschichten zieht – in diesem Fall spricht man von Dürre. Es ist ein Teufelskreislauf: Der Boden wird hart und verkrustet. Je trockener der Boden jedoch ist, desto schlechter nimmt er Wasser auf. Die Niederschläge, die im Sommer ohnehin häufig kurz und heftig sind und schnell verdunsten, fließen dann einfach an der Oberfläche ab, ohne in das Erdreich einzusickern. Während Keller und Kanalisationen im Falle von Starkregenereignissen volllaufen, leiden Bäume weiter unter Wassermangel.
Verstärkt wird der Effekt durch den Asphalt, der sich in urbanen Räumen tagsüber aufheizt und nachts weiter Wärme abstrahlt. Das Grün kommt dadurch nicht zur Ruhe. In Städten häuft sich das Phänomen der „Tropennächte“, das heißt von Nächten mit Temperaturen gleich/über 20 Grad Celsius. Laut Umweltbundesamt können die innerstädtischen Temperaturen im Sommer um bis zu zehn Grad Celsius höher liegen als im Umland. Das alles befördert den Wassermangel. Er lässt die Bäume nicht nur trocken werden, sondern macht sie außerdem anfällig für Schädlinge und Pilze. Bereitgestellte Wassersäcke an Straßenbäumen, Bewässerungsfahrzeuge und Gießpatenschaften engagierter Bürger können nur kurzfristig helfen, das lebensnotwendige Grün vor der Haustür mit Flüssigkeit zu versorgen. Entscheidender wird es in Zukunft sein, das Problem des Wassermangels systematisch und langfristig anzugehen und zum Beispiel bereits bei der Pflanzung die sich geänderten klimatischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.
Überlebenskampf der Stadtbäume
Die Folgen von Luft-, Nährstoff- und Wassermangel für die Bäume sind in vielen Innenstädten zu beobachten – dann nämlich, wenn ihre Wurzeln zur Oberfläche wachsen. Aufgebrochener Asphalt, überwurzelte Randeinfassungen und Hochborden sind mehr als lästige und teure Straßensanierungsprobleme – es sind Überlebensversuche der Straßenbäume. Eine Faustregel lautet: Der Kronendurchmesser entspricht der Ausdehnung des Wurzelwerks. In verdichteten Räumen ist dies allerdings für die Bäume kompliziert. Wurzeln wachsen generell nach dem Prinzip des geringsten Widerstandes. Bei stark verdichteten Böden suchen sie sich nicht selten Kanal- und Trinkwasserleitungen oder alte Leitungen, die nicht zurückgebaut worden sind.
Stadtbäume wachsen in unterirdische Infrastruktur
Jedes Tiefbauunternehmen kennt das Problem: Manchmal sind bei Sanierungsarbeiten ganze Wurzelschwämme in den Rohren festzustellen, die über defekte Muffenverbindungen, durch Risse oder Scherben hineingewachsen sind. Bereiche mit der geringsten Dichte werden in der Regel schnell durchwurzelt, so auch Kabeltrassen. Im Bereich der Sohle, dort, wo die Zwickelverdichtung schwer zu realisieren ist, wachsen Wurzeln entlang des Rohres. Durch Wurzeleinwuchs entstandene Leitungsschäden verursachen jährlich Kosten in Millionenhöhe. Doch damit nicht genug: Exfiltrationen und Infiltrationen bergen außerdem gesundheitliche Risiken bzw. treiben die Kosten in die Höhe.
Lösungen für ein lebensfähige Stadtbäume
Dabei lässt sich all dies vermeiden – wenn man den Straßenbäumen den Raum gibt, den sie benötigen und den Stellenwert, den sie verdienen. Funke Kunststoffe hat schon vor langem den Handlungsbedarf erkannt und dem Thema Baumversorgung eine eigene Produktsparte gewidmet. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Artikel, die bereits in der Einzelanwendung gute Lösungen darstellen, sich aber auch miteinander kombinieren lassen – zum Wohl der Stadtbäume und damit nicht zuletzt auch zum Wohl der Anwohner.
Praxistest der Lösung von Funke
Stadtbäume brauchen vielfältige Lösungen
Die wandverstärkten Baumbewässerungswinkel bestehen aus geschlitzten, mit einem speziellen Geotextil ummantelten Rohren, die bei einer Schenkellänge von 1,36 x 1,62 Meter rund 60 Liter Wasser fassen und dies nach und nach an das Erdreich abgeben. Aufgrund dieses Speichervolumens kann der Gießvorgang zügig erfolgen – anders als bei trockenen Böden, die nur langsam Wasser aufnehmen. Auch bei personellen Engpässen kann die Bewässerung somit schnell und zuverlässig vorgenommen werden. Die Bewässerungswinkel ermöglichen jede Einbausituation, selbst unter Verkehrsflächen. So müssen sie nicht zwangsläufig komplett um den Ballen herum verlegt werden, sondern können auch parallel zu diesem zum Einsatz kommen.
Am Marktplatz im baden-württembergischen Kehl wurde das Verfahren noch weiter modifiziert: Hier wurden rund um die Bäume einzelne HS-Vollsickerrohre mit speziellem Geotextil eingesetzt und mit HS-Kanalrohren untereinander verbunden. So kann von einem Startpunkt aus, also mit minimalem Aufwand, Wasser eingefüllt werden, das sich dann zu weiteren hintereinander angeschlossenen Baumscheiben verteilt.
Möglich ist es aber auch, die Bewässerungswinkel unter versiegelten Oberflächen, weg vom Ballen, zu installieren, im Sinne einer Wurzelraumerweiterung.
Funke Lösungen in Absprache mit dem Kunden
Die Bewässerungswinkel sind an den Enden verschlossen. Damit wird eine Luftzirkulation bzw. ein Kamineffekt, der den Wurzelballen austrocknen würde, unterbunden.
Sponge City als Lösung
Die infolge des Klimawandels häufiger werdenden Starkregenereignisse und Dürrephasen machen ein Umdenken beim Regenwassermanagement erforderlich. Anstatt die Niederschläge weiter über die Kanalisation abzuleiten, geht der Trend verstärkt dahin, das anfallende Regenwasser lokal zwischenzuspeichern und es so dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zuzuführen. Das Stichwort für dieses Stadtplanungskonzept heißt „Schwammstadt“. Indem Niederschläge vor Ort aufgefangen werden, wird die Kanalisation entlastet. Das Risiko für Überschwemmungen sinkt. Gleichzeitig wirken sich die lokalen Wasserspeicher positiv auf das Mikroklima aus. Sie versorgen Bäume mit Wasser und helfen dabei, die Temperaturen über Verdunstung zu kühlen. Nicht jedes Niederschlagswasser darf jedoch ohne Weiteres unterirdisch versickern. Gerade das von Verkehrsflächen abfließende Oberflächenwasser ist durch Reifen- und Bremsabrieb, Korrosion, Abgase und Feinstoffeintrag belastet. Die Schwermetall-Emissionen aus dem Straßenverkehr liegen pro Jahr bei 931,9 t Kupfer durch Bremsbelagabrieb, 75,4 t Blei und 2077,7 t Zink (Bericht UBA-FB „Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden – Analyse der Emissionspfade und möglicher Emissionsminderungsmaßnahmen“, 11.2004).
Versickerung in der Stadt
Bereits seit 20 Jahren hat sich zur Behandlung und Versickerung von stark belasteten Niederschlägen die DIBt-zugelassene D-Rainclean-Sickermulde bewährt. In Haßloch beispielsweise wurde eine 1,5 m lange Sickermulde parallel zum Rad- und Gehweg an den einzelnen Baumstandorten angebracht. Das mithilfe des Substrats gereinigte Regenwasser kommt hier direkt den Straßenbäumen zugute. In Falkenberg dagegen gelangt das von D-Rainclean gereinigte Wasser über HS-Sickerrohre zu den Baumscheiben. Die hiermit hergestellte Verbindung der einzelnen Baumscheiben untereinander dient dabei der Wurzelraumerweiterung. Die D-Rainclean-Sickermulde kann aber auch in Kombination mit der flachen KS-Bluebox, die mit einer Bauhöhe von 33 cm und 60 cm angeboten wird, eingesetzt werden. Letztere dient der Speicherung des behandelten Wassers, das dann wie bei einem Bauvorhaben in Bochum über einen Drosselschacht DN 1000 mithilfe von HS-Rohren den Bäumen zugeführt wird.
Praxisbeispiele in ganz Deutschland
Ob Tiefenbelüfter, Bewässerungswinkel, Gießring oder Lösungen zur Behandlung, Versickerung oder Rückhaltung des Niederschlagswassers – die Beispiele zeigen: es kann viel getan werden für die Vitalität und den Erhalt der Straßenbäume. Der Kombination der Produkte sind dabei quasi keine Grenzen gesetzt. Der Aufwand lohnt, schließlich dankt uns das urbane Grün mit Schatten, sauberer Luft, Abkühlung sowie Schutz vor Überschwemmungen und Sturm.
Autor:
Frank Horstmann,
Fachberater Regenwasserbewirtschaftung, Vertrieb Deutschland, Funke Kunststoffe GmbH
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Lesen Sie auch: Regenwasser-Konzept: Gegen Starkregen und Dürre gewappnet
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