Kann das Bau-Paket die Krise im Wohnungsbau stoppen?

Im zehnten Monat in Folge ist im Juli die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen zweistellig zurückgegangen. Der Wohnungsbaugipfel am kommenden Montag im Bundeskanzleramt wird deshalb auch vom Baugewerbe mit Spannung erwartet. Bauindustrie und Wohnungswirtschaft sind allerdings skeptisch, ob das angekündigte Bau-Paket ausreichen wird.

Wohnungsbaugipfel: Kann das Bau-Paket die Krise im Wohnungsbau stoppen?
Trauriger Rekord: Im Juli 2023 ist die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbau den zehnten Monat in Folge zweistellig gesunken. | Foto: Sven-Erik Tornow

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Steigende Baukosten und schwierigere Finanzierungsbedingungen sorgen dafür, dass weniger gebaut wird. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurde im Juli 2023 der Bau von 21.000 Wohnungen genehmigt, das sind 31,5 Prozent oder 9.600 Baugenehmigungen weniger als im Jahr zuvor. Insgesamt ist die Zahl der Baugenehmigungen in diesem Jahr bislang um 27,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen, 156.200 Wohnungen wurden bisher genehmigt, 60.300 weniger als im Vorjahr. Das sei das schwächste Ergebnis seit zehn Jahren, sagte dazu der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Allein im Juli seien 45,7 Prozent weniger neue Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt worden als im Vorjahr. „Wenn die Bundesregierung beim Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt nächste Woche Montag nicht entschlossen das Ruder herumwirft, wird die Wohnungsnot in Deutschland zementiert“, so Müller.

Baugipfel: Was auf der Wunschliste der Bauwirtschaft steht

„Den Bauunternehmen geht bald die Arbeit aus, während der Bedarf in allen Bereichen hoch ist. Eine schier paradoxe Situation.“  Tim-Oliver Müller, HDB-Hauptgeschäftsführer | Foto: HDB
„Den Bauunternehmen geht bald die Arbeit aus, während der Bedarf in allen Bereichen hoch ist. Eine schier paradoxe Situation.“ Tim-Oliver Müller, HDB-Hauptgeschäftsführer | Foto: HDB
Auf dem Wohnungsgipfel mit dem Bundeskanzler am Montag, den 25. September, müsse ein Bau-Paket vorgelegt werden, mit dem der Wohnungsneubau wieder „in die Spur gebracht werden kann“, so Müller weiter. Das Paket müsse Aspekte umfassen wie eine massive Ausweitung des Zinsverbilligungsprogramms der KfW, die Absenkung der Grunderwerbssteuer, ein Sondervermögen zur Unterstützung öffentlicher Wohnungsgesellschaften und die vergünstigte Abgabe öffentlicher Grundstücke für den Mietwohnungsmarkt. Auch eigenkapitalunterstützende Darlehen und die Aussetzung des EH40-Standards bei öffentlichen Förderprogrammen stehen auf der Wunschliste der Bauwirtschaft. „Es sind zu wenige Familien, die sich ein Haus mit den aktuellen Förderkonditionen (EH-40-Standard) leisten können. Entsprechend gering ist die Fördernachfrage“, sagte auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. „In der aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt kann es bei der Wohneigentumsförderung für Familien nur heißen: Jedes gebaute EH-55-Standardhaus ist besser als kein EH-40-Haus. Auch zur Entlastung des Mietermarktes.“

Bislang war bei den Förderkriterien für den Wohnungsbau ab 2025 der Energieeffizienzstandard EH40 vorgesehen. Ein Vergleich mit EH55 bei einem Mehrfamilienhaus zeigt, zu welchen Mehrkosten erhöhte Standards führen würden.

Die Regierung müsse jetzt handeln, forderte ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa: "In Zeiten größter Wohnungsnot ist die Nachfrage faktisch eingebrochen. Es ist keine Zeit mehr für Parteipolitik. Die Auftragsbücher laufen leer. Der Druck auf die Beschäftigung wird von Monat zu Monat stärker. Wir brauchen dringend einen Katalysator für den Wohnungsbau."

Was bringt der Wohnungsbaugipfel?

Dass in der aktuellen Krise des Wohnungsbaus ein Aussetzen des EH-40-Standards angebracht erscheint, hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) bereits verlauten lassen. Auch verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für Immobilieninvestoren mit der degressiven Afa sollen wohl kommen. Zudem hat die Bundesbauministerin im Vorfeld des Wohnungsgipfels eine Förderung für den Erwerb von Bestandsimmobilien angekündigt. Das Programm Wohneigentum für Familien (WEF) soll aufgestockt und die Sanierungsvorgaben im Rahmen der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) abgemildert werden.

Bau-Paket des Wohnbaugipfels schon fertig?

Das von der Bauwirtschaft geforderte Paket scheint also bereits geschnürt zu sein. Als "reine Showveranstaltung" hat der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, den Wohnungsbaugipfel laut einem Bericht der Wirtschaftswoche bezeichnet. Er sei pessimistisch, dass sich die Bauwirtschaft am Montag viel Gehör verschaffen könne. Für die Bauwirtschaft seien voraussichtlich nur "zwei Minuten Redezeit" vorgesehen, so Hübner laut Wiwo.

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Spitzenverband der Wohnungswirtschaft nimmt nicht am Baugipfel teil

Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft im GdW und der Eigentümerverband Haus & Grund will an dem Wohngipfel mit Bundeskanzler Olaf Scholz gleich gar nicht teilnehmen. "Angesichts der dramatischen Situation kann es nicht sein, dass in aller Eile bei einem – in erster Linie öffentlichkeitswirksamen – Termin im Kanzleramt wieder nur ein Paket mit kleinteiligen Maßnahmen präsentiert wird, an dem die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft als ausführende Akteure nicht grundsätzlich mitwirken konnten", kritisiert GdW-Präsident Axel Gedaschko. Sein Verband wolle sich aber nicht aus dem Bündnis bezahlbarer Wohnraum zurückziehen.


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