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„Es braut sich ein Sturm zusammen“

Der Wohnungsbau ist stark unter Druck. Das Baugewerbe verzeichnet weiterhin Auftragsstornierungen und bekommt immer weniger Neuaufträge rein. Laut ifo Institut wird die Lage für einige Baubetriebe bereits bedrohlich. Bei deutlich zurückgehenden Baugenehmigungen sind die Aussichten zudem mehr als schlecht.

Absturz der Baugenehmigungen: Im Wohnungsbau braut sich ein Sturm zusammen
Halbjahresbilanz 2023 für den Wohnungsbau: 27 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahr - im Einfamilienhausbau sogar 40 Prozent weniger. 40 prozent der Betriebe klagen jetzt schon über Auftragsmangel. | Foto: B_I/bb
Nach der aktuellen Umfrage des ifo Instituts klagten im Juli 40,3 Prozent der Unternehmen über Auftragsmangel, im Juni waren es auch schon 34,5 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 10,8 Prozent. Seit dem Frühling 2022 gibt es auffällig viele Auftragsstornierungen im Wohnungsbau. Rund 19 Prozent der Betriebe, die im Wohnungsbau tätig sind, berichten inzwischen über abgesagte Bauprojekte. In den Jahren bis 2021 waren es laut ifo im Schnitt nur 1,5 Prozent. „Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen: „Es braut sich ein Sturm zusammen“.

Absturz im Wohnungsbau setzt sich fort

Während noch immer viele Bauunternehmen über Auftragspolster verfügen, wird die Lage für einige Betriebe bereits eng. 10,5 Prozent der Wohnungsbauunternehmen haben inzwischen Probleme mit der Finanzierung, das sind doppelt so viele wie vor einem Jahr. „Viele Projekte sind unter den neuen Rahmenbedingungen für Investoren nicht mehr rentabel, und auch private Bauleute haben zunehmenden Probleme, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen“, so Wohlrabe. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind entsprechend trübe, die Mehrheit erwartet eine weitere Abkühlung in den nächsten Monaten.

Wohnungsbau: Baugenehmigungen sacken weiter ab

Der Grund für die düsteren Aussichten liegt in den weiter zurückgehenden Baugenehmigungen. Der Juni brachte im neunten Monat in Folge einen zweistelligen Rückgang um 28 Prozent. Damit sind im ersten Halbjahr 2023 mit 135.200 Einheiten insgesamt 27 Prozent weniger Wohnungen genehmigt worden als im Vorjahreszeitraum – über 50.000 weniger als im 1. Halbjahr 2022. Besonders dramatisch ist der Rückgang im Neubau von Eigenheimen: Im ersten Halbjahr wurden 40 Prozent weniger Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt als im Vorjahr. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, nennt die Gründe: „Nach wie vor sorgen Zinssteigerungen, deutlich zulegende Baukosten, nochmals erhöhte energetische Anforderungen und die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Politik für ein Umfeld, in dem Investoren weiter auf der Bremse stehen.“

Wohnungsbau braucht starken Anschub vom Bund

Das Nein des Bundesfinanzministers zu Steuererleichterungen für Investoren im Wohnungsbau stößt in der Bauwirtschaft daher auf Unverständnis. „Wenn wir einen ordentlichen Schub auf dem Wohnungsmarkt wollen, muss die Bundesregierung spätestens zum Wohnungsgipfel mit dem Bundeskanzler am 25. September ein Paket mit Schlagkraft schnüren“, so Müller. Dazu gehören nach seiner Ansicht eine Ausweitung des Zinsverbilligungsprogramms der KfW, bessere Abschreibungsmöglichkeiten (degressive AfA), eine Absenkung der Grunderwerbsteuer, eine Investitionszulage für öffentliche Wohnungsgesellschaften sowie die Aussetzung des EH40-Standards bei öffentlichen Förderprogrammen.

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