Bahn kurz vorm Kollaps: Seit Jahren schlechte Baustellen-Planung

Baustellen bei der Bahn sind unvermeidbar. Doch die unprofessionelle Planung der DB sorgt für unnötige Verzögerungen, kritisiert die Bauwirtschaft. Ein neues Baustellenkonzept soll jetzt Besserung bringen. Während die Generalsanierung der Riedbahn startet, steht zudem die chronische Unterfinanzierung der Bahn in der Diskussion.

Bahnverkehr kurz vorm Kollaps: Seit Jahren unprofessionelle Baustellen-Planung
Streckensperrung: Die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ist 2024 das wichtigste Bauprojekt der Deutschen Bahn. | Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Baustellen nötig gegen Kollaps des Bahnverkehrs

Die Deutsche Bahn AG (DB) macht nicht nur Unwetter und Streiks verantwortlich für die Unpünktlichkeit ihrer Züge, sondern vor allem die Baustellen. Die jedoch sind unvermeidbar, wenn die Pünktlichkeit beim Bahnfahren in Deutschland verbessert werden soll. „Die Baustellen im Schienennetz sind der Garant dafür, dass der Bahnverkehr in Deutschland nicht komplett kollabiert“, betont Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB). Das betreffe nicht nur die Generalsanierung von Hochleistungskorridoren wie derzeit die Riedbahn, sondern auch etliche Neben- und Zubringerstrecken. Problematisch sei allerdings die schlechte Vorbereitung von Baustellen seitens der Deutschen Bahn, kritisiert Gilka.

Mangelhafte Baustellen-Planung bei der DB

Die schlechte Planung von Bauprojekten sei seit Jahren eines der zentralen Probleme der Deutschen Bahn. „Wir beobachten mit großer Sorge, dass viele Vorplanungen und Ausschreibungen der DB miserabel sind, sodass Projekte in Schieflage geraten und nicht so gebaut werden können wie ursprünglich geplant“, berichtet Gilka. Die Folge sei, dass Projekte abgesagt oder nur in Teilen gebaut werden könnten, völlig neu geplant und verschoben werden müssen oder deutlich länger bei der Bauausführung dauerten. Zuständig für die Bauplanung beim Bahnnetz ist die DB InfraGO AG. Von ihr brauche die Bauwirtschaft eine bessere Planungsqualität von Bauausschreibungen und der Vorbereitung von Projekten, fordert der BVMB-Chef.

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DB plant neues Baustellenkonzept

Eine Chance darauf besteht, wenn die DB InfraGO AG wie angekündigt in diesem Sommer ihre Baustellen neu organisiert. Nach dem geplanten Baustellenkonzept soll es künftig fest getaktete Zeitfenster im Fahrplan geben, in denen die Bahn Instandhaltungs- und Modernisierungsprojekte unter Bündelung von Gewerken umsetzt. Dadurch soll es nicht nur weniger Fahrplanänderungen geben, sondern auch eine längere „Baufreiheit“, so DB InfraGO-Chef Philipp Nagl. BVMB-Chef Gilka ist da skeptisch. Bis jetzt sei das neue Baustellenkonzept der DB noch nicht in der Praxis erprobt und auch nicht mit der Bauwirtschaft im Detail diskutiert worden, so seine Kritik. Getaktete Zeitfenster allein seien auch nicht die Lösung. Die Bahn müsse vor allem die Vorbereitung von Bauprojekten wie z.B. das Einholen von Genehmigungen, Baugrundgutachten und Kampfmittelsondierungen, das Risikomanagement und ihre Materialbeistellung „deutlich professionalisieren“. „Wenn die Vorplanungen für die Baustellen in dem neuen Baustellenkonzept nicht verbessert werden, kann das zu einem Desaster führen“, warnt Gilka. Im schlimmsten Fall würden Strecken gesperrt und gar keine Bauarbeiten stattfinden.

Harte Kritik der Bauwirtschaft: Die Vorbereitungen von Baustellen bei der Deutschen Bahn läuft seit Jahren zu unprofessionell. | Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang
Harte Kritik der Bauwirtschaft: Die Vorbereitungen von Baustellen bei der Deutschen Bahn läuft seit Jahren zu unprofessionell. | Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Generalsanierung Riedbahn: Große Aufgabe für die Bauwirtschaft

Derweil hat am 15. Juli die Generalsanierung der Riedbahn begonnen. Fünf Monate wird die Bahnstrecke Frankfurt-Mannheim vollständig gesperrt sein. Der Aufgabenkatalog für die Bahnbaufirmen ist gigantisch. Bis Mitte Dezember sollen auf der rund 70 Kilometer langen Strecke Bahnhöfe, Schienen, Weichen und Oberleitungen modernisiert und digitalisiert werden. „Das gab es in dieser Form noch nie“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). „Aber es ist absolut notwendig, dass die Bahn mit der sogenannten Generalsanierung ein neues Konzept fährt.“ Zu lange sei der Zustand der Infrastruktur ignoriert worden. „Wenn wir jetzt nicht den Modernisierungsturbo einlegen, wird es irgendwann einen Dominoeffekt geben und die Sanierungsaufgaben werden nicht mehr zu bewältigen sein“, warnte Pakleppa.

Bund plant zu wenig Geld für die Bahn ein

Die Streckensanierung allein bringt aber nicht mehr Menschen und Güter auf die Schiene. Dafür kommt man auch um den Neubau von Strecken und den Ausbau von Bahnhöfen nicht herum. Im Bundeshaushalt für 2025 sind laut BVMB aber nur rund 2,1 Milliarden Euro für Bedarfsplanprojekte eingestellt. Damit könnten nur die schon begonnenen Projekte weitergeführt werden, kritisiert Gilka. Für neue Projekte reiche das Geld nicht. Bis 2027 benötige die Bahn rund 45 Milliarden Euro. Eingeplant seien aber bisher bis 2029 nur 27 Milliarden Euro.


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