Wohnungsbau am Kipp-Punkt?
Die Entwicklung ist dramatisch: In den nächsten zwei Jahren wird mit bis zu 60 Prozent weniger Wohnungsbautätigkeit gerechnet. 43 Prozent der Wohnungsunternehmen planen für das Jahr 2023 überhaupt keinen Neubau. Beim Wohnungsbautag in Berlin rang das Verbändebündnis Wohnungsbau um mehr Finanzmittel für Investitionen.
Das Mischen wird digital
Zum Jubiläum präsentiert Collomix die komplett neue Rührwerksreihe XQ mit neuen Antrieben, digitaler Display-Steuerung und hoher Geräuschreduktion.
15 Milliarden Euro Subventionen pro Jahr gefordert
Nur mit zusätzlichen Mitteln könne es gelingen, 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr neu zu bauen, so eine der Forderungen des Verbändebündnisses Wohnungsbau. „Die Ampel muss Farbe bekennen. Sie muss entschlossen in den Wohnungsneubau investieren. Zum aktuellen Krisenmanagement dieser Regierung gehört, dass eine komplett neue Finanzierung von Wohnraum ganz oben auf der Liste stehen muss“, so das Verbändebündnis, das die ARGE-Untersuchung in Auftrag gegeben hat. „Ohne ein drastisches Aufstocken der staatlichen Förderung und ohne ein deutliches Abspecken bei staatlichen Auflagen und Vorschriften sei der Wohnungsneubau in Deutschland nicht mehr machbar“, lautet das ernüchternde Fazit des Verbändebündnisses. Der Aufbau eines Sondervermögens für Subventionsmittel in einer Höhe von ca. 15 Milliarden Euro pro Jahr sei die logische Konsequenz, um sozialen Wohnraum in ausreichendem Maß zu realisieren.
„Wenn sich normale Menschen Mieten in den Städten nicht mehr leisten können, dann gerät der Zusammenhalt, das heißt auch die Demokratie in Gefahr.“
- Hans-Jochen Vogel (1926-2020), Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau von 1972-1974
Wohnungsbau: Bund zahlt nur 5 Milliarden Euro jährlich
Auch Bauministerin Klara Geywitz musste eingestehen: „Die Investoren halten sich zurück, die Inflation steigt, Einkommen sinken.“ Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass einem nochmaligen „Doppel-Wumms“ das Grundgesetz mit seiner Schuldenbremse einen Riegel vorschiebt. Damit sollte sie der Forderung nach einem weiteren Sondervermögen Wohnungsbau von 50 Milliarden eine Absage erteilen. Sie verwies jedoch darauf, dass das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) eine Förderung für energiefreundlichen Neubau vorsehe. Außerdem sei eine Beschleunigung des Raumordnungsverfahrens auf den Weg gebracht. Sie soll die Planung beschleunigen. Die vom Verbändebündnis geforderte einheitliche Typengenehmigung für beispielsweise den Gebäudetyp E für alle Bundesländer soll geprüft werden. Das serielle und modulare Bauen solle, so die Ministerin, für kostengünstige Nachverdichtung genutzt und die Bauforschung intensiviert werden. Immerhin gebe es 14,5 Milliarden für den sozialen Wohnungsbau – gestreckt auf die nächsten drei Jahre. Zusätzlich gebe es aktuell für das Programm „Junges Wohnen“ zusätzlich 500 Millionen Euro. Zu wenig, sagen die Verbände und fordern 15 Milliarden Euro jährlich.
Bautätigkeit dem Wohnraum-Baubedarf anpassen
Kommunale Auflagen treiben Baukosten und Mieten
Die Kostensteigerung durch kommunale Auflagen beziffert die Studie mit 170 bis 500 pro Quadratmeter. Inzwischen seien die Gestehungskosten auf 4.200 ohne Grundstückskosten, und auf 5.100 mit Grundstückskosten gestiegen. Dadurch seien die freien Mieten auf bis zu 17,50 Euro pro Quadratmeter angestiegen. Durch Subventionieren könne die Miete auf 12 Euro gesenkt werden. Inzwischen gäben über drei Millionen Menschen in Deutschland über 40 Prozent des Einkommens für Miete aus. Das sei entschieden zu viel, so Walberg. Weil auch zunehmend CO2-Einsparungsforderungen zu neuen Bestimmungen und damit auch höheren Kosten führen, forderte Walberg schließlich einen völlig neuen Ansatz bei der Nachweisführung zur CO2-Einsparung. Aufwand und Erfolg der CO2-Einsparung müssten abgewogen werden. Zu berücksichtigen seien auch die gut 80 Prozent der Eigentümer, die nicht, wie ein gewerbliches Wohnungsbauunternehmen, hochmoderne Technik für den Klimaschutz finanzieren könnten. Sinnvoll sei vielmehr eine kommunale Wärmeplanung und eine intelligente Wärmevernetzung in den Quartieren - und dann erst die Überlegung, was am einzelnen Gebäude zu geschehen habe.
Zudem kritisierte das Bündnis die Bindung der Wohnungsbauförderung an nochmals verschärfte Normen wie dem Energiehaus 40. „Warum kann nicht der Standard Energiehaus 55 zumindest für eine Zeitlang weiterbestehen?“, fragte Lukas Siebenkotten vom Deutschen Mieterbund und forderte eine einheitliche Typengenehmigung wie den Gebäudetyp E für alle Bundesländer – zumindest in diesem Punkt waren sich die Ministerin und das Bündnis einig. Eine Gebäudeüberoptimierung müsse verhindert werden.
Technische Anlagen als Baukostentreiber im Wohnungsbau
Wesentlicher Kostentreiber ist auch die Entwicklung der Grundstückskosten, die im Median in Ballungszentren in den letzten sechs Jahren bis zu 40 Prozent gestiegen sind und inzwischen mehr als 20 Prozent der Gestehungskosten eines Bauwerks ausmachen.
Höhere Effizienzstandards steigern die Baukosten
Wohnungsbau-Kollaps verhindern
Um den Zusammenbruch des Wohnungsbaus zu vermeiden, sollten nach Auffassung aller Verbändeakteure die Wohnungsbaupolitik so gestaltet werden, dass weiterhin in den Wohnungsbau investiert wird. Das schaffe und sichere nicht nur Arbeitsplätze, sondern trage zur Verbesserung der Lebensqualität und des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft bei. Dazu sollten der bürokratische Abbau von Hindernissen gehören, vor allem aber die Bereitstellung von ausreichenden Fördermitteln. Auch die Ausweisung ausreichenden Baulands sollten dazugehören. Statt weiterer Auflagen sollten Mindeststandards definiert werden. Damit könne den derzeitigen Herausforderungen wie steigende Zinsen bei steigendem Wohnungsbedarf und stetig wachsenden Bau- und Investitionskosten entgegengewirkt werden.
Im Bau kennen wir uns aus!
Für Sie bauen wir unseren Newsletter mit den relevantesten Neuigkeiten aus der Branche.
Gleich abonnieren!
Lesen Sie dazu auch:
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?
Bauleistungen
Dienstleistungen
Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Lesen Sie Nachrichten zu Bauwirtschaft und Baupolitik aus erster Hand. Plus: Hoch-, Tief- und Straßenbau.