Ziegelindustrie fordert „Marshall-Plan“ von der Bundesregierung

Aus Sicht der Baubranche steht der Wohnungsbau in Deutschland kurz vor dem Kollaps. Nach den jetzt publizierten Zahlen der Baufertigstellungen für das Jahr 2022 fordert der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie die Bundesregierung zur „Zeitenwende“ im Wohnungsbau auf.

Ziegelindustrie fordert „Marshall-Plan“ für den Wohnungsbau
Hoher Wohnraumbedarf, zu wenig Fertigstellungen: Im Jahr 2022 sind die Baugenehmigungen um 7 Prozent gesunken. Daraus resultierte ein zunehmender Bauüberhang von 884.800 Wohnungen, wovon 462.900 Wohnungen im Bau waren. | Foto: LRZ / Ch. Große

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Dass die Ampel-Koalition bereits im ersten Jahr ihrer Regierungszeit das selbstgesteckte wohnungsbaupolitische Ziel deutlich verfehlt hat, daraus machte bislang selbst Bundesbauministerin Klara Geywitz keinen Hehl. Zwar ist die Zahl neuer Wohnungen leicht angestiegen, entstanden sind aber nur 295.300 neue Wohnungen – ein Minus von 104.700 Wohnungen im Vergleich zu den angestrebten 400.000 jährlich neu zu bauenden Einheiten. Für dieses Jahr wird mit etwa 250.000 Fertigstellungen gerechnet, für 2024 sogar mit weniger als 200.000.

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Wohnungs-Bedarf wird immer größer

Dabei hatte das Pestel Institut schon zu Jahresbeginn errechnet, dass allein bis Ende 2023 gut 700.000 Wohnungen im bezahlbaren Segment fehlen werden. Deshalb hat ein Verbändebündnis der Baubranche von der Bundesregierung im Frühjahr ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro allein für den sozialen Wohnungsbau gefordert. Die Ziegelindustrie, die ihren größten Absatz in dieser Bausparte macht, teilt die Auffassung vieler Branchen-Experten, dass die Bundesregierung erhebliche Mittel für den Wohnungsbau bereitstellen muss. Der Mangel an Wohnungen sei die „brennendste soziale Frage unserer Zeit“, meint der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi), Stefan Jungk. Er forderte jetzt einen „Marshall-Plan“ zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in großem Maßstab: „Jetzt helfen keine parteipolitischen Schuldzuweisungen. Wir brauchen nicht mehr nur ein Update, sondern einen echten Neustart in der Wohnungsbaupolitik.“

„Wir brauchen sofort einen ,Marshall-Plan‘ zur Lösung der brennendsten sozialen Frage unserer Zeit – zügig und in großem Maßstab bezahlbaren Wohnraum für zigtausende Bürger im Land zu schaffen.“ BVZi-Präsident Stefan Jungk | Foto: Bundesverband Ziegel/Christoph Große
„Wir brauchen sofort einen ,Marshall-Plan‘ zur Lösung der brennendsten sozialen Frage unserer Zeit – zügig und in großem Maßstab bezahlbaren Wohnraum für zigtausende Bürger im Land zu schaffen.“ BVZi-Präsident Stefan Jungk | Foto: Bundesverband Ziegel/Christoph Große

Bundesbauministerin: „Lage am Bau ist stabil“

Bundesbauministerin Klara Geywitz sieht die Lage im Wohnungsbau offenbar weniger dramatisch. Während der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Reinhard Quast, jüngst wieder vor einem Auseinanderdriften von Angebot und Nachfrage beim Wohnungsbau warnte, wiegelte die Bundesbauministerin in einer Pressemitteilung ab: Die aktuellen Baufertigstellungszahlen zeigten, dass der Bau stabil bleibe. Im vergangenen Jahr seien mehr Wohnungen gebaut worden als 2021. Sie verwies dazu auf den weiter gestiegenen Bauüberhang von knapp 890.000 Wohnungen. Die Realisierungsrate genehmigter Wohnungen sei „absolut stabil“. Gut 463.000 Wohnungen seien 2022 im Bau, etwa 23.000 mehr als im Jahr davor. Auch der Warnung vor einer hohen Stornierungsrate erteilte Geywitz eine Absage: Der Anteil erloschener Baugenehmigungen sei auf 3 Prozent gesunken. 96 Prozent aller genehmigten Ein- und Zwei-Familienhäuser würden auch gebaut, im Geschosswohnungsbau seien es 93 Prozent.
"Die Kassandrarufe, die sich schon bei den Fertigstellungszahlen für 2022 nicht bewahrheitet haben, werden es auch weiter nicht tun." Bundesbauministerin Klara Geywitz in einem Pressestatement vom 23. Mai 2023. | Foto: BMWBS
"Die Kassandrarufe, die sich schon bei den Fertigstellungszahlen für 2022 nicht bewahrheitet haben, werden es auch weiter nicht tun." Bundesbauministerin Klara Geywitz in einem Pressestatement vom 23. Mai 2023. | Foto: BMWBS

Jungk: Bundesbauministerin verkennt den Ernst der Lage

Diese Lesart der Zahlen kann BVZi-Präsident Jungk nicht nachvollziehen. Wer, wie Bundesbauministerin Klara Geywitz, die Warnungen der Branchenverbände als „Kassandrarufe“ werte, „die sich schon bei den Fertigstellungszahlen für 2022 nicht bewahrheitet“ hätten und „es auch weiter nicht tun" würden, verkenne den Ernst der Lage, so Jungk und wird deutlich: „Nur wenige Tage nach der Pressemitteilung der Ministerin haben wir es inzwischen schwarz auf weiß: Deutschland befindet sich in einer Rezession. Mit der Rezession steuern wir jetzt tatsächlich auf das von der Ministerin verneinte ,Schreckensszenario‘ zu, vor dem die Verbände schon lange warnten. Es besteht dringender Handlungsbedarf.“ Es bedürfe aktuell starker baupolitischer Wirtschaftsförderungsprogramme, auf die öffentliche und private Investoren sowie die Wohnungswirtschaft und Bauindustrie verlässlich setzen könnten.

Neustart im Wohnungsbau braucht Technologieoffenheit

Nach dem Förderchaos des letzten Jahres müsse sich die Bundesregierung das Vertrauen der Marktteilnehmer neu erarbeiten, meint der BVZi-Präsident: „Die gesamte deutsche Industrie, unsere Branche eingeschlossen, braucht langfristige Planungssicherheit. Daran hapert es aktuell. Neben einer sicheren und auskömmlichen Förderkulisse für Bauträger und Investoren ist es für uns als Ziegelindustrie unerlässlich, dass der Neustart im Wohnungsbau technologieoffen – ohne Wettbewerbsverzerrungen – erfolgt.“ Zudem sieht Jungk die Bundesregierung in der Pflicht, die Transformation der energieintensiven Baustoffindustrie auf dem Weg hin zur Klimaneutralität zu unterstützen. Für den Einsatz grüner Energien müssten alle Kräfte für den Aus- und Umbau der Infrastrukturen mobilisiert werden. Jungk: „Wenn hier die fundamentalen Rahmenbedingungen stimmen, können wir auch künftig mit unserer wirtschaftlichen und nachhaltigen Ziegelbauweise einen bedeutsamen Beitrag im Wohnungsbau leisten.“


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