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Corona: Bauwirtschaft fordert allgemeine Impfpflicht
Impfaktion gegen Corona: Auf der Terminal 3-Baustelle am Frankfurter Flughafen initiierte die Gewerkschaft im September eine Impfaktion für Bau-Beschäftigte. | Foto: IG Bau

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Für Baufirmen sind die vorgeschriebenen 3G-Regeln nur schwer umsetzbar. „Wir merken immer mehr, dass die aktuelle 3G- und 2G-Regelungen für unsere Mitgliedsbetriebe kaum mehr zu bewältigende Probleme bei der Umsetzung bringen“, sagt Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB). Probleme bereitet vor allem die Kontrolle der Beschäftigten. Unter den Mitgliedsbetrieben der BVMB seien Firmen, die bis zu 1.000 oder mehr Mitarbeiter hätten. Wenn man davon ausgehe, dass etwa ein Fünftel davon der allgemeinen Quote in Deutschland gemäß nicht geimpft sei, könne es passieren, dass ein Unternehmen bei Arbeitsbeginn unter Umständen mehrere hundert Mitarbeiter kontrollieren müsse, ob sie einen negativen Test nachweisen könnten. Dadurch würde der Baustellenablauf stark behindert, so Gilka.

Probleme mit Kontrollen und Unterkünften

Ein weiteres Problem haben Bauunternehmen mit der Unterbringung von Mitarbeitern bei Auswärtsbaustellen. Wegen der 2G-Regel in Hotels sei es kaum noch möglich, Unterkünfte für Ungeimpfte zu finden, so Gilka. Als Arbeitgeber könne man diese Mitarbeiter aber auch nicht einfach unbezahlt nach Hause schicken, sondern müsse versuchen, die Ungeimpften beispielsweise auf einer heimatnahen Baustelle einzusetzen. Das sei organisatorisch kaum machbar und benachteilige geimpfte Mitarbeiter, so Gilka. Diese Probleme seien nur zu bewältigen, wenn alle Beschäftigten geimpft seien.

„3G am Arbeitsplatz ist für Bauunternehmen im Gegensatz zur stationären Industrie sowie mit Blick auf den Einsatz von Nachunternehmern ein bürokratisches Monster.“ Michael Gilka | Foto: BVMB
„3G am Arbeitsplatz ist für Bauunternehmen im Gegensatz zur stationären Industrie sowie mit Blick auf den Einsatz von Nachunternehmern ein bürokratisches Monster.“ Michael Gilka | Foto: BVMB

Pakleppa: Impfpflicht „nicht ausschließen“

Ähnlich haben sich bereits andere Branchenvertreter geäußert. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, sprach sich im „Handelsblatt“ dafür aus, den Baubetrieben zumindest die Anwendung der 2G-Regel zu ermöglichen, da die Umsetzung der 3G-Regelung auf den Baustellen vor Ort zu kompliziert sei. Zudem solle eine gesetzliche Impfpflicht „nicht von vornherein ausgeschlossen werden“. Auch der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, Marcus Nachbauer, hält die Kontrolle der 3G-Regel in der Baubranche laut „Handelsblatt“ für „schier unmöglich“.

Baubranche fürchtet Abwerbung von Fachkräften

Neben organisatorischen Schwierigkeiten im Baustellenablauf sieht die BVMB aber einen weiteren Grund, für eine allgemeine Impfpflicht zu plädieren. „Ich befürchte auch, dass über das Thema 3G am Arbeitsplatz verstärkt ein Abwerben von Fachkräften in andere Branchen mit stationärer Produktion ins Rollen kommt“, so Gilka. Die Umsetzung der Infektionsschutzziele dürfe nicht hauptsächlich dem Arbeitgeber aufgebürdet werden. Gilka: „Die Politik muss hier deutlich das Heft selbst in die Hand nehmen und sich trauen, eine Impfpflicht einzuführen.“ Es sei im Interesse aller Arbeitgeber, dass mit einer allgemeinen Impfpflicht ein besserer Schutz für die Beschäftigten in den Betrieben erreicht werden könne.

Impfung als Schutz für alle Baubeschäftigte

Zwar betont die Bauwirtschaft immer wieder, dass Baustellen keine Orte mit hoher Ansteckungsgefahr sind. Dennoch gab es prominente Beispiele von Baustellenstillegungen wegen einiger Corona-Fälle, wie zum Beispiel die Baustelle des Terminal 3 am Frankfurter Flughafen in diesem Sommer. Genau hier initiierte die IG Bau deshalb Ende September eine kostenlose Impfaktion gegen Corona für Beschäftigte. Die Impfaktion sei ein „Gesundheitsschutz für alle Beschäftigten“, so damals Gerhard Citrich, Leiter der Abteilung Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). „Jeder neu Geimpfte reduziert das Risiko, dass auf Baustellen die Pandemie wieder ausbricht.“

Bau-Arbeitgeber für Erhöhung des Impftempos

Kritisiert wird in der Bauwirtschaft, dass Arbeitgeber die Impfungen ihrer Mitarbeiter selbst zahlen müssen, wenn diese durch die Betriebsärzte vorgenommen werden. Bislang dürfen Betriebsärzte Corona-Impfungen, anders als die Hausärzte, nicht über die Kassenärztliche Vereinigung abrechnen. „Grundsätzlich wollen wir als Arbeitgeber alles dafür tun, damit unsere Mitarbeiter auf den Baustellen möglichst rasch geimpft beziehungsweise geboostert werden", so der Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Thomas Möller. Zurzeit blieben aber die Kosten für die vom Betriebsarzt durchgeführten Impfungen bei den Unternehmen hängen. Möller: „Das könnte das Impftempo auf dem Bau schnell ausbremsen.“

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