Zoomlion: Chinesischer Baumaschinenhersteller mit großen Ambitionen für Europa
Zoomlion wächst schneller als seine Wettbewerber. Auf dem Höhepunkt der internationalen Finanzkrise kaufte der Konzern den italienischen Betontechnik-Spezialisten CIFA. Auf diese Marke setzt Zoomlion für die Zukunft – und bereitet sich auf den nächsten Bauboom vor.
Das Mischen wird digital
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1992 ging Zoomlion als Hersteller von kleinen Betonmischen und Pumpen aus einem staatlichen Forschungsinstitut in Changsha, der Provinzhauptstadt Hunans, hervor. Nach der Gründung wuchs Zoomlion spektakulär mit jährlich mehr als 50% – bis sich alles schlagartig änderte.
Eine Blase platzt
Spätestens seit 2012 sind die rosigen Zeiten vorbei. Seitdem gingen die Umsätze um 46% zurück, der Gewinn befindet sich im freien Fall. Er betrug 2014 nur noch 77 Millionen Euro bei einer Netto-Umsatzrendite von nur 2,4% – 2011 lag diese noch bei fast 18%. Zoomlion hat den Rotstift angesetzt, unter anderem auch beim Management. Es musste 2014 eine Gehaltssenkung von 50% hinnehmen.
Der Grund für den heftigen Einbruch der letzten Jahre liegt auf Zoomlions chinesischem Heimatmarkt. Eine gigantische Blase hatte sich dort auf dem Bau- und Baumaschinenmarkt gebildet, auch nachdem die chinesische Regierung 2008 im Zuge der Finanzkrise ein Konjunkturpaket von noch nie da gewesener Größe lanciert hatte. Die 4 Billionen Yuan entsprachen damals etwa einer halben Billion Euro, die größtenteils in Infrastrukturprojekte und den Wohnungsbau flossen.
„Zurückblickend kann man nicht sagen, ob das Programm richtig oder falsch war“, sagt Jimmy Pan, Vizepräsident der strategischen Geschäftseinheit Internationalisierung bei Zoomlion, im Gespräch mit dem B_I baumagazin. „Es ist sehr schwierig, solch ein Urteil zu fällen. Auf jeden Fall hat es aber zu Blasenbildung auf dem Markt geführt, so viel ist sicher. Dann, etwa zwischen 2012 und 2013, begann die Blase zu platzen.“
Mehr Sinn für den Umweltschutz
Neben Baumaschinen und Umwelttechnik erweiterte Zoomlion 2014 sein Portfolio um Landmaschinen und erwartet auch in dieser Sparte stetiges Wachstum, da die Mechanisierung der chinesischen Landwirtschaft noch lange nicht abgeschlossen ist. Bis zum Jahr 2020 soll sie laut des chinesischen Landwirtschaftsministeriums erst 70% erreicht haben.
Beschleunigte Internationalisierung
Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise
Nun musste Zhan noch Fremdkapitalgeber für die Übernahme gewinnen – während sich rund um den Globus das Chaos an den Finanzmärkten breitmachte. Zhan konnte Hony Capital, einen Investmentfonds und mehrjährigen Anteilseigner aus Hongkong, überzeugen, das Geld für die Übernahme zusammen mit der Investmentbank Goldman Sachs und einem weiteren chinesisch-italienischen Wirtschaftsfonds bereitzustellen. Die Zeit drängte, denn die Finanzmärkte befanden sich zur Zeit der Verhandlungen bereits im freien Fall. Der erste Versuch musste sitzen – es dämmerte den Männern um Zhan, dass sie schon bald kaum mehr Kapitalgeber für die Übernahme finden würden.
Doch CIFA war nicht unumkämpft, und bei Zoomlion ahnte man, dass der Preis der Akquisition hoch sein würde. Konkurrent und Nachbar Sany war ebenfalls interessiert daran, einen europäischen Hochtechnologie-Experten für Betontechnik zu übernehmen und bot mit um CIFA. Gerade aber der Gedanke, dass CIFA womöglich an den ärgsten Konkurrenten fallen könnte, stachelte Zhan an, sich im Bieterkampf aus strategischem Kalkül durchzusetzen. Auch durch geschicktes Lobbying des dritten Geldgebers, der medienwirksam die Hintergründe zu Zoomlion und der angedachten Übernahme in die italienische Öffentlichkeit trug, gelang es dem brüllenden Löwen am Ende, den Zuschlag zu erhalten. Sany kaufte schließlich drei Jahre später Putzmeister auf.
Bilderbuch-Übernahme und Integration
Nach der Übernahme folgte die Rochade im Management: CIFA’s Vorstandsvorsitzender wechselte an die Spitze von Zoomlions Internationalisierungsteam, CIFA und Zoomlions Betonpumpensparte wurden in einer Geschäftseinheit zusammengeführt.
Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen wurde intensiv von der Harvard Business School erforscht und gilt als musterhaft. Zoomlion-Chef Dr. Zhan kam sogar die Ehre zuteil, eine inspirierte Rede an der Harvard Business School zu halten und seine Theorie von fünf Kernwerten für erfolgreiche internationale Übernahmen vorzustellen. Diese lauten zusammengefasst Toleranz, Teilen von Risiken und Gewinnen, Verantwortung für Mitarbeiter und die Firmenzukunft übernehmen, eine optimale Unternehmensführung sowie „zusammen im selben Kreis tanzen“, womit ein kollegiales Arbeitsklima gemeint ist.
Zoomlion pflegt eine lange Tradition von Zukäufen und Übernahmen, sowohl innerhalb Chinas als auch international. Erst kürzlich erwarben die Chinesen 35% am holländischen Bauaufzughersteller Raxtar und übernahmen im April 2014 den deutschen Mörtel-Spezialisten m-tec.
Seit 2008 setzt Zoomlion auf Produkt-Lifecycle-Management Software von Siemens, um die verschiedenen Sparten besser integrieren und weltweit vernetzen zu können. Damit sehen sich die Chinesen bestens gerüstet, um ihre verschiedenartigen Produkte sowohl effizient entwickeln und konstruieren zu können als auch schließlich in – verglichen mit der Massenfertigung im Automobilbau – relativ kleinen Stückzahlen herzustellen und im Einsatz betreuen zu können.
Große Pläne für CIFA
Dass Zoomlion es ernst meint mit der Marke CIFA, bewies das Management erst letztes Jahr mit einer strategisch wichtigen Entscheidung: „Wir werden die finanziellen Ressourcen der Zoomlion-Gruppe einsetzen, um CIFA als globale Marke für Betontechnik zu bewerben und voranzubringen.“
Doch damit nicht genug. Zoomlion denkt an, die Marke CIFA auch auf andere Produktgruppen auszudehnen, z.B. für Bagger, Straßenbaumaschinen oder Krane, die Zoomlion auch im Programm hat. Pan erklärt die Unternehmensstrategie so: „Die Marke CIFA ist keinesfalls begrenzt auf Betontechnik.“
Jenseits von Beton
Warten auf den nächsten Bau-Boom
Wo wird also der nächste Bau-Boom stattfinden? Geht es nach den Plänen der chinesischen Regierung, wird ihr hauseigenes „One Belt, One Road“-Programm dafür sorgen, dass zumindest in den Ländern entlang der alten Seidenstraße neue Infrastrukturprojekte in großem Stil umgesetzt werden. Für die Entwicklung der angrenzenden Länder hat die chinesische Regierung den „Silk Road Fonds“ ins Leben gerufen, der auch das aktuell einzige konkret vereinbarte Projektbündel in Pakistan finanzieren wird.
Die daraus entstehenden Absatzchancen möchte sich Zoomlion nicht entgehen lassen. Einige chinesische Bauunternehmen seien zuversichtlich, einen Teil der Aufträge ergattern zu können. Und dann werden sie Maschinen benötigen. „Das bedeutet eine Chance, dass sie unsere Maschinen kaufen. Andererseits erwarten wir einen fairen Bieter-Wettbewerb ohne Korruption, sodass auch europäische und amerikanische Hersteller eine Chance haben werden.“
Grau, Grau und Grün
Für die nahe Zukunft plant Zoomlion ein umfangreiches Upgrade aller seiner Produkte und Services. Man will beim Thema Industrie 4.0, der Vernetzung der Maschinen untereinander, sowie vernetzter Forschung ganz vorne mitspielen. Pan hat schon eine Vision seiner zukünftigen Produkte: „Wir denken die Maschine der Zukunft wird von vier Eigenschaften geprägt sein: Intelligenz, perfekte Fertigungsqualität, Mehrwert für den Endkunden und Service.“
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Symbolisiert wird das Upgrade durch ein neues Erscheinungsbild von Unternehmen und Produkten. Das Design aus zwei Grautönen und einem Grün stammt aus der Feder des berühmten italienischen Karosserie-Designbüros Zagato, das schon so manche Ikone der Automobilindustrie entwarf. Das Design ist inspiriert durch die „Perspektive der Erde“ aus dem Weltraum. Das metallisch-anmutende Kobalt-Grau steht für den Hintergrund des Universums mit seinen funkelnden Sternen, während Schotter-Grau die urbane Zivilisation repräsentiert – frei nach dem Gedanken, dass das Baumaterial Schotter ein Geschenk der Natur an die Menschheit darstellt. Die dritte Farbe, das Grün der Polarlichter, gilt als glücksbringend und steht für Lebenskraft und Entwicklung. Der neue Look steht den Maschinen gut, und Zoomlion könnte sich damit künftig Designpreise wie den Red Dot Award holen, den sich CIFA die letzten Jahre gleich zweimal hintereinander sichern konnte.
Gestärkt aus der Krise
Offen ist noch, in welcher Form sich Zoomlion auf der nächsten Bauma präsentieren wird. Auf jeden Fall erwarte uns eine noch größere Zoomlion-Familie, sagt Jimmy Pan. Allerdings wird hierzu intern, wie zu diversen anderen Fragestellungen, noch intensiv diskutiert. bi/Lasse Lommel
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