Der Konjunkturabschwung kommt
Die deutsche Baumaschinenindustrie hat 2023 mit einem neuen Umsatzrekord abgeschlossen. Doch die anhaltende Flaute beim Auftragseingang kündigt Umsatzeinbußen an: Der VDMA rechnet 2024 mit zehn Prozent Minus. Und es gibt zahlreiche konjunkturelle Risiken.
Das Mischen wird digital
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Auf den ersten Blick stellt sich die wirtschaftliche Lage zunächst sehr positiv dar: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die Baumaschinenindustrie am Produktionsstandort Deutschland mehr als 15 Milliarden Euro Umsatz generiert, was einem Anstieg um preisbereinigt 4 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Dabei haben die Exporte erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro überschritten. Auch der deutsche Markt hat mit rund 42.000 Einheiten ein neues Allzeithoch erreicht.
Auftragseingang: Schlechte Vorzeichen für 2024
Seit dem Jahr 2022 gehen jedoch die Auftragseingänge massiv zurück - und beginnen jetzt auf die Nachfrage durchzuschlagen: Seit dem dritten und vierten Quartal 2023 wird die schwächelnde Baumaschinenkonjunktur immer sichtbarer. 2023 sei „ein Jahr des Übergangs" gewesen, sagt Sebastian Popp, Konjunkturexperte im Fachverband Baumaschinen und Baustoffanlagen des Industrieverbands VDMA. Das deutliche Wachstum des Branchenumsatzes sei auf den Abbau des massiven Auftragsbestands zurückzuführen, der sich in den ersten Jahren der Corona-Pandemie unter anderem durch Lieferkettenprobleme aufgetürmt hatte. Dieser Bestand sei nun aber weitgehend abgebaut, und die Sorgenfalten in der Baumaschinenindustrie würden immer größer angesichts des stark rückläufigen Auftragseingangs: Das Segment Hochbaumaschinen hat es mit minus 40 Prozent im Zeitraum Januar bis Dezember 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum am heftigsten getroffen. Gründe hierfür sind die Lage im Wohnhochbau mit hohen Zinsen und Baupreisen. Bei Erdbewegungs- und Straßenbaumaschinen fällt der Umsatzrückgang deutlich moderater aus: Projekte, zum Beispiel im Breitbandausbau, in der Energie- und Transportinfrastruktur, laufen weiter. Unter dem Strich steht am Jahresende 2023 ein Minus von 26 Prozent beim Auftragseingang. „Da werden Erinnerungen wach an 2008 und 2009, an die Wirtschafts- und Finanzkrise", sagt Popp. Klar sei, so der Experte, „das wird uns 2024 gewisse Rückgänge bescheren." Hauptrisiken für das Jahr 2024 sind laut VDMA die schwache Konjunktur im Hochbau und der Wettbewerb aus China.
Chinesischer Baumaschinen-Markt am Boden, Hersteller drängen nach Europa
„China existiert als Absatzmarkt für in Europa hergestellte Baumaschinen so gut wie nicht mehr“, ergänzteJoachim Strobel, Vorsitzender der Fachgruppe Baumaschinen im VDMA, „die chinesischen Hersteller drängen zunehmend in den europäischen Markt. Es besteht der Verdacht des unfairen Wettbewerbs beispielsweise durch Preis-Dumping oder Missachtung der europäischen Sicherheitsanforderungen. Hier ist neben den Marktaufsichtsbehörden auch jeder Maschinenbetreiber gefordert, in der Beschaffung verantwortungsvoll zu agieren.“
Nordamerika bleibt Rettungsanker
Ebenso wie die Teilbranchen sind auch die Marktregionen sehr heterogen. Der weltweite Baumaschinenabsatz ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent zurück. China ist aufgrund seiner Immobilien- und Wirtschaftskrise erneut Schlusslicht mit einem Minus von 38 Prozent; seit seinem Hoch ist dieser Markt damit um kumuliert 80 Prozent eingebrochen. Der mittlerweile mit Abstand größte Markt Nordamerika legte hingegen um 21 Prozent zu. Indien erlebte 2023 mit plus 16 Prozent ein deutliches Absatzwachstum. Europa konnte mit einer flachen Absatzentwicklung im Jahr 2023 das hohe Vorjahresniveau bestätigen.
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Die Hersteller erwarten für das Jahr 2024 einen zweistelligen Umsatzrückgang. „Die stärksten Impulse erwarten wir in diesem Jahr von Nordamerika, Europa und Indien. Sollte uns der nordamerikanische Markt aufgrund politischer Umwälzungen nach der Wahl wegbrechen, dann müssen wir uns allerdings auf Schwierigkeiten einstellen“, unterstrich Franz-Josef Paus, Vorsitzender des VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen anlässlich des Jahrestreffens am 9. Februar 2024 in Frankfurt.
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