Wohnungsbau bleibt ohne jeden Wachstumsimpuls
Die Baukrise verschärft sich, der Absturz der Baugenehmigungen im Wohnungsbau setzt sich unvermindert fort. Wie schon in den drei Vormonaten sind auch im Juli weniger als 17.000 Wohneinheiten genehmigt worden. Das Baugewerbe spricht mittlerweile von einer Bedrohung für den Wohnungsmarkt.
Das Mischen wird digital
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Wie das Statistische Bundesamt meldet, wurden im Juli 19,2 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahresmonat. Von Januar bis Juli genehmigten die Behörden gut 123.600 Wohnungen, mehr als 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das betrifft besonders die Einfamilienhäuser mit minus 28,6 Prozent, aber auch die Mehrfamilienhäuser mit einem Minus von 21,6 Prozent. Für die ersten sieben Monate dieses Jahres ergibt sich ein Rückgang um 32.500 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr.
Baugenehmigungen auf dem Niveau von 2011
„So wenige Genehmigungen hatten wir zuletzt 2011“, sagte dazu der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa. „Wir hängen in der Talsohle fest.“ Besserung sei nicht in Sicht. Es gäbe zwar viele Bauwillige und Investoren, die bauen wollen, wegen der „zu hohen Bauzinsen und der strengen energetischen Anforderungen“ würden sie es aber nicht schaffen. Die Bundesregierung müsse sich eingestehen, dass jetzt mehr nötig sei als politischer Wille. Pakleppa erneute die Forderung nach einer verlässlichen Neubauförderung auch für den EH 55-Standard und einer Zinsabsenkung auf 1 Prozent. „Wir sind an einem Punkt, an dem die neuen Baugenehmigungen von einem Versprechen zur Bedrohung geworden sind. Ohne Baugenehmigungen kein Wohnungsbau, und ohne Wohnungsbau wird das Minus am Markt immer größer“, so Pakleppa.
Wohnungsmangel: Maßnahmen des Bundes reichen nicht
Die Wohnungsnot werde den kommenden Bundestagswahlkampf überschatten, meint der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Zwar habe die Politik vor allem auf Bundesebene mittlerweile reagiert. „Programme wie Klimafreundlicher Neubau – seit der Jahresmitte 2024 auch im Niedrigpreissegment, Jung kauft Alt, Gewerbe zu Wohnraum, eine höhere lineare AfA sowie eine Sonder-AfA, das temporäre Aussetzen des Effizienzhauses 40 als verpflichtender Standard sowie ein kleines Zinsverbilligungsprogramm für besonders energieeffiziente Maßnahmen, das hört sich alles gut an“, so Müller. Damit sei allerdings nur der Absturz gebremst worden. Die Bauwirtschaft hoffe deshalb auf den Wohnungsgipfel Anfang Dezember in Hamburg, zu dem Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.
IG Bau fordert Konjunkturprogramm Wohnungsbau
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) und der Deutsche Mieterbund (DMB) haben derweil die Bundesregierung aufgefordert, ein„Konjunkturprogramm Wohnen“ aufzulegen. Dazu müssten Bund und Länder den Neubau von Wohnungen künftig mit jährlich 20 Milliarden Euro fördern. Die Summe geht aus Berechnungen des Pestel-Institut hervor. Ziel müsse es sein, das Wohnungsangebot bei den Sozialwohnungen, dem bezahlbaren Wohnen und bei der Bildung von Wohneigentum massiv auszubauen. Als Möglichkeit der Finanzierung schlagen IG Bau und DMB eine intensivere Verfolgung von Steuerhinterziehung vor. Den durch Steuerhinterziehung entstehenden Schaden schätze der Bundesrechnungshof auf 30 bis 50 Milliarden Euro im Jahr.
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