Schwerlasttransport-Lkw: Maßgeschneiderter Mercedes-Benz Arocs SLT für Spedition Baumann
Die Verwandlung des Arocs-Allradler in die SLT 4463 AS 8x6-Schwerlastzugmaschine der Extraklasse dauerte fast ein Jahr. | Foto: Daimler Truck AG

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Einen Allrad-Arocs mit StreamSpace-Kabine nachträglich ein größeres Fahrerhaus sowie eine zusätzliche Achse zu verpassen, ist kein leichtes Unterfangen. Um den Wunsch der Viktor Baumann-Spedition dennoch umzusetzen, schlossen sich drei Partner zusammen und stellten auf der Arocs-Basis eine Schwerlastzugmaschine der Extraklasse auf die Räder. Zuerst musste die Rheinische Kraftwagengesellschaft (RKG) als Vertragspartner von Mercedes-Benz Trucks vor Ort ins Boot geholt werden. Nach erster Rücksprache mit der technischen Beratung Schwerlasttransporte von Mercedes gab sie den Auftrag für den Bau eines Standard-Arocs 3363 AS 6x6. In Vorbereitung auf den zukünftigen Einsatz bekam der Dreiachser schon ab Werk ein verstärktes Chassis, stabile Blattfedern und den kräftigen Antriebsstrang für schwerste Lasten. Nachdem das Modell Ende 2022 in Wörth das Montageband verlassen hatte, begann die Verwandlung in einen Super-Arocs SLT 4463 AS 8x6 für rund 1.000 t Anhängelast.

Dazu führte sein erster Weg nach Molsheim im Elsass. In Frankreich befindet sich mit Mercedes-Benz Custom Tailored Trucks (CTT) das größte Umbauwerk der Schwaben. Das ist auf solche Sonderwünsche spezialisiert. Die Molsheimer verpassten der angehenden SLT-Schwerlastzugmaschine eine zusätzliche, gelenkte Vorlaufachse und zauberten aus ihr einen 8x6-Vierachser. Mit Luftfederung ausgerüstet nutzt die Zusatzachse auch als Anfahrhilfe, indem sich nach Anheben mehr Druck auf die Antriebsachsen verteilt.

Schwerlastanhängevorrichtung: Alle nötigen Luft- und Stromanschlüsse sowie die Rückfahrkamera befinden sich an der Hecktraverse. | Foto: Daimler Truck AG
Schwerlastanhängevorrichtung: Alle nötigen Luft- und Stromanschlüsse sowie die Rückfahrkamera befinden sich an der Hecktraverse. | Foto: Daimler Truck AG

Umbau in Frankreich: Keine Eingriffe am Antriebsstrang

Finger weg vom Antriebsstrang – der ist perfekt. Der 15,6 l große Sechszylinder-Dieselmotor OM473 mit einer Leistung von 625 PS und 3.000 Nm Drehmomentmaximum sollte für alle anstehenden Aufgaben ausreichen. Schließlich überträgt der Selbstzünder seine Kraft via Turbo-Retarder-Kupplung VIAB ans Getriebe. Dafür musste CTT aber an anderer Stelle einschreiten. Der neu entstandene Vierachser bekam zusätzlich den typischen SLT-Schwerlastturm hinter dem Fahrerhaus aufgesetzt. Darin befinden sich die Zusatzkühlanlage, der 900-l-Dieseltank, die Luftkessel und die Hydraulikanlage für die Lenkung von Schwerlastanhänger. Für eine bessere Sicht bei Dunkelheit wurden am Turmgestell mehrere Arbeitsscheinwerfer platziert. Zudem installierten die CTT-Spezialisten eine Sattelkupplung samt Schwerlastverschiebeeinrichtung, die jedoch meistens unter der Ballastpritsche versteckt bleibt. Nachgerüstet haben die Profis auch Schwerlastanhängevorrichtungen vorne und hinten, an denen jeweils eine Rockinger-Schwerlastkupplungen Typ RO56e montiert ist. Die Heckkupplung hat Baumann später in Eigenregie selbst durch eine RO58 für 1.000 t Anhängelast ersetzt.
Mit eingebauter Vorlaufachse und typischem Schwerlastturm erreichte das Fahrzeug die Werkstatt von Paul Nutzfahrzeuge in Vilshofen. | Foto: Daimler Truck AG
Mit eingebauter Vorlaufachse und typischem Schwerlastturm erreichte das Fahrzeug die Werkstatt von Paul Nutzfahrzeuge in Vilshofen. | Foto: Daimler Truck AG

Spezialumbau bei Paul Nutzfahrzeuge

Nach rund dreieinhalb Monaten endete der Umbau in Molsheim. Das nächste Etappenziel hieß Paul Nutzfahrzeuge in Vilshofen. Der niederbayerische Spezialist für Sonderfahrzeuge ist für seine auch durchaus mal extravaganten Auf- und Umbaulösungen bekannt. Hier jedoch stand eine echte Spezialbehandlung auf der Tagesordnung, die selbst bei Paul nicht alltäglich ist. Um mit dem neuen Geschütz auf längeren Fahrten in Doppelbesatzung unterwegs sein zu können, legt die Baumann-Spedition viel Wert auf großzügige Platzverhältnisse in der Kabine. In vier von fünf Transporten befinden sich bei dem Schwerlastspezialisten immer zwei Mann an Bord. Da reicht das schmale StreamSpace-Fahrerhaus mit 2.300 mm Breite und nur 1.635 mm Stehhöhe des Arocs kaum aus. Paul Nutzfahrzeuge sollte es durch die breitere BigSpace-Kabine mit 2,50 m Breite und mehr Stehhöhe ersetzen, was den Truck gleichzeitig zum Unikat macht.
Kabinenwechsel: Die Paul-Profis tauschen StreamSpace- gegen das größere BigSpace-Fahrerhaus. | Foto: Daimler Truck AG
Kabinenwechsel: Die Paul-Profis tauschen StreamSpace- gegen das größere BigSpace-Fahrerhaus. | Foto: Daimler Truck AG

Individuelle Anpassung der Kabine

Da Lkw-Rahmen wie auch Triebstrang unangetastet bleiben mussten, bedurfte es individueller Anpassungsarbeit an der neuen Kabine, die normalerweise nicht mit dem Arocs-Allradfahrgestell kompatibel ist und auch keinen Motortunnel besitzt. Den braucht es aber für diesen Arocs, um die Fahrzeug-Gesamthöhe von 4,00 m einhalten zu können. Dennoch ließ sich der Umbauspezialist Paul auf das Experiment Kabinentauch ein, legte den Lkw vorne etwas tiefer und passte die komplette Innenausstattung wie Armaturenbrett, Schlafkoje oder Schubladen an.

Alles vom Feinsten: bequemer Fahrersitz, zwei Betten für Doppelbesatzung und volle Stehhöhe trotz kleinem Motortunnel. | Foto: Paul Nutzfahrzeuge
Alles vom Feinsten: bequemer Fahrersitz, zwei Betten für Doppelbesatzung und volle Stehhöhe trotz kleinem Motortunnel. | Foto: Paul Nutzfahrzeuge
Am Ende ließ sich ein kleiner Motortunnel von knapp 100 mm aber nicht vermeiden, mit dem die Baumann-Crew aber leben kann. Als Entschädigung gab es für mehr Stauraum eine zusätzliche Schrankwand mit einzeln abschließbaren Fächern hinter dem Schwerlastturm. Etwa in der Mitte sitzt ein eingelassenes Blech mit diversen Anschlüssen inklusive Druckluft- und Stromanschlüssen. Den Zugang gewährt eine ausziehbare Leiter, die auf die Alu-Lochblech-Plattform führt. Auf dem Kabinendach brachten die Elektriker noch einen verchromten Dachbügel mit vier Zusatzschweinwerfern und zwei Rundumleuchten an. Zwei Drucklufthörner und vier LED-Frontblitzer ergänzen das Ensemble.
Stauboxen: Auf der Beifahrerseite befinden sich neben der Abgasbox ein Staukasten und ein Frischwassertank mit Wasserhahn. | Foto: Daimler Truck AG
Stauboxen: Auf der Beifahrerseite befinden sich neben der Abgasbox ein Staukasten und ein Frischwassertank mit Wasserhahn. | Foto: Daimler Truck AG

Zusätzlich montierten die Paul-Profis noch eine Ballastpritsche von Greiner Heavy Engineering in Neuenstein am Fahrzeugheck. Damit kommt mehr Druck auf die Räder, was die Traktion erhöht. Insgesamt mussten die Techniker etwa 9.500 Teile neu einbauen oder austauschen, um alle Anforderungen für den exklusiven Allrad-Arocs mit breiter BigSpace-Kabine zu erfüllen. Die Umsetzung in Vilshofen an der Donau dauerte weitere vier Monate, bevor der einmalige Lkw für den letzten Feinschliff zurück nach Wörth gebracht wurde.

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Umgebauter Arocs SLT per Einzelabnahme zugelassen

„Heute übergeben wir ein Unikat, das nach fast einem Jahr Umbauzeit neue Maßstäbe im Schwerlasttransport setzt. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller beteiligten Partner sind wir sicher, dass diese Schwerlastzugmaschine auf ganzer Strecke überzeugen wird und den Fahrern einen äußerst komfortablen Arbeitsplatz bietet“, sagte Ronald Ott, Vertriebsleiter von Mercedes-Benz Trucks & Fuso Deutschland bei der stilvollen Übergabe der SLT-Zugmaschine in Wörth. Dort überreichte er Sabine Baumann-Duvenbeck, Geschäftsführende Gesellschafterin der Viktor Baumann GmbH, den symbolischen Fahrzeugschlüssel. Pünktlich zur Übergabe hatte der TÜV das Sonderfahrzeug per Einzelabnahme nach §13 EG-FGV zugelassen. Der gelb-rot lackierte Arocs war damit einsatzbereit und rollte zuerst zur Baumann-Zentrale nach Bornheim-Hersel zwischen Köln und Bonn.

Mercedes-Vertriebsleiter Ronald Ott überreicht Sabine Baumann-Duvenbeck in Wörth einen symbolischen Fahrzeugschlüssel. | Foto: Daimler Truck AG
Mercedes-Vertriebsleiter Ronald Ott überreicht Sabine Baumann-Duvenbeck in Wörth einen symbolischen Fahrzeugschlüssel. | Foto: Daimler Truck AG
Die Spedition Baumann zählt mit über 135 Jahren Erfahrung zu den führenden Schwerlastspezialisten in Deutschland und sieht sich selbst als Full-Service-Dienstleister für alle Schwerlastprojekte. „Mit so einem Lkw im Fuhrpark gibt es quasi nichts mehr, was zu groß oder zu schwer für uns wäre. Die Umbaufirmen haben ganze Arbeit geleistet und alles möglich gemacht, was wir uns gewünscht haben“, lobt Fuhrparkleiter Matthias Kirschner. Der Arocs SLT 4463 AS 8x6 bringt ein Eigengewicht von fast 17,2 t (mit Ballast 35 t) auf die Waage. Die maximale Anhängelast des Unikats beträgt 1.000 t. Für den Transport solch besonders schwerer Lasten fährt der Lkw im Verbund mit zwei, drei oder mehr aneinandergekoppelten Trucks. Im Dreier-Verbund könne das Gesamtzuggewicht sogar deutlich über 1.000 t liegen. Auf solche Einsätze ist das Schwertransportunternehmen Viktor Baumann spezialisiert und will mit dem Super-Laster, der stets als letztes Zugfahrzeug und Bindeglied zum Anhänger dient, unter anderem unteilbare Güter wie Transformatoren und Wärmetauscher per Straße zum Bestimmungsort bringen.
Der umgebaute Arocs SLT im Einsatz: Für ihn ist kaum noch etwas zu groß oder zu schwer. | Foto: Viktor Baumann Schwerlastspedition
Der umgebaute Arocs SLT im Einsatz: Für ihn ist kaum noch etwas zu groß oder zu schwer. | Foto: Viktor Baumann Schwerlastspedition

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