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Iveco S-Way NP: Lkw mit Gasmotor im Fahr-Test
In schickem königsblau trumpft der erdgasgetriebene, 460 PS starke Iveco S-Way mit Baustoffpritsche und Ladekran auf. | Foto: Quatex

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Das Mischen wird digital

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Zum Jubiläum präsentiert Collomix die komplett neue Rührwerksreihe XQ mit neuen Antrieben, digitaler Display-Steuerung und hoher Geräuschreduktion.


Für die fast CO2-neutrale Anlieferung von Baustoffen im innerstädtischen Bereich hat Iveco einen S-Way mit LNG-Antrieb ins Programm aufgenommen. Dort spielen Luftreinhaltung und Lärmvermeidung die größte Rolle. Folgt man der Argumentation von Iveco, müssten mehr Nutzfahrzeuge mit Gasmotor auf deutsche Straßen unterwegs sein. Denn mit CNG und LNG betriebene Lkw seien die „derzeit einzige skalierbare Alternative zum Diesel mit der Perspektive, nahezu CO2-neutral unterwegs zu sein“. Biomethan macht‘s möglich. Bis zu 95% weniger schädliche Klimagas-Emissionen sollen damit möglich sein. Auch Stickstoffdioxid- und Rußausstoß sind im Vergleich zum Diesel-Laster deutlich geringer.
Über vier Stufen geht es 1,60 m hoch in das komfortable Fernverkehrsfahrerhaus des Iveco S-Way. Das Lenkrad dürfte sich weiter verstellen lassen. | Foto: Quatex
Über vier Stufen geht es 1,60 m hoch in das komfortable Fernverkehrsfahrerhaus des Iveco S-Way. Das Lenkrad dürfte sich weiter verstellen lassen. | Foto: Quatex

Wie sich der 26-Tonner mit Baustoffpritsche, Ladekran und tiefgekühltem Flüssigerdgas in den Tanks im Alltag bewährt, haben wir bei einer Testfahrt untersucht. Der Dreiachser basiert auf dem vollluftgefederten S-Way 6x2-Fahrgestell mit 4.800 mm Radstand und ist für witterungsresistente Frachten zugeschnitten. Seine zusätzliche Nachlaufachse ist sowohl lift- als auch lenkbarer. Das macht den Baustofftransporter wendiger. Den Antrieb übernimmt der 460 PS starke Cursor 13-Gasmotor der Emissionsstufe Euro 6 Step E, dessen Zylinderkopf für die Gasverbrennung mit Zündkerzen ausgerüstet wurde. Der Treibstoff findet in zwei gleich großen LNG-Tanks mit jeweils 540 l Fassungsvermögen Platz. Mindestens 390 kg verflüssigtes Erdgas oder Biogas kann der Iveco darin lagern. Das reicht für Distanzen bis zu 1.600 km aus. Solche hohen Reichweiten sind möglich, da 1 kg LNG den gleichen Energieinhalt wie 1,33 l Diesel hat.

Praxisgerechter Aufbau mit Ladekran

Auf den Gas-S-Way hat Kunath Fahrzeugbau im sächsischen Roßwein bei Dresden eine 6,50 m lange und 2,48 m breite Baustoffpritsche aus feuerverzinkten Stahlelementen und abklappbaren Alubordwänden gesetzt und für sicheres Verladen von Stahlmatten, Ziegelsteinen, Dachpfannen, KG-Rohren und Drainageschläuchen reichlich Zurrmöglichkeiten im Bodenrahmen eingelassen. Ein Heckladekran von Palfinger bringt die nötige Flexibilität auf der Baustelle, reduziert aber auch die Nutzlast um fast 2,3 t. Der 23-mt-Kran besitzt eine Reichweite von 19,1 m und hebt bis zu 6,2 t. Neben der Steuerkonsole am Fahrzeug ist der Heckkran mit Funkfernsteuerungen samt LED-Display ausgerüstet, was das Arbeiten von jeder Position in Krannähe bequem und sicher macht.

Das Cockpit des Iveco S-Way lässt kaum Wünsche offen. Digitale Anzeigen sind Mangelware. | Foto: Quatex
Das Cockpit des Iveco S-Way lässt kaum Wünsche offen. Digitale Anzeigen sind Mangelware. | Foto: Quatex
Komfortabel und sicher geht es auch im aufgeräumten Großraumfahrerhaus Active-Space zu. Die aktuelle Kabine des Iveco-Flaggschiffs ist optisch ein echter Hingucker. Komplett neu eingerichtet, sorgt der große Deutsch-Italiener aus Madrider Fertigung auf Anhieb für gute Laune. Ein fast flacher Kabinenboden, Komfortbett und hochwertige Armaturen stehen für wohnliche Atmosphäre. Staufach plus Kühlschrank inklusive Tiefkühlfach in voluminösen Auszügen unter der Liege nehmen Proviant auf. Die breite Komfortliege selbst lädt zum gemütlichen Verweilen ein. Der belüftete und vielfach einstellbare Fahrersitz lässt sich jeder Figur gut anpassen. Das lederbespannte Multifunktionslenkrad ist unten leicht abgeflacht. Das schafft Platz hinterm Steuer. Allerdings könnten die Einstellmöglichkeiten in Höhe und Neigung etwas großzügiger ausfallen. Verarbeitung, Bedienung, Fahrverhalten und Sichtverhältnisse verdienen dafür Bestnoten. Die Rundumsicht verbessert eine Weitwinkelkamera rechts, die ihr Bild im Monitor an der A-Säule zeigt. Lautsprecher und Warnleuchte erweitern das System zum Abbiegeassistenten.
Eine Weitwinkelkamera verbessert die Rundumsicht und fungiert im Iveco S-Way als Teil des Abbiegeassistenten. | Foto: Quatex
Eine Weitwinkelkamera verbessert die Rundumsicht und fungiert im Iveco S-Way als Teil des Abbiegeassistenten. | Foto: Quatex

Draußen gibt es insgesamt vier Außenstaufächer, in denen Zurrmittel, Werkzeug, Bauhelm und Handschuhe ihre Heimat finden. Nur die Klappen dafür stören sich gegenseitig. Ist die untere kleine Box offen, verhindert das nach oben öffnende Blech den gleichzeitigen Zugang zum größeren Staufach darüber. Um nah genug an die 45 mal 36 cm große Luke heranzukommen, muss der Fahrer zuvor die untere Klappe wieder schließen. Das könnte besser gelöst sein.

Leiser Gasmotor mit 460 PS

Wenig Kritik verdient der Gasmotor. Der fremdgezündete Sechszylinder geht wesentlich leiser, aber kaum weniger kraftvoll als ein Diesel zu Werke. Von Leistungsmangel keine Rede. Der um 20% CO2-ärmere Solo-Lkw kommt ebenso flott wie komfortabel voran. Dabei liefert das Triebwerk weit weniger Stickoxid- und Partikelwerten als seine Diesel-Kollegen. Die maximal 460 PS schöpft der Fremdzünder aus 12,9 l Hubraum und stellt sie bereits bei 1.600 Touren bereit. Das volle Drehmoment von 2.000 Nm liegt zwischen 1.100 bis 1.600/min. Die Abgase werden per Lambda-Sonde und Dreiwege-Katalysator gereinigt. Adblue ist nicht nötig.

Den Cursor 13-Motor hat FPT-Industrial für den Gasbetrieb mit Zündkerzen bestückt. | Foto: Quatex
Den Cursor 13-Motor hat FPT-Industrial für den Gasbetrieb mit Zündkerzen bestückt. | Foto: Quatex
Über drei große Drucktasten für D, N und R im Armaturenbrett bekommt das automatisierte Hitronix-Overdrive-Getriebe von ZF (Traxon) seine Befehle. Einfacher geht es kaum. Power- oder Eco-Modus stehen zur Wahl. Nach Doppeldruck auf „D“ wechselt der Automat in die semiautomatische Fahrweise. Auf langen Steigungen können so der gewählte Gang gehalten und Pendelschaltungen vermieden werden. Manuell lässt sich jederzeit über den rechten Lenkstockhebel in die Gangwahl eingreifen. Auf Flachetappen säuselt das Ottotriebwerk bei Tempo 80 diskret mit knapp 1.150 Umdrehungen vor sich hin. Wird’s steiler und der Tritt aufs Gaspedal kräftiger, grummelt die Maschine im Untergeschoss hörbar auf, zieht dann mit etwas Verzögerung kräftig an. Hat der GPS-Tempomat die Regie übernommen, regelt der Bremsomat mithilfe des ZF-Intarders souverän die Talfahrt. Eine Staudruck-Motorbremse gibt es bauartbedingt bei Gasmotoren wie dem Cursor 13 NP nicht. In leichtem Gefälle lässt die einfühlsame Eco-Roll-Funktion den Lkw sparsam im Leerlauf rollen. Überschreitet der S-Way das Tempolimit, fängt ihn der Intarder sanft und effektiv wieder ein.
Rundum luftgefedert sorgt beim Iveco S-Way ein zusätzlicher Federbalg an der Nachlaufachse für das Liften bei Leerfahrt. | Foto: Quatex
Rundum luftgefedert sorgt beim Iveco S-Way ein zusätzlicher Federbalg an der Nachlaufachse für das Liften bei Leerfahrt. | Foto: Quatex

Iveco hat den Triebstrang mit 3,36er Hinterachse und Overdrive-Getriebe perfekt abgestimmt. Die Gänge passen zueinander und große Sprünge zwischen ihnen sind nicht auszumachen. Die aus deutscher Sicht recht kurz übersetzte Achse sei nötig, um auch in Italien mit 44 t zulässigem Gesamtgewicht genügend Bremskraft über den Intarder aufbauen zu können. Sechs Bremsstufen der verschleißfreien Bremse stehen dem Fahrer zur Verfügung. Die erste davon erweist sich allerdings als recht kraftlos. Ohnehin benötigt der Intarder eine relativ lange Reaktionszeit, um in Wallung zu kommen. Mit einem frühzeitigen Griff zum Hebel kann sich der Fahrer aber darauf einstellen.

Auf Landstraßen fällt die zielgenaue und sanft gedämpfte Lenkung auf. In der Mittenlage dürfte sie aber durchaus straffer sein. Das rundum luftgefederte und gut abgestimmte Fahrwerk bügelt Straßenunebenheiten gekonnt weg. Bei starken Bodenwellen bleibt der Iveco präzise in der Spur. Die Feststellbremse arbeitet noch immer pneumatisch. Der Hebel dafür sitzt an gewohnter Position rechts vom Lenkrad. Auch die anderen Schalter, Taster und Bedienknöpfe sind gut erreichbar.

Zwei identische LNG-Tanks mit je 540 l Fassungsvermögen bunkern fast 400 kg verflüssigtes Gas. | Foto: Quatex
Zwei identische LNG-Tanks mit je 540 l Fassungsvermögen bunkern fast 400 kg verflüssigtes Gas. | Foto: Quatex

Zur Rückgewinnung der Traktion auf rutschigem Untergrund besitzt der S-Way LNG einen Freischaukel-Modus. Viel mehr Hilfe für Geländefahrten auf den letzten Metern zur Baustelle bekommt der Straßenroller nicht. Dafür kann die Sicherheitsausstattung überzeugen. ESP, Abstandsregeltempomat, Notbremsassistent und Fahrspurüberwachung – alles an Bord. Der dreiteilige Hybrid-Stoßfänger aus Stahl und Kunststoff schützt den Lkw im Baustellenbereich. Dank modularem Aufbau sollten sich die Reparaturkosten nach Beschädigungen im Rahmen halten.

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Technische Daten - Iveco S-Way 6x2 LNG

Fahrerhaus

Typ

Active Space Großraumfahrerhaus, Hochdach

Breite / Länge

2.500/2.250 mm

Lagerung

Vierpunkt-Luftfederung

Motor

Motorbezeichnung

Cursor 13 NP

Bauart

Sechszylinder-Ottomotor mit sequentieller Multipoint-Einspritzung (MPI), variabler EVGT-Turboaufladung und Ladeluftkühlung, Euro 6 Step E, Drei-Wege-Katalysator

Hubraum

12.900 cm³

Nennleistung

338 kW/460 PS bei 1.600-1.900/min

Max. Drehmoment

2.000 Nm bei 1.100-1.600/min

Dauerbremse

ZF-Intarder (500 kW)

Motortrockengewicht

1.240 kg

Kraftübertragung

Kupplung

Einscheiben-Trockenkupplung (430 mm)

Getriebe

Automatisierte ZF-Hitronix 12TX 2010 TO 12 Vorwärtsgänge, 2 Rückwärtsgänge

Spreizung

i=12,92-0,77

Achsen

Vorderachse

Faustachse 5890/D mit Luftfederung, Achslast: 8,0 t

Hinterachsen

MS 17X, einfach untersetzte Antriebsachse an Vier-Balg-Luftfederung, Achslast: 11,5 t

Nachlaufachse

57080/D, gelenkt, luftgefedert, Achslast: 7,5 t

Übersetzung

i=3,36

Reifen

Lenkachse

Michelin X-Line Energy F 385/65 R 22.5

Antriebsachse

Michelin X-Line Energy D 315/80 R 22.5

Nachlaufachse

Michelin X-Line Energy Z 315/80 R 22.5

Fahrgestell

Rahmen

Parallel-Leiterrahmen (6,7 mm)

Bremsen

vorn und hinten Scheibenbremsen

Kraftstofftank

LNG-Tanks 2 x 540 l, beidseitig

Maße und Gewichte

Länge/Breite/Höhe

9.810/2.550/3.843 mm

Radstand

4.800/1.395 mm

Wendekreis

20.100 mm

Rampenwinkel

Böschungswinkel vorn/hinten

14°/8°

Leergewicht / Nutzlast

15.100 / 10.900 kg

zul. Gesamtgewicht

26.000 kg

Testgewicht

17.360 kg

Aufbau

Hersteller

Kunath Fahrzeugbau

Art

Baustoff-Pritsche, 6,50 x 2,48 m

Ladekran

Palfinger PK 24.001 SLD5

Messwerte

Einstiegsstufenhöhen

430/830/1.210 mm

Höhe Fahrerhausboden

1.600 mm

Höhe Motortunnel

95 mm

Lenkraddurchmesser

465 mm

Innengeräusch bei 60/80 km/h

60/62 dB(A)

Fazit zum Iveco S-Way mit Gasmotor

Der Zusatz „NP“ für Natural Power am Kühlergrill zeigt an, dass der Iveco S-Way mit Erd- oder Biogas fährt. | Foto: Quatex
Der Zusatz „NP“ für Natural Power am Kühlergrill zeigt an, dass der Iveco S-Way mit Erd- oder Biogas fährt. | Foto: Quatex

Wenn auch das LNG in jüngster Zeit knapp und teurer geworden ist, kann sich die Anschaffung eines gasbetriebenen Lkw lohnen. Immerhin bekommen Betreiber solcher Fahrzeuge hierzulande noch eine Steuervergünstigung und sparen bis Ende 2023 die Lkw-Maut vollständig ein. Eine staatliche Förderung für die Anschaffung gibt es aber nicht mehr. Das Tankstellennetz für bis zu minus 170 °C tiefkalte Flüssiggas wächst kontinuierlich weiter. Wer eine solche in der Nähe hat und eine echte Alternative zum Dieselverbrenner sucht, darf mit Blick auf drohende Fahrverbote für Diesel und Lärmschutzauflagen den Gasantrieb durchaus in Betracht ziehen.

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