Leichtfuß im Betontransport
Fahrtest Iveco X-Way 8x4: Hohe Nutzlast, komfortables Fahren und ausreichend Power verspricht Iveco für seinen Vierachs-Fahrmischer. Doch reichen 400 PS aus knapp 9 l Hubraum für den 32-Tonner tatsächlich aus?
Das Mischen wird digital
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Im Frischbetontransport zählt jedes Kilo. Besonders auf Großbaustellen müssen Transporteure pro Fuhre so viel Ladung wie möglich heranschaffen, um am Ende des Tages gutes Geld zu verdienen. Stetig sind dafür die Nennvolumen der Mischertrommeln auf ihren Lkw-Fahrgestellen gestiegen. Längst transportieren ihre 8x4-Laster bis zu 9 m3 Frischbeton in einem Rutsch zum Zielort. Bei gut 2 t Gewicht pro m3 Beton sind daher Nutzlasten jenseits von 18 t gefragt. Inzwischen hat fast jeder Lkw-Hersteller geeignete Fahrgestelle für Betonmischer im Sortiment.
Ein Light- Modell von Iveco auf X-Way-Basis haben wir uns näher angesehen und im Fahrbetrieb auf den Zahn gefühlt. ln der speziell für Fahrmischer entwickelten Super-Loader-Version soll der Iveco X-Way mit extrem niedrigem Leergewicht und dennoch hoher Robustheit punkten. Das 8x4-Fahrgestell in der auch fürs Gelände geeigneten „OFF“-Ausführung könne Iveco sogar ab 8.900 kg Leergewicht anbieten. Doch muss der Vierachser bei Rahmen, Rädern, Tank und Aufbau noch zusätzlich abspecken. Ganz so spartanisch rollt der AD360X40BZ OFF – so die kryptische Iveco-Bezeichnung für das Betonmischer-Fahrgestell – aber nicht zum Test an. Der Standard-Vierachser mit 4,25 m langem Radstand bringt samt umfangreich ausgestattetem Stetter-Transportbetonmischer AM 9/8 FHC Ultra-Eco unbeladen nur 13,1 t Gewicht auf die Waage und ist technisch für 36 t Gesamtgewicht geeignet.
Iveco X-Way Fahrmischer mit reduziertem Gewicht
Noch mehr auf die Spitze treiben lässt sich das Gewichtsreduktion bei Iveco mit dem optional 6,7 statt des 7,7 mm starken Leiterrahmens aus Stahl. Das spart insgesamt etwa 40 kg. Noch einmal bis zu 60 kg weniger sind es, wenn vorn die verfügbare Einblatt- und hinten eine Zweiblatt-Parabelfederung zum Einsatz kommt. Standardmäßig gehören jeweils eine Lage mehr zum Federpaket. Ordentlich Pfunde fallen am Fahrgestell, wenn Aluminium-Felgen verwendet werden. Maximal 165 kg seien je nach Anzahl der Achsen drin. Und auch mit einem horizontalen Abgas-Endrohr lasse sich das Gewicht gegenüber der verbauten vertikalen Lösung noch nach unten drücken. Wem das nicht reicht, sollte über einen Straßen-Fahrmischer in der Ausführung „ON“ oder „ON+“ nachdenken. Statt des dreiteiligen Stahlstoßfängers gibt es dann leichterte Kunststoff- oder Hybrid-Absorber, die leichter bauen, aber auch nicht so viel einstecken können.
Iveco X-Way: Perfekte Rundumsicht per Kamera
Ihm gefallen die Sitze mit Stoffbezug und die glatten Flächen im Armaturenträger, die sich leicht reinigen lassen. Ledersitze würde der Zementstaub schnell zusetzen, unansehnlich und rissig machen. Dafür vermisst Schranz einen Klappfunktion für den Beifahrersitz, den Iveco auch nicht ab Werk liefern kann. „Das gäbe noch mal mehr Platz für eine Werkzeugkiste oder einen Betonrüttler im Fußraum, die meine Fahrer ab und an mitnehmen müssen“, sagt der 24-Jährige.
Iveco X-Way: Zu wenig PS für den Fahrmischer
Die Fahreigenschaften des 8x4-Iveco gefallen ihm dagegen sehr gut. Die Stahlfederung für Kabine und Achsen hält zusammen mit dem Komfortfahrersitz selbst arge Stöße fern. Eine Luftfederung am Betonmischer würde das Fahrgestell beim Drehen der Trommel zu stark einfedern lassen. Der Motor habe „unter herum schon viel Leistung“, das automatisierte Getriebe schalte fehlerfrei und die leichtgängige Lenkung sei tadellos. Nur die Lenksäule dürfte sich steiler stellen lassen. Trotz des agilen Motors sind ihm 400 PS zu wenig. Im Flachland vielleicht ausreichend, müssten es in bergiger Landschaft schon 450 bis 460 PS sein. Dieser Einschätzung schließt sich der Tester an, zumal auch die Leistung der Motorbremse recht mager ausfällt. Immerhin greift sie bei eingeschaltetem Tempomat automatisch ins Bremsgeschehen ein. Dennoch vermag sie es nicht, einen 32 t schweren Fahrmischer talwärts allein im Zaum zu halten. Beibremsungen über die Betriebsbremse sind unumgänglich.
Auf der anderen Seite bringt der 8,7 l große Cursor 9 in stärkster Leistungsstufe und mit 1.700 Nm maximales Drehmoment im Vergleich zum nächstgrößeren Elflitermotor etwa 350 kg weniger Gewicht auf die Waage. Das Hubraum-Manko macht der kleinere Sechszylinderdiesel durch höhere Drehzahlen und kurzer Achsübersetzung wett, was aber den Verbrauch bei hohem Tempo auf der Autobahn nach oben schraubt. Bei 85 km/h dreht der Common-Railer im größten Gang mit rund 1.350/min, mit 65 km/h sind es dann noch 1.100/min.
Iveco X-Way: Steckachsen machen Fahrmischer leichter
Am Aufbau kritisiert Johannes Schranz die zahlreichen festen Leitungen, die mit Restwasser im Winter schon mal platzen können. Schläuche seien da widerstandsfähiger. Der Fließmitteltank sei aus seiner Sicht zudem unnötig und von vielen Baustellen nicht gewollt. „Meine Fahrer sind keine Betonlaboranten. Sie können nicht abschätzen, wie viel Fließmittel im Fall der Fälle hinzugegeben werden muss“, sagt der Juniorchef. Das werfe nur riesige Probleme und die Frage der Haftung auf, wenn mit der Ladung etwas schiefgeht.
Auf die hydraulische Verstellung der Schütte könne er ebenfalls verzichten, er bevorzugt eine mechanische Lösung mit Kurbel. Die kann nicht einfrieren. Gut gelöst ist die Sperre an der Rutsche, die Restbeton zurückhält und nicht aufs Fahrzeug oder die Straße tropfen lässt. Lob finden auch die Kotflügel aus glattem Blech, die leichter als welche aus Kunststoff wieder sauber zu bekommen sind. Der vorhandene 500-l-Wassertank sei für Schranz das Mindestmaß. Schnell gehen beim Waschen auf der Baustelle 100 bis 150 l drauf. Als Zugabewasser bleibe da bei nur 375 l großem Tank nicht viel übrig.
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Unsere Meinung zum Iveco X-Way Fahrmischer
Der Iveco X-Way 8x4 als Fahrmischer hat seine Feuerprobe bestanden. Das Leichtbau-Konzept und der kleine Motor mit nur 400 PS kommt allerdings nicht bei allen Kunden gut an. Ein etwas stärkeres, wenn auch schweres Treibwerk sollte es schon sein. Das hält den Fahrer bei Laune und läuft häufig sparsamer. Der Verlust an Nutzlast bleibt überschaubar, und Großbaustellen verlangen meist Sattelzüge mit bis zu 11 m3 Ladung.
Technische Daten Iveco X-Way 8x4 Betonmischer
Fahrerhaus | |
Typ | Active Day Tagesfahrerhaus, Flachdach |
Breite / Länge | 2.300/1.700 mm |
Motor | |
Bezeichnung | Cursor 9 |
Bauart | Sechszylinder-Reihenmotor mit variabler eVGT-Turboaufladung und Ladeluftkühlung, vier Ventile pro Zylinder, elektronische Common-Rail-Einspritzung (2.200 bar) Euro 6d, Hi-SCR, DPF |
Hubraum | 8.710 cm³ |
Nennleistung | 294 kW/400 PS bei 1.655-2.200/min |
Max. Drehmoment | 1.700 Nm bei 1.200-1.655/min |
Motorbremsleistung | 315 kW bei 2.700/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | Automatisierte ZF-Hitronix 12TX 1810 TD 12 Vorwärtsgänge, 2 Rückwärtsgänge |
Spreizung | i=16,69-1,00 |
Achsen | |
Vorderachse | Faustachse 5890/D mit Zweiblatt-Parabelfedern Achslast: 8,0 t |
Hinterachse | MT 232-150/D, einfach untersetzte Antriebsachsen an Dreiblatt-Parabelfedern, Achslast: 10,5 t |
Übersetzung | i=3,09 |
Reifen | |
Lenkachsen | Bridgestone Duravis R-Steer 315/80 R 22.5 |
Antriebsachsen | Bridgestone Duravis R-Drive 315/80 R 22.5 |
Fahrgestell | |
Rahmen | Parallel-Leiterrahmen (7,7 mm) |
Bremsen | vorn und hinten Scheibenbremsen |
Diesel- / Adblue-Tank | 290 l / 50 l |
Maße und Gewichte | |
Länge/Breite/Höhe | 8.336/2.550/3.174 mm |
Radstand | 4.250 + 1.380 mm |
Leergewicht / Nutzlast | 13.100 / 18.900 kg |
Testgewicht/zul. Gesamtgewicht | 28.635 / 32.000 kg |
Aufbau | |
Hersteller | Stetter |
Typ | Transportbetonmischer AM 9/8 FHC Ultra-Eco |
Nennvolumen / Wassertank | 9 m3 Fertigbeton / 500 l |
Messwerte | |
Einstiegsstufenhöhen | 390 / 790 / 1.180 mm |
Höhe Fahrerhausboden | 1.480 mm |
Höhe Motortunnel | 360 mm |
Bodenfreiheit vorn / hinten | 331 / 290 mm |
Innengeräusch bei 60/80 km/h | 66/68 dB(A) |
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