Die aktuelle Baufahrzeug-Range von Iveco kann sich sehen lassen. Um zu beweisen, was Daily, Eurocargo, X-Way und T-Way draufhaben, hat Iveco seine Offroader aus allen Segmenten für Probefahrten auf Straße wie im Gelände bereitgestellt. Bei unseren Probefahrten untermauerten die Jungs fürs Grobe ihre Schlagkraft.
In Deutschland dominieren Mercedes und MAN das Baugeschäft. Doch auch die aktuellen Bau-Boliden von Iveco müssen sich hinter der deutschen Dominanz nicht verstecken. Ähnlich wie die Marktführer hierzulande bieten die Italiener moderne Baufahrzeuge für 3,5 bis 40 t und mehr Gesamtgewicht an. Leichte Gewerke übernimmt der legendäre Daily in 4x4-Version bis 7,0 t. Der mittelschwere Eurocargo 4x4 verlangt nach einem modernen Anstrich, verrichtet aber dank seiner Vielfältigkeit in Sachen Kabine (kurz, lang, Doka), Radstände von 3,24 bis 4,15 m, Motorisierung von 250 bis 320 PS und unterschiedlicher Bereifung in jeder Lebenslage souverän seinen Dienst. Zumal auch alle seine Wettbewerber mit 7,5 bis 15,0 t Gesamtgewicht tüchtig Nachholbedarf haben, was Modernisierung und Digitalisierung betrifft.
Bei den Schwergewichten greifen die „Way-Brüder“ ins Geschehen ein. Der Straßenroller S-Way ist mit der breitesten Palette an Fahrerhäusern und Motorisierungen (Cursor 9, 11 und 13) als Zwei- und Dreiachser vordergründig auf befestigten Wegen zu Hause. Als Absetz- und Abrollkipper sowie Kranfahrzeug übernimmt er Entsorgungsdienstleistungen und Materialtransporte und scheut leichtes Gelände dabei nicht. Wird’s deftiger, sind seine Brüder X-Way und T-Way gefragt.
Iveco X-Way in vielen Varianten
Der X-Way als Grenzgänger zwischen den Welten verspricht exzellente Straßeneigenschaften wie auch robuste Geländeperformance. Ihn gibt es sowohl als Kipper, Abroller und Absetzer als auch in den Versionen Fahrmischer, Kranfahrzeug oder Baustoffzug. Selbst als Kommunalfahrzeug, Holztransporter oder Kanalreinigungsfahrzeug macht der X-Way eine gute Figur. Diese Baureihe bietet zahlreiche Antriebsformeln und ein breites Achsensortiment. Das Programm reicht von 4x2- und 6x4-Sattelzugmaschinen über 4x2, 6x2- und 6x4-Fahrgestelle bis hin zu 8x2- und 8x4-Vierachsern. Darunter befinden sich besondere Varianten mit Tridem-Hinterachse oder 8x2-Modelle mit drei Lenkachsen.
Anhängig davon, wie häufig ein Fahrzeug ins Gelände geht, stehen drei Konfigurationen für den X-Way zur Wahl. Die Variante für häufige Straßeneinsätze nennt sich „ON“, für häufige Offroad-Einsätze heißt „OFF“ und der Mix aus On- und Offroad-Betrieb trägt das Kürzel „ON+“. Ferner kennzeichnen drei Fahrerhaus-Grundversionen, drei Motoren, drei Getriebe und drei Achs-Konfigurationen diese Alleskönner. Die Leistungspanne der 9-, 11- und 13-l-Dieselmotoren reicht in neun Stufen von 340 bis 570 PS, die maximalen Drehmomente von 1.400 bis 2.500 Nm. Darüber hinaus gibt es auch Gasmotoren auf LNG- oder CNG-Basis.
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Das schwere Offroad-Programm der Italiener komplettiert der T-Way. Das Kürzel „T“ steht dabei für „tough“, also hart, zäh und strapazierfähig. Gemacht fürs Grobe, bietet der Offroadexperte mit Radformel 4x4, 6x4, 6x6, 8x4 oder 8x8 zwei Fahrerhaus-Grundversionen: Das flache Active Day-Tagesfahrerhaus (AD) und das geräumige Active Time-Fernfahrerhaus (AT) mit Standard- oder Hochdach. Sie haben schon in Kurzversion ordentlich Platz. Ergonomie und Fahrkomfort stimmen. Die robuste Auslegung fängt beim verwindungssteifen Offroad-Chassis aus hochfestem Stahl mit wahlweise 7,7 oder 10 mm Rahmenstärke an. Sie reicht über Blatt- oder Bauluftfederung und optionalem Allradantrieb bis hin zur Ausrüstung mit hydrostatischem Vorderachsantrieb Hi-Traction. Der ist auch für den X-Way verfügbar. Die robuste Fahrwerksauslegung macht klar: Der T-Way ist kein Nutzlastriese für die Straße, sondern ein grober Junge für die Grube. Dafür bekommt der Offroader Vorderachsen mit je 9 t Traglast und angetriebene Tandem-Hinterachsen. Große Bodenfreiheit und Böschungswinkel verstehen sich von selbst. Trommelbremsen sind der Standard, Scheibenbremsen gibt’s auf Wunsch. Für den Antrieb sorgen Cursor 9 und Cursor 13. Die Mittelklasse Cursor 11 ist nicht zu haben.
Probefahrten: Zehn Bau-Boliden im Einsatz
Für die Probefahrten auf dem Iveco-Testgelände in Markbronn bei Ulm sowie im Schotterwerk Merkle in Blaubeuren stellt der Lkw-Hersteller eine Flotte von zehn Baufahrzeugen aus allen Gewichtsklassen bereit. Den Anfang macht der 450 PS starke T-Way 8x8 mit Schmitz Cargobull-Hinterkippmulde. Das voll beladene Schwergewicht mit hochgeländegängigen Achsen und Allradantrieb ist im Gelände nicht zu stoppen. Sein automatisiertes 16-Gang-Hitronix-Getriebe sorgt mit reaktionsschnellen Schaltungen und gutem Kraftanschluss in den niedrigen Gängen für einen überzeugenden Vortrieb. Spurtreu zieht der hinten trapezgefederte 32-Tonner mit kurzer Active-Day-Kabine (AD) und Außenplanetenachsen seine Bahnen durch tief ausgefahrene Schlammwege. Sanft nimmt der Riese aufgeschüttete Hügel unter die Räder, während der Mann am Steuer stets ein sicheres Fahrgefühl behält. Das verlässt ihn auch nicht auf losem Sand, Matsch und ausgefahrene Waldwege mit starken Steil- und Gefällestücken. Souverän hält der Bolide Kurs, wenn es aufgrund der doppelt gelenkten Vorderachsen auch viel Fleißarbeit am Volant kostet. Die mehrteilige Stahlstoßstange sowie der massive Unterbodenschutz geben Sicherheit bei Bodenkontakt auf wellig ausgefahrenen Untergrund. Speziell für Offroad-Einsätze besitzt der T-Way Zusatzfunktionen wie Hill-Holder, Freischaukel- und Kriechmodus. Das erleichtert das Anfahren am Berg, befreit nach Feststecken auf losem Grund und erlaubt das Fahren mit Standgas im Kriechtempo.
Als nächstes darf sich der X-Way 6x4 in der „OFF“-Ausführung mit Meiller-Dreiseitenkipper beweisen. Genau wie sein großer Bruder besitzt der Dreiachser die harten Offroad-Attribute wie Stahlstoßstange, Motorprallplatte, flexible Einstiegsstufen, Schutzgitter vor den Scheinwerfern und ausreichend Bodenfreiheit für taffe Geländeritte. Einzig auf eine solide Stollenbereifung müssen T- und X-Way diesmal verzichten. Der Cursor 11-Motor in seiner stärksten Ausführung mit 480 PS lässt in Verbindung mit dem Zwölfgang-Hitronix-Getriebe auf der Straße wie im Gelände nichts anbrennen. So kommt der automatisiert geschaltete 6x4-Dreiseitenkipper auf den langgezogenen Fahrwegen mit tüchtigen Steigungen trotz relativ lang übersetzter Hinterachse flott voran.
Hi-Traction als Retter in der Not
Die Kippsattel-Variante des X-Way 4x2 mit Hi-Traction bleibt trotz gemäßigtem Gelände-Outfit den Drei- und Vierachsern dicht auf den Fersen. Wird das Terrain brenzlig, drückt der Fahrer die Taste für den hydrostatischen Vorderradantriebe und bekommt ein Quäntchen Extra-Power vom Start weg bis etwa 25 km/h. Das lässt ihn lockeren Untergrund, tiefe Schlammpfützen und steile Anstiege souverän überwinden. Zwar kann der rund 500 kg leichtere Hydroantrieb keinen vollwertigen Allradler ersetzen, aber für Kippsattel in nutzlastsensiblen Bereichen ist Hi-Traction eine gute, wenn auch teure Alternative. Spaß macht besonders der hydraulische Kriechmodus des Vorderachsantriebs. Diese Zusatzfunktion von Hi-Traction nennt Iveco „Creep Working Mode“. Dabei treiben ausschließlich die Poclain-Radmotoren in der Vorderachse den Lkw an. Das hilft besonders beim Abkippen und gleichzeitig langsamen Vorziehen des Sattelzugs. Denn dann ist die Hinterachse entlastet und kann weniger Antriebskraft übertragen. Bis 10 km/h lässt Iveco den Kriechmodus zu, so dass er auch fürs langsame Rangieren ohne Kupplungseingriff bestens geeignet ist.
Eurocargo mit Dreiseitenkipper
Der Umstieg in den geländegängigen Mittelklässler vom Schlage des Eurocargo 4x4 fällt nicht schwer. Der permanent allradgetriebene Kraxler mit kurzem Radstand (3,24 m) ist häufig mit Anbaugeräten im kommunalen Einsatz anzutreffen. Im Baustellenverkehr reicht oft die 4x2-Version, die den Job auf befestigten Wegen ebenso gut erledigen kann. Doch geht es richtig steil zu Sache, und ist Traktion gefragt, klettert der Allradler für 15 t Gesamtgewicht ohne Rücksicht auf Neigung und Bodenfestigkeit die Berge hinauf. Die Kraft dafür liefert der Tector 7-Motor, der hier 280 PS aus 6,7 l Hubraum schöpft und bis zu 1.000 Nm an das automatisierte Sechsgang-Getriebe von ZF schickt. Stahlstoßfänger, Motorschutzplatte und wegklappbare untere Trittstufe sowie hohe Böschungs- und Rampenwinkel als auch die Geländebereifung (395/85 R 20) auf Einzelrädern sorgen im Gelände für nahezu unbegrenzte Möglichkeiten des Meiller-Dreiseitenkippers.
Iveco Daily: Transporter mit Traktion
Kaum weniger agil zeigt sich der kompakte und wendige Daily 70 S 18H 4x4 mit Henschel-Dreiseitenkipper und Laubgitter-Aufsatz. Der Siebentonner tritt mit permanentem Allrad, großen 19,5“-Rädern sowie viel Bodenfreiheit und reichlich Wattiefe an. Sein robuster Leiterrahmen steckt jede Unebenheit gekonnt weg. Wieselflink meistert der hochbeinige Kurzhauber für gut 3,0 t Nutzlast jede mit noch so vielen Hindernisse gespickte Piste. Die Lenkung arbeitet angenehm verbindlich und direkt. Für den Vortrieb sorgt der 3,0-l-Vierzylinderdiesel mit 176 PS und 430 Nm Drehmoment. Das reinrassige Nutzfahrzeug-Triebwerk von Fiat Powertrain Technologies (FPT) ist auf das Fahren mit hoher Last und niedrigen Drehzahlen getrimmt. Äußerst kultiviert geht der Common-Railer ans Werk und hängt dabei gut am Gas. Die Wandlerautomatik Hi-Matic portioniert die Kraft über ein Verteilergetriebe an die Räder. Es verteilt die Kraft fifty-fifty zwischen Vorder- und Hinterachse. Drei Sperren und eine zusätzliche Geländeuntersetzung machen fast alle Wege frei. Maximal 60% Steigfähigkeit, 35° Böschungswinkel vorn und 65 cm Wattiefe sind vorhanden. Damit ist der einzelbereifte Allrad-Kipper das richtige Gefährt für Baufirmen mit Einsätzen in unwegsamem Gelände und für Wartungstrupps von Energieversorgern. Verstecken muss sich selbst der Kleinste aus der Iveco-Baubrigade nicht.