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Mit schweren Scania-Lkw durch Schnee und Eis

Wie fahrtauglich sind die Trucks von Scania bei Eis und Schnee? Im schneereichen Norwegen ist eine ganze Armada schwerer Scania-Lkw zum Test angetreten – inklusive der Elektro-Modelle. Beim Scania Winter Drive konnte sich die Fachpresse von der Wintertauglichkeit der neuesten Lkw überzeugen.

Scania Winter Drive: Schwere Lkw im Test auf Eis und Schnee
Scania Winter Drive 2023: In der Schneelandschaft Norwegens macht sich der rote Scania R 590 6x4-Kipperzug gut. | Foto: Quatex
Mit mehr als zwei Dutzend schwerer Lkw jeglicher Couleur rückte Scania zum Winter Driving ins norwegische Trysil an. Unter extremen Witterungsbedingung sollten sich ihre Solowagen wie Lastzüge mit bis zu 60 t Gesamtgewicht durch Eis und Schnee kämpfen und ihre Winterqualitäten unter Beweis stellen. Im Trysil Motorpark Sæteråsen, der in den Sommermonaten auch als Flugplatz dient, standen vom Kofferfahrzeug über diverse Bau-Boliden bis hin zu schwer beladenen Holzlastzügen verschiedenen Fahrzeugkombinationen für Testfahrten unter extrem winterlichen Bedingungen bereit. Darunter befanden sich sowohl die neuen Scania Super mit modifizierten Sechszylinder-Dieselmotoren und komplett überarbeiteten Antriebssträngen als auch die wahren „King of the Road“-Modelle mit bis zu 770 PS starken V8-Triebwerken. Und selbst die batterie-elektrischen Scania BEV in Solo- und Sattelausführung durften hier nicht fehlen.
Insgesamt 25 Scania-Modelle treten in Norwegen zum Winter Drive auf dem Flugplatz von Trysil an. | Foto: Scania CV AB
Insgesamt 25 Scania-Modelle treten in Norwegen zum Winter Drive auf dem Flugplatz von Trysil an. | Foto: Scania CV AB

Scania-Testfahrt auf Norwegens vereisten Straßen

Auf die Gefahren, die sowohl innerhalb des Motorparks als auch auf den öffentlichen Straßen herrschen, wies John Lauvstad vom Organisatoren-Team der Norsk Scania AS die Teilnehmer eindringlich hin. „Bei leicht unter 0°C Außentemperatur sind die Straßen heute extrem vereist und glatt. Und wenn ein Norweger sagt, sie sind glatt, dann sind sie auch wirklich glatt“, warnt der Marketing & Branding Director vor der rutschigen Fahrbahn und mahnt zur Vorsicht. Den Hinweis nehmen wir uns gerne zu Herzen und lassen es ruhig angehen. Ohnehin verlangen winterliche Verhältnisse und eisglatte Straßen ein Umdenken beim Beschleunigen und Bremsen des Lastzuges. Beim Anfahren mit 50 und mehr Tonnen Gesamtgewicht heißt es erstmal, das Gaspedal behutsam zu streicheln, bevor ein beherzter Tritt auf selbigem erfolgen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass die Antriebsräder im Stand durchdrehen oder gar das Heck ausbricht.

Mehr noch muss der Fahrer beim Verzögern der Fuhre achtgeben. Anders als auf trockenen Straßen gewohnt, sollte der Mann am Lenkrad die verschleißfrei wirkende Motorbremse oder gar den kraftvollen Retarder zum Verzögern meiden. Ihre Bremskraft wirkt nur über die Räder der Antriebsachsen, wodurch der überlange Lastzug auf vereister Fahrbahn schnell ins Schlingern geraten kann. Besser kommt die Betriebsbremse zum Einsatz, die gleichmäßig alle Räder der Lkw-Kombination beaufschlagt und so sicher Fahrt herausnimmt. Der erste Griff im vierachsigen Scania 560 R mit zwei gelenkten Achsen samt dreiachsigem Drehschemelanhänger im Schlepp geht daher zum Schalter für die Bremsautomatik. Einmal ausgeschaltet, sind Retarder und Motorbremse vom Bremspedal entkoppelt.

Auf winterlichen Straßen schaltet der Fahrer Motorbremse und Retarder besser ab und nutzt zum Verzögern die Betriebsbremse. | Foto: Quatex
Auf winterlichen Straßen schaltet der Fahrer Motorbremse und Retarder besser ab und nutzt zum Verzögern die Betriebsbremse. | Foto: Quatex

Scania 560 R mit zwei Antriebsachsen auf Schnee

Der 560 PS starke DC13-Motor mit maximal 2.800 Nm Drehmoment kommt mit dem Gewicht von insgesamt 52 t fast spielend zurecht. Das Anfahren über die beiden angetriebenen Achsen mit echter Winterbereifung bereitet auf der festgefahrenen Schneedecke keine Probleme. Fast alle der 25 Testfahrzeuge besitzen – wie in Skandinavien üblich – ein angetriebenes Doppelachsaggregat. Mit nur einer Antriebsachse sind kaum Nordmänner unterwegs. Spätestens jetzt müssen die Fahrer von 4x2-Standard-Sattelzugmaschinen unter diesen Witterungsbedingungen und bei den vielen Steigungen und Gefälle im Großraum Trysil Schneeketten aufziehen, um überhaupt weiterkommen zu können.

Der Scania 560 R 8x4/4 mit Hiab-Hakenlift verfügt über ein Doppelachsaggregat mit Achslastverschiebung. | Foto: Quatex
Der Scania 560 R 8x4/4 mit Hiab-Hakenlift verfügt über ein Doppelachsaggregat mit Achslastverschiebung. | Foto: Quatex

Scanias Flaggschiffe meistern Eisfahrten

Mit maximal 50 bis 60 km/h gleitet der beladene Abrollkipper-Zug auf der Fernstraße mit bis zu 6% Gefälle talwärts. Das Eis auf der Straße blitzt in der Sonne und warnt den Fahrer vor Übermut. Alle Manöver wie Lenken, Bremsen oder Gasgeben erfolgen nur mit gefühlvollen Bewegungen. So bleibt das 25,25-m-Gespann beim nötigen Einsatz der Betriebsbremse treu in der Spur und erreicht den Kreisverkehr, der als Wendepunkt dient. Von nun an geht es bergauf. Die Motorleistung stimmt, das Tempo der Gangwechsel im automatisierten Opticruise-Getriebe ebenfalls. Aber können die Räder die Kraft auch auf die vereiste Fahrbahn übertragen? Wenn es kritisch wird, hilft ein Tastendruck zur Achslastverschiebung weiter. Das ist in Norwegen erlaubt. Danach bringt die erste Antriebsachse fast 17 t Druck auf die Fahrbahn. Da drehen die Räder selbst auf Eis nicht mehr durch, und der Lastzug stampft unaufhaltsam den Berg hinauf. Ähnlich verhalten sich die Scania-Flaggschiffe R 770 und 770 S als knapp 60 t schwerer Kurzholzzug beziehungsweise 6x4-Sattelzugmaschine mit Tieflader samt fest verzurrtem Kettenbagger. Der Tieflader-Sattelzug kann mit dem neuen, um 30 cm verlängerten XL Highline-Fahrerhaus glänzen, das der Besatzung insgesamt mehr Platz und ein breiteres Bett beschert. Dafür gestaltet sich der Aufstieg hinter das Fahrerhaus schwierig. Die Stufen in der Seitenverkleidung sind nicht mit nach hinten gewandert und verlangen viel Akrobatik vom Fahrer.
Das Flaggschiff Scania 770 S als Zugmaschine für einen Tieflader verfügt über die neue Highline XL-Kabine, die der Besatzung 30 cm mehr Länge beschert. | Foto: Quatex
Das Flaggschiff Scania 770 S als Zugmaschine für einen Tieflader verfügt über die neue Highline XL-Kabine, die der Besatzung 30 cm mehr Länge beschert. | Foto: Quatex

Elektro-Scania performen auf Schnee

Überraschend gut performen auch die batterieelektrischen Scania BEV 25 P Kipper. Die 6x2-Verteiler-Lkw mit E-Antrieb haben die Serienreife erreicht und müssen sich jetzt im winterlichen Norwegen genauso wie der Prototyp einer dreiachsigen Scania 40 P-Sattelzugmaschine samt Zweiachs-Sattelanhänger bei Minustemperaturen auf Schneegrund durchbeißen. Das gelingt den Stromern ausgesprochen gut. Weder musste die Besatzung in den Fahrerkabinen frieren, noch versagten die Batterien wegen der Kälte den E-Motoren vorzeitig die Energiezufuhr. Die Solofahrzeuge verfügen über einen Elektromotor mit 230 kW Dauerleistung und 2.200 Nm Drehmoment, der mit einem Zweigang-Getriebe und einer Standard-Hinterachse aus dem Scania-Baukasten gekoppelt ist. Insgesamt neun Batterien am Rahmen speichern 300 kWh Energie.
Der elektrische Scania BEV 25 P mit Hakenlift und Abrollcontainer ist für die innerstätische Entsorgung wie gemacht. | Foto: Quatex
Der elektrische Scania BEV 25 P mit Hakenlift und Abrollcontainer ist für die innerstätische Entsorgung wie gemacht. | Foto: Quatex

Traktion der E-Lkw auch top auf Schnee

Sehr agil verrichtet auch der vollelektrische 40 P-Kühlsattelzug seine Arbeit. Das Traktionsverhalten über nur eine angetriebene Achse ist selbst auf schneebedecktem Untergrund überraschend gut. Das E-Modell für den regionalen Verteilerverkehr hat Scania erstmals auf der IAA Transportation 2022 präsentiert. Für die Sattelzüge mit bis zu 40 t Gesamtgewicht halten die Schweden zwei Leistungsstufen bereit: 40 R oder 40 S gibt es mit 400 kW (fast 560 PS) und die 45 R oder 45 S bringen es auf 450 kW (rund 610 PS). Die Batteriekapazität von maximal 624 kWh in sechs Akkupaketen sollen dem 40-Tonner bis zu 350 km Reichweite ohne Nachladen bescheren. Nur rund 250 km seien möglich, wenn Transporteure in Skandinavien mit Gesamtzuggewichten bis zu 64 t unterwegs sind. Die neuen elektrifizierten Scania sind bereits bestellbar und sollen ab dem vierten Quartal dieses Jahres ausgeliefert werden. Dann können sie gleich im nächsten Winter zeigen, ob sie es auch im täglichen Praxiseinsatz draufhaben.
Der elektrische Scania BEV 25 P mit Kipperaufbau lässt sich auch auf Eis und Schnee sicher fahren. | Foto: Quatex
Der elektrische Scania BEV 25 P mit Kipperaufbau lässt sich auch auf Eis und Schnee sicher fahren. | Foto: Quatex

Scania Winter Drive 2023 in Bildern

Was die Fachjournalisten aus Deutschland von der Performance der Scania-Lkw auf Schnee und Eis halten, berichten sie in folgendem Video.

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