Dieses Fahrzeug-Konzept funktioniert bis heute
Er ist ein Multitalent im Baugewerbe, er hat viele Preise abgeräumt und gilt sogar als Pionier der E-Mobilität: Seit einem Vierteljahrhundert fährt der Mercedes Atego im Windschatten der schweren Klasse Arocs/Actros von Daimler Truck. Dabei hat der „kleine Stern“ allen Grund, sich feiern zu lassen - besonders nach dem jüngsten Update.
Das Mischen wird digital
Zum Jubiläum präsentiert Collomix die komplett neue Rührwerksreihe XQ mit neuen Antrieben, digitaler Display-Steuerung und hoher Geräuschreduktion.
Anfangs deckte der Atego das Segment von 6,5 bis 15,0 t Gesamtgewicht ab. Die Fahrzeugfamilie umfasste 25 Grundtypen, sechs Leistungsklassen und vier Fahrerhausvarianten, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Zur Wahl standen die Vierzylinder-Dieselmotoren der Baureihe OM 904 LA mit 4,25 l Hubraum und Sechszylinder-Triebwerke der Baureihe OM 906 LA mit 6,37 l Hubraum. Damit ließ sich eine Leistungsspanne von 90 bis 205 kW (122 bis 279 PS) abdecken und Drehmomente von 470 bis 1.300 Nm erzielen.
In jener Zeit waren auch die Anforderungen an den Komfort am Arbeitsplatz deutlich gestiegen. Das innovative Rahmenkonzept des Leichtmatrosen schaffte vorbildliche Ein- und Durchstiegsverhältnisse, um Berufskraftfahrern die Arbeit im Verteilerverkehr zu erleichtern. Die vier Fahrerhausvarianten trugen den unterschiedlichen Anforderungen Rechnung. Sie umfassten neben kompakten Ausführungen für den Verteilerverkehr und Baustelleneinsätze auch eine Version für den leichten Fernverkehr.
Schwerer Atego mit mehr Leistung
Nur ein halbes Jahr nach der Erstvorstellung legte Daimler noch einmal nach und präsentierte den schweren Atego mit stärkerem Reihensechser und höherliegendem Rahmen. Der OM 926 LA schöpfte aus 7,2 l Hubraum bis zu 326 PS. Das zulässige Gesamtgewicht betrug 18 bis 26 t. Mit 17 Grundtypen und zwei Motoren schloss das Modell die Lücke zur schweren Actros-Baureihe. Das Telligent-Wartungssystem machte Servicearbeiten nur dann nötig, wenn tatsächliche Fahrzeugbelastung das erforderten. Damit ließen sich die Betriebskosten effektiv senken.
Schnell überzeugte der Mercedes Atego die Transportwelt, so dass er mit dem Titel „International Truck of the Year 1999“ ausgezeichnet wurde. Um langfristig Akzente im Segment zu setzen, verpassten ihm die Schwaben 2004 das erste Facelift. Damit zog ein neues Getriebe in den Atego ein. Das G856 mit Telligent-Schaltautomatik einschließlich der Sicherheitssysteme ABS und ASR sowie dem Bremsassistent BAS hoben den Fahrkomfort auf eine Ebene, wie sie zuvor nur die schweren Lkw von Mercedes-Benz erreichten. Zugleich verbesserte sich die Verkehrssicherheit.
Auch das Motorenprogramm haben die Stuttgarter erweitert und mit Hilfe der BlueTec-SCR-Abgastechnik auf die Abgasnormen Euro IV/V und EEV getrimmt. Mit Hilfe dosierter Einspritzung von Adblue gelang es, das Abgas um rund 60% von Stickstoffen zu befreien, die Rußpartikel fing ein leistungsfähiger Dieselpartikelfilter ein. Die Kabine, die es nun in den Varianten Verteiler, Fernverkehr und Komfort gab, war nun noch präziser auf die einsatzspezifischen Erfordernisse zugeschnitten und der Armaturenträger zeigte sich im Pkw-Look. Der Atego machte im leichten und mittelschweren Seg-ment endgültig Schluss mit dem herben Nutzfahrzeug-Charme.
Atego als erster Serien-Lkw mit Parallelhybrid
Atego: die nächste Generation
Mehr Fahrkomfort mit Power-Shift 3
Wie bei den großen Brüdern verwaltete fortan serienmäßig das automatisierte Power-Shift-3-Getriebe mit sechs oder acht Gängen und Freilaufmodus Eco-Roll die Kraft des Atego. Damit waren die Zeiten der Telligent-Schaltung mit dem typischen Klack-Klack-Geräusch gezählt. Für die Gangwahl nutzten die Fahrer nun den eleganten Lenkstockschalter. Ein Handschaltgetriebe gab es nur noch optional. Für Kommunal- und Spezialeinsätze ließ sich noch ein Handschalter mit Kriechgang für Langsamfahrt sowie ein Automatikgetriebe ordern. Als Quantensprung in Sachen Sicherheit erwies sich die Einführung der Fahrdynamikregelung ESP in Serie.
Mit der zweiten Generation des Atego passten die Ingenieure auch die Kabinenlagerung an und versorgten die Fahrer mit Komfort wie im Actros. Seitdem stehen den Kunden vier Fahrerhaus-Ausführungen in drei Längen zur Wahl. Das S-Haus Classic-Space ist in normaler und verlängerter Ausführung zu haben. Hinzu kommt das L-Fahrerhaus als Classic- oder Big-Space-Version mit Hochdach. Im großen Fahrerhaus lädt ein einteiliges Bett mit Kaltschaummatratze zu gelegentlichen Fernverkehrstouren ein. Für Feuerwehr, THW und Kommunalbetriebe gibt es eine Doppelkabine mit sechs Sitzen.
Erneuten Fortschritt bringt dem Atego 2019 der Uptime-Dienst, mit dem sich die Betriebskosten senken und die Verfügbarkeit erhöhen lassen soll. Mercedes-Benz Uptime ist nun auch für den Atego verfügbar. Der Dienst gewährt Fahrzeugbetreibern und Mercedes-Benz Service Echtzeit-Einblicke in den Fahrzeugstatus. Zudem kann er Statusmeldungen des Lkw selbstständig interpretieren und daraus Handlungsanweisungen ableiten. Das soll ungeplante Ausfälle vermeiden sowie den Wartungs- und Servicebedarf vorausschauend planbar machen.
Atego 2024: Aufrüstung mit neuen Sicherheitssystemen
Die Modernisierung des Atego hält nach wie vor an. Seit April dieses Jahres verfügt der Leicht-Lkw über die neuesten Sicherheitsassistenzsysteme von Daimler Truck. Dazu gehören der Notbremsassistent Active Brake Assist 6 (ABA6) und der Abbiegeassistent Active Sideguard Assist 2 (ASGA 2). Möglich macht‘s die neue Elektronikplattform samt der damit verbundenen Sensorfusion, die für einen noch großflächigeren Blick nach vorne und zur Seite die Radar- und Kameradaten verschmelzen lässt. Dabei geht der Konzern in Sachen Sicherheitsassistenzsysteme in vielen Bereichen weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. So greift beispielsweise der ABA 6 aktiv in den Bremsvorgang ein und kann bei Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h nicht nur vor stehenden Fahrzeugen, sondern auch vor querenden, entgegenkommenden oder in der Spur fahrenden Verkehrsteilnehmern automatisch abbremsen.
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Somit konnten die Lkw-Entwickler das mit Atego-Einführung abgegebene Versprechen aus 1998 einlösen und auch nach einem Viertel Jahrhundert für den kleinen Stern in zweiter Generation bei Komfort und Sicherheit Bestwerte erzielen. Auch nach so langer Zeit sei der Mercedes-Benz Atego ein modernes Produkt, das „den vielfältigen Anforderungen des Verteilerverkehrs und der Flotten“ genüge. Doch selbst wenn der Atego nicht zum alten Eisen gehört, ein schnittigeres Fahrerhaus mit frischem, digitalisiertem Cockpit haben sich die 7,5- bis 16-Tonner dennoch verdient.
60 Jahre Mercedes-Werk Wörth
Ende 2023 feierte das Mercedes-Benz Lkw-Werk in Wörth am Rhein sein 60-jähriges Bestehen. Am 1. Oktober 1963 lief das erste Fahrerhaus für einen Mercedes-Benz Lkw in der neu erbauten Wörther Fabrik vom Band. Zwei Jahre später folgte der erste komplette Lkw mit Stern im Grill. Das Werk Wörth ist mit einer Fläche von knapp drei Millionen Quadratmetern das weltweit größte im Produktionsverbund von Mercedes-Benz Trucks. Mit rund 10.000 Mitarbeitern ist es der zweitgrößte Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz. Bis zu 470 nach Kundenwunsch gefertigte Lkw können das Werk Wörth pro Tag verlassen.
Hier entstehen die Baureihen Actros, Arocs und Atego sowie Special Trucks Econic, Unimog und Zetros. 2021 startete die Serienproduktion des batterieelektrisch angetriebenen Mercedes-Benz eActros 300/400 für den Verteilerverkehr. 2022 folgte der zweite Elektro-Serien-Lkw Mercedes-Benz e-Econic für den Kommunaleinsatz. Im Oktober 2023 stellten die Schwaben den eActros 600 für den Fernverkehr der Weltöffentlichkeit vor, der ebenfalls in Wörth vom Band laufen soll. In Summe haben seit 1963 rund 4,4 Mio. Fahrzeuge das Mercedes-Werk verlassen.
Die Erfolgsgeschichte soll weitergehen. Künftig will das Werk eine grüne, klimaneutrale Produktion verfolgen und verstärkt lokal CO2-neutrale Fahrzeuge herstellen. Dafür werden Photovoltaik-Anlagen zur Stromversorgung installiert, und die Elektrifizierung des Lieferverkehrs ins Werk hat bereits begonnen. Ab Ende 2024 soll in Wörth das Fernverkehr-Modell eActros 600 als Serienfahrzeug vom Band laufen.
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