Ressourcenschonender Wohnungsbau in Berlin
Mit dem Projekt „Maison Westend“ im Berliner Ortsteil Charlottenburg-Wilmersdorf demonstriert Heidelberg Materials, wie nachhaltiges Bauen gelingen kann: vom Rückbau und Recycling über die Lieferung von CO₂-reduziertem Recyclingbeton und Betonfertigteilen bis zur digitalen Betonüberwachung stammt bei diesem Bauvorhaben alles aus einer Hand.

Im grünen Berliner Westend errichtet die Lagrande Group als Bauherr und Projektentwickler elf der geplanten 13 Gebäude, die degewo zwei. Die Planung des Architekturbüros Tchoban Voss Architekten auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück umfasst sechs- bis siebengeschossige Wohngebäude. Insgesamt entstehen hier 256 größtenteils barrierefreie Wohneinheiten.
RC-Gesteinskörnung aus abgebrochenen Wohntürmen für Neubau
Auf dem Gelände standen bis Anfang 2023 zwei Wohnhochhäuser aus den 1960er-Jahren. Nach der Übernahme durch die Lagrande Group wurden die zwei Stahlbetonplattenbauten vollständig rückgebaut. Die RWG-Gruppe, ein Unternehmen von Heidelberg Materials Mineralik, übernahm Abbruch und Recycling. Aus dem Altbeton entstand zertifizierte rezyklierte Gesteinskörnung, die direkt in den neuen Bauteilen wiederverwendet wurde.

Fertigteilbau mit CO₂-reduziertem Beton beschleunigt den Bau
Zunächst war der Wohnkomplex in Ortbeton geplant. Aus Zeitgründen mussten jedoch bis zu 80 Prozent der Bauteile als Fertig- oder Halbfertigteile aus Beton realisiert werden. Die Betonfertigteilsparte von Heidelberg Materials liefert Decken und Wände als Halbfertigteile sowie Treppen und Balkone. Die Elementdecken und Doppelwände wurden anschließend mit „evoBuild“, einem um 30 Prozent CO2-reduzierten Beton verfüllt - inklusive einem 30-prozentigen Anteil rezyklierter Gesteinskörnung. Etwa 3.500 Kubikmeter Transportbeton ging in die Verfüllung der Halbfertigteile. Die Betonüberwachung lag beim BetoTech Baustofflabor, ebenfalls ein Heidelberg Materials Tochterunternehmen.
Fest verbaut: Digitale Betonsensoren zur Erkennung der Frühfestigkeit
Digitale Sensoren in den Ortbetonteilen überwachten bei diesem Projekt die Temperatur des verbauten Betons auf der Baustelle. Die Sensoren werden an ausgewählten Bewehrungsstäben befestigt, per Smartphone aktiviert und einbetoniert. Nach der Betonage messen die Sensoren alle 15 Minuten die Wärme im Betonbauteil und berechnen mit Hilfe eines Reifegradmodells die Druckfestigkeit des Betons. Im Radius von etwa 12 Metern um das entsprechende Bauteil können die Daten über eine App auf dem Smartphone abgerufen werden. Zudem können die Daten über einen zusätzlichen Smart Hub automatisiert ausgelesen werden. So lässt sich die Druckfestigkeit des Betons jederzeit exakt erfassen - auch via Fernüberwachung. Auf diese Weise lässt sich der perfekte Zeitpunkt zum Ausschalen oder Glätten von Oberflächen bestimmen.

Sensoren erlauben "Live-Blick ins Bauteil"
„Nach unserer Erfahrung bewähren sich diese Sensoren insbesondere beim Einsatz innovativer Betone“, berichtet Lars Löwigt von Heidelberg Materials Beton. „Wir arbeiten hier mit klinkeroptimierten und damit CO₂-reduzierten Zementen, haben die Betonrezepturen optimiert und betonieren teilweise bei nicht unbedingt optimalem Wetter. Auch unter diesen Bedingungen erzielen wir, nachdem wir die Sensoren zuvor in unserem Labor kalibriert haben, optimale Ergebnisse und können so die Ausschalungszeiten – und damit die gesamte Bauzeit – bestmöglich verkürzen.“
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Die Sensoren helfen nicht nur beim Zeitsparen und qualitätvollen Bauen, sie reduzieren auch die Anzahl an Probekörpern, die nötig sind. So kann man auf sogenannte Erhärtungswürfel verzichten und stattdessen – mit Hilfe einer Temperaturmessung – live ins Bauteil „schauen“. Nicht verzichtet werden kann allerdings auf die 28-Tage-Würfel, die im Rahmen der ÜK2-Überwachung hergestellt werden müssen.
Nachhaltiges Bauen – KFW 55 und DGNB-Standards
Gebaut wird das Maison Westend entsprechend den aktuellen Anforderungen an das nachhaltige Bauen. Yasemin Flohr, Architektin und verantwortliche Projektleiterin der Lagrande Group für das Maison Westend, berichtet: „Die ersten drei Gebäude werden nach dem von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) entwickelten Standard KfW 55 für energieeffiziente Gebäude errichtet. Diese erfordern lediglich 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus und sind daher besonders umweltfreundlich.“ Auf eine Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. wurde in diesem Falle verzichtet. „Mit KfW-55 als unserem Standard hätten wir, so unsere Bauphysiker, das DGNB Zertifikat Silber erreicht.“ Die in den späteren Bauabschnitten geplanten acht weiteren Wohngebäude werden das DGNB Zertifikat Gold erfüllen.

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Quelle: Heidelberg Materials AG
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