Stadt Stein realisiert "Schwammstadt-Prinzip" in Bauprojekt
Im Neubaugebiet „Blumenstraße-Lilienstraße“ der Stadt Stein berücksichtigt der Tiefbau landschaftsplanerische Aspekte bei der Oberflächenwasser-Bewirtschaftung. Künftig soll im gesamten Baugebiet 8 d das Oberflächenwasser an öffentlichen Straßen, Parkplatz- und Gehwegflächen über Baumrigolen versickern. Zusätzlich werden die Flachdächer der geplanten Wohnbebauung begrünt und überschüssiges Dachwasser ebenfalls einer Versickerung zugeführt.
Der Begriff „Schwammstadt“ (auch: „Sponge City“) fasst Klima-Anpassungsmaßnahmen zusammen, um die Stadt und deren Bevölkerung gegen Extremwetter-Ereignisse zu wappnen. Es geht darum, Starkniederschlagsereignisse ebenso schadlos abzuleiten, wie in trockenen Monaten den Wasserhaushalt insgesamt aufrecht zu erhalten. Wie ein Schwamm nimmt die „Sponge City“ überschüssiges Wasser auf und ist in der Lage, es bei Bedarf auch wieder abzugeben. Dem Stadtgrün kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu, weil es erheblich zur Verbesserung des Stadtklimas beiträgt.
Alternative Wasserquellen erschließen
Öffentliches Grün benötige in Trockenzeiten eine zusätzliche Bewässerung, damit es seine Wohlfahrtswirkung und Funktion erfüllen kann. Dafür müsse ein Bewässerungs-Management in spartenübergreifender Zusammenarbeit in den Kommunen erarbeitet sowie alternative Wasserquellen erschlossen werden“, so das Fazit aus dem Referat von Nikolai Kendzia zur Verwendung von Grauwasser bei der Bewässerung von Pflanzen. Wie Grauwasser aufbereitet werden kann und welche Forschungsprojekte es zu dieser Thematik bereits gibt, stellte er in seinem Vortrag zusammen.
Nachhaltige Wasserrückgewinnung
„Trinkwasser ist nach wie vor das Lebensmittel Nummer eins“, berichtete Bürgermeister Kurt Krömer zum Auftakt der Veranstaltung. Damit dies auch so bleibt, möchte die Stadt zur Pflanzenbewässerung nicht auf Grund- oder Trinkwasser angewiesen sein. Es sei notwendig „nachhaltige Wasserrückgewinnung“ zu praktizieren, um nicht zuletzt auch die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten. Denn jeder Kubikmeter Wasser, der nicht in die öffentliche Entwässerung übergeleitet werden muss, spart Abwassergebühren ein und reduziert damit die Kosten.
Im Steiner Neubaugebiet Blumenstraße-Lilienstraße kommt erschwerend hinzu, dass die hydraulische Entlastung des Oberflächenwassers in den Mischwasserkanal nicht möglich ist. Daher kamen Stadt und Planer zu dem Schluss, mit der inneren Erschließung des Areals eine zentrale Versickerung durchzuführen. Auf Wunsch der Stadtgärtnerei sollte anfallendes Oberflächenwasser unbelastet in Baumrigolen eingeleitet werden, Grundlage auch für einen städtebaulichen Vertrag.
Geeignete Bodenverhältnisse für Baumstandorte schaffen
Johannes Prügl hat seit 22 Jahren ein eigenes Ingenieurbüro für Boden- und Vegetationstechnik mit Bodenlabor. Er verwies in seinem Vortrag auf die Vorgaben aus anerkannten Regelwerken für die Pflanzung von Stadt- und Straßenbäumen. So wird von geeigneten Bodenverhältnissen
gesprochen, wenn der Boden dauerhaft durchwurzelbar, wasser- und luftdurchlässig ist. Die DIN 18916 sieht mittlerweile neue „Schwammstadt“-Bauweisen vor und fordert, die Baumgruben 12 m² groß und 2 m tief zu erstellen. Begründung: Die Wasserspeicherkapazitäten der Baumgruben sollen deutlich erhöht werden, um Starkregenfälle aufzunehmen und Trockenzeiten zu überbrücken. Tiefere Baumgruben brächten außerdem bessere Verankerung gegen Stürme.
Baumrigole zur effektiven Regenwassernutzung
Die Regenwasserbehandlung sieht im Baugebiet 8 d eine Linienentwässerung mit Filterrinnen und auch die punktuelle Entwässerung mit bzw. ohne Filter vor. Maßgebliche Kriterien für die Auswahl waren laut Gero Siegle die anschließbare Fläche, die Filterstandzeiten und das Vorliegen einer DIBt-Zulassung. Für die Linienentwässerung ist die DRainclean-Sickermulde von Funke im Einsatz. Unterhalb dieser Rinne ist sickerfähiges Material von Vulkatec eingebaut. Die punktuelle Vorreinigung erfolgt durch den Einsatz des Sicherheits-Straßenablaufs AquaFoel. Zur Bewässerung der Bäume auf den Pflanzflächen zwischen den Parkbuchten ist nach DWA-A 138 ein Reservoir nötig, das für ein drei- bis fünfjähriges Regenereignis bemessen ist und ausreichende Kapazitäten hat. Ein Notüberlauf ist in all diesen Rückhaltemaßnahmen vorhanden. Er ist als umgekehrte Rohrrigole mit Rücklaufklappe ausgebildet.
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Das Stockholmer Modell
In Stockholm wird das Schwammstadt-Prinzip auf eine etwas andere Art verwirklicht. Dr. Möllmann, CEO der Firma Carbuna, berichtete von der erfolgreichen Idee, aus natürlichen, regionalen Baustoffen mit speziell behandelter Pflanzenkohle eine Spezialerde zu mischen. Sie verbessert seinen Angaben zufolge in Stockholm nicht nur die Überlebensrate und den Wuchs junger Bäume, das System diene auch der Regenwasserabfuhr und -Reinigung.
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