Welche Regenwassernutzungsanlage ist richtig?

Bei der fachgerechten Dimensionierung der Regenwassernutzungsanlage gilt es neben der Niederschlagsmenge, die genutzt werden kann, auch den Bedarf exakt zu berechnen. Dieser Fachbeitrag benennt dazu die rechtlichen Rahmenbedingungen und erläutert die Empfehlungen zur Dimensionierung und zum Einbau am Beispiel von Graf Kunststofftanks.

Wie berechne ich den Regenwassertank - Tipps für Profis und Hauseigentümer
Graf Carat XXL | Foto: Otto Graf GmbH

Die Reduzierung des Abwasservolumens, die Senkung von Infrastrukturkosten, die Schonung von Grundwasservorräten – für Städte und Gemeinden gibt es viele gute Gründe den Bau von Regenwassernutzungsanlagen zu fördern und auch zu fordern. Aber auch für Fachplaner gibt es gute Argumente, dem Bauherren den Einbau zu empfehlen. Durch konsequente Nutzung von Regenwasser können bei gewerblichen oder öffentlichen Objekten bis zu 85 Prozent des Trinkwasserverbrauchs einspart werden. Bei privaten Haushalten sind es immer noch 50 Prozent. Hinzu kommen finanzielle Vorteile im Hinblick auf die Niederschlagswassergebühr.

Anwendung von Regenwasser

Einsparmöglichkeiten durch Regenwasser | Foto: Otto Graf GmbH
Einsparmöglichkeiten durch Regenwasser | Foto: Otto Graf GmbH

Die Nutzung von Regenwasser geht mittlerweile weit über die Toilettenspülung hinaus. Anwendungsmöglichkeiten für Regenwasser sind:

  • Bewässerung von Grünflächen und Sportanlagen
  • Prozesswasser
  • Reinigungsanwendungen
  • Wäschewaschen mit Regenwasser
  • Brandbekämpfung

Ein Bürogebäudekomplex in Antwerpen in den Niederlanden speichert mit einem Graf Carat XXL Regenwassertank 62.000 Liter Regenwasser.

Regenwasser in bester Qualität

Untersuchungen attestieren Regenwasser aus fachmännisch installierten Regenwassernutzungsanlagen folgende Eigenschaften:

  • klar, farblos und geruchsneutral
  • kalkfrei
  • relativ neutraler pH-Wert von etwa 5,6
  • frei von Trüb- und Feststoffen
  • keine erhöhte Keimbelastung

Damit ist Regenwasser unter den Gesichtspunkten der Hygiene und Ästhetik völlig unbedenklich. Da Regenwasser durch Verdunstung entsteht, ist sein Gehalt an gelösten Inhaltsstoffen extrem niedrig. Selbst feinste Partikel können durch den Einsatz von Rückspülfeinfiltern mit geringem technischen Aufwand zurückgehalten werden. Die Qualität des gespeicherten Regenwassers wird in einem Erdtank auch langfristig erhalten, da das Wasser kühl und lichtgeschützt gelagert wird. Die Wassertemperatur steigt selbst im Sommer selten über 8 °C.

Auch für gewerbliche und industrielle Anwendungen kann Regenwasser aufgrund der geringen Härte genutzt werden. Bei Reinigungs- oder Kühlwasseranwendungen wird oftmals feiner Wassernebel über Düsen erzeugt. Die Düsen reagieren auf hartes Wasser sehr empfindlich. Regenwasser schont die Düsen, reduziert den Wartungsaufwand oder macht sogar eine aufwändige Entkalkungsanlage entbehrlich.

Komponenten einer Regenwasseranlage | Foto: Otto Graf GmbH
Komponenten einer Regenwasseranlage | Foto: Otto Graf GmbH

Mangelnde Regenwasserqualität geht zumeist auf Planungs- und Qualitätsmängel im Bereich der Regenwassernutzungsanlage zurück.

Nummer

Komponente

Beschreibung

(1)

Erdtank

Der Erdtank bildet das Kernstück der Regenwassernutzungsanlage.

(2)

Tankabdeckung

Die Tankabdeckung schließt die Regenwassernutzungsanlage zur Geländeoberkante ab.

(3)

Filter

Bevor das Regenwasser in den Tank geleitet wird, muss es durch einen Filter gereinigt werden.

(4)

Zulauf

Der beruhigte Zulauf verhindert ein Aufwirbeln des Sediments am Boden des Tanks durch das zulaufende Wasser.

(5)

Überlaufsiphon

Über den Überlaufsiphon läuft überschüssiges Wasser in die Kanalisation oder eine Versickerungsanlage ab.

(6)

Schwimmende Entnahme

Die Entnahme des gesammelten Regenwassers erfolgt über eine schwimmende Entnahme im oberen Bereich des Wassers.

(7)

Systemsteuerung

Die Systemsteuerung der Regenwassernutzungsanlage gewährleistet einen konstanten Wasserdruck im Leitungsnetz, kontrolliert permanent den Füllstand im Tank und speist bedarfsgerecht Trinkwasser in das Leitungsnetz nach, wenn der Tank leer sein sollte.

(8)

Rückspülfeinfilter

Bei Regenwassernutzung für Toilettenspülung und Waschmaschine kann zur Sicherstellung einer maximalen Wasserqualität der zusätzliche Einbau eines Rückspülfeinfilters erfolgen.

Rechtliche Rahmenbedingungen bei der Nutzung von Regenwasser

Die Trinkwasserverordnung dient der Umsetzung einer EU-Richtlinie über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch. Die für die Regenwassernutzung relevanten Aussagen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Die Anforderungen an die Wasserqualität von Trinkwasser gelten jedoch nicht für Wasser aus Regenwassernutzungsanlagen. Voraussetzung hierfür ist, dass Wasser aus derartigen Anlagen nicht in Bereichen angewendet wird, in denen Trinkwasserqualität wie bei der Körperpflege erforderlich ist.

Im Sinne der Verordnung ergeben sich keinerlei Einschränkung bei einer Regenwassernutzung in Wohngebäuden für die Toilettenspülung, die Gartenbewässerung, das Wäschewaschen und Reinigungszwecke. Wird in Mietwohnungen Regenwasser zur Verfügung gestellt, muss für die Waschmaschine zusätzlich ein Trinkwasseranschluss als Wahlmöglichkeit angeboten werden. Anlagen für die Nutzung in Wohngebäuden sind hinsichtlich Erstellung sowie Inbetriebnahme den Gesundheitsämtern anzuzeigen. Für eine gewerbliche Nutzung von Regenwasser ergeben sich ebenfalls keine Einschränkungen.

Auch der nachträgliche Einbau einer Regenwassernutzungsanlage in bestehende Gebäude ist genehmigungsfrei. Wird die Regenwassernutzungsanlage im Rahmen eines Neubaus errichtet, so sind entsprechende Angaben im Entwässerungsgesuch des Bauantrages zu machen.

Checkliste

- Regenwassernutzungsanlagen sind bei Nutzung des Regenwassers im Gebäude (Toilette, Waschmaschine) beim Gesundheitsamt anzuzeigen.

- In Mietwohnungen muss für Waschmaschinen ein Trinkwasseranschluss als Wahlmöglichkeit angeboten werden.

- Brauchwasserleitungen dürfen nicht mit Trinkwasserleitungen verbunden werden.

- Brauchwasserleitungen und Entnahmestellen sind deutlich mit dem Hinweis "Kein Trinkwasser" zu kennzeichnen.

Dimensionierung von Regenwasserspeicher

Die Berechnung der benötigten Tankgröße ist grundsätzlich von drei Faktoren abhängig:

  • Bestimmung der Einzugsflächen: Ermittlung der Grundfläche (unabhängig von der Dachneigung) der an die Regenwassernutzungsanlage angeschlossenen Dächer oder vergleichbarer Flächen (z. B. Dachterrassen) des Objekts.
  • Regenwasserertrag: Ermittlung der für das Objekt zur erwartenden durchschnittlichen Niederschlagsmenge und des daraus resultierenden Ertrags.
  • Regenwasserbedarf: Berechnung des Regenwasserbedarfs für das Objekt.

Bestimmung der Einzugsgebietsflächen

Bestimmung der Einzugsgebietsflächen | Foto: Otto Graf GmbH
Bestimmung der Einzugsgebietsflächen | Foto: Otto Graf GmbH

Für die Regenwassernutzung sollte ausschließlich Wasser von Dachflächen oder vergleichbaren Flächen, wie beispielsweise Dachterrassen oder Balkonen, gesammelt werden. Wasser von Parkplätzen und anderen versiegelten Flächen wäre für den Einsatz in der Regenwassernutzungsanlage umfangreich zu reinigen und ist daher wirtschaftlich nicht zu empfehlen.

Verdunstungen und die teilweise direkte Versickerung durch die Auffangflächen ergeben eine Reduzierung der Niederschlagsmenge, die letztendlich in die Regenwasseranlage gelangt. Daraus ergeben sich nach DIN 1986 unterschiedliche Abflussbeiwerte Ψm für die angeschlossenen Flächentypen (Tabelle 2).

Für die Berechnung der Niederschlagsmengen sind ausschließlich die projizierten Flächen relevant. Diese können insbesondere bei steilen Dächern stark von der Dachfläche abweichen. Die effektive undurchlässige Fläche AU zur Größenberechnung des Erdtanks lässt sich mit dem Abflussbeiwert Ψm und der Einzugsgebietsfläche AE mit der folgenden Formel berechnen:

Jahresniederschläge Deutschland, Schweiz, Österreich (langjährige Mittelwerte) | Foto: Deutscher Wetterdienst
Jahresniederschläge Deutschland, Schweiz, Österreich (langjährige Mittelwerte) | Foto: Deutscher Wetterdienst
Regenspende im Jahresverlauf. Quelle: Deutscher Wetterdienst | Foto: Deutscher Wetterdienst
Regenspende im Jahresverlauf. Quelle: Deutscher Wetterdienst | Foto: Deutscher Wetterdienst

Regenwasserertrag

In Abbildung 6 sind die durchschnittlichen Niederschlagsmengen für Deutschland, Österreich und die Schweiz ersichtlich. Eine interaktive Berechnung der richtigen Tankgröße für Deutschland und unter Beachtung der Wetterdaten steht im Internet zur Verfügung.

Der Regenwasserertrag berechnet sich aus Niederschlagswert,  Dachfläche und Abflussbeiwert | Foto: Otto Graf GmbH
Der Regenwasserertrag berechnet sich aus Niederschlagswert, Dachfläche und Abflussbeiwert | Foto: Otto Graf GmbH

Je nach Standort der Anlage kann der Ertrag der Anlage im Jahresverlauf sehr unterschiedlich ausfallen. Eine ausreichende Sicherheitsreserve ist daher einzuplanen.

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Regenwasserbedarf ermitteln

Dimensionierung Regenwasserbedarf | Foto: Otto Graf GmbH
Dimensionierung Regenwasserbedarf | Foto: Otto Graf GmbH

Aus dem Regenwasserbedarf lässt sich unter Berücksichtigung der gewünschten Sicherheitsreserve in Tagen die Tankgröße ermitteln.

Benötigte Tankgröße | Foto: Otto Graf GmbH
Benötigte Tankgröße | Foto: Otto Graf GmbH

Niederschlagswassergebühr

Die Versickerung von Regenwasser verbindet die Anforderungen nach einer ökologisch sinnvollen Bewirtschaftung von Regenwasser mit der Möglichkeit, Niederschlagswassergebühren zu sparen. Die Versickerung von Niederschlagswasser vor Ort bietet dabei wesentliche Vorteile gegenüber der bisher gebräuchlichen Ableitung in Mischwasser-/Trennkanäle, wie beispielsweise die Förderung der Grundwasserneubildung oder Strukturkostensenkung im Bereich der Abwasserkanäle und Kläranlagen.

Das häusliche Abwasser wird dabei weiterhin basierend auf der Frischwassermenge berechnet. Die Niederschlagswassergebühr bemisst sich an der Art und Größe der an das Kanalnetz angeschlossenen Flächen. Die Kosten für häusliches Abwasser und Niederschlagswassergebühren werden von den Kommunen auf Grundlage der Infrastrukturkosten erhoben. Je nach Kommune können mit der Installation einer Regenwassernutzungs- oder Versickerungsanlage bis zu 100 % der Niederschlagswassergebühr gespart werden.


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