Europäische Japaner
Seit 43 Jahren fertigt die japanische Daimler-Tochter Fuso leichte Lkw im portugiesischen Tramagal. Von dort rollt auch der neueste Elektro-Leichtlastwagen auf die europäischen Märkte. Oliver Willms war für B_I galabau vor Ort.
Internationalität ist in Tramagal großgeschrieben. In dem Lkw-Werk von Fuso mitten im portugiesischen Hinterland werden seit 43 Jahren leichte Lkw gefertigt – mit Baukonzept aus Japan, Teilen aus Fernost und verschiedenen europäischen Zulieferern. Aktuell fertigen 533 Mitarbeiter aus sieben Nationen die Leicht-Lkw, die dann in 32 europäische Länder und das nordafrikanische Marokko exportiert werden.
Seit 1980 rollt hier der Canter, benannt nach einer leichten Galopp-Art von Pferden, vom Montageband. Über die mehr als vier Jahrzehnte andauernde Bauzeit hat sich nicht nur das Gesicht des japanischen Liefer-Lkw gewandelt. Die Produktionshallen auf dem mittlerweile 160.000 Quadratmeter großen Werksgelände bieten Platz für einen modernen Fertigungsablauf im Stil einer vollwertigen Lkw-Produktion.
Teilepuzzle aus der ganzen Welt
Weil direkt vor Ort keine Bauteile selbst gefertigt werden, ist reibungslose Zulieferlogistik mit just-in Time Anlieferung an die Produktionsbänder besonders wichtig. Blechteile, der Antriebsstrang sowie spezifische Fahrzeugbauteile kommen aus dem japanischen Fuso-Werk in Kawasaki. Die restlichen 50 Prozent der benötigen Bauteile steuern 90 europäische Zulieferer bei – ein gigantisches, logistisch genau ausgetüfteltes Lieferspiel, an dessen Ende ein moderner Leicht-Lkw auf den europäischen Markt zurollt.
In punkto E-Mobilität ist Fuso nicht nur im Daimler-Konzernverbund ein Vorreiter. Seit 2017 wird hier neben den Diesel-Varianten auch ein eCanter gefertigt, der mit über 500 in Kundenhand eingesetzten Fahrzeugen seinen Praxisreife bereits bewiesen hat. In der aktuellen Neuauflage geht der eCanter in unterschiedlichen Gewichts- und Batteriespeicherklassen an den Start.
Interessant ist, dass die Fertigung der Canter-Typen mit unterschiedlichen Antriebskonzept auf der gleichen Produktionsstraße über die Arbeitsbühne geht. Canter und eCanter teilen sich das Produktionsband, je nach Nachfrage kann Diesel- oder Elektro-Antriebsstrang oder umgekehrt in den Fertigungsablauf eingespeist werden. Das ist insofern nicht trivial, da beim neuen eCanter bis hin zum Hinterachskörper zahlreiche spezielle Bauteile verwendet werden. Überdies müssen der Fertigungsprozess und die Mitarbeiter speziell auf die Hochvolttechnik im eCanter ausgerichtet sein.
Roboter als Kollegen am Band
An den klassischen Fahrzeugbaustationen wie Fahrerhausfertigung oder Lackierung unterstützen Roboter die Fuso-Werker. Auch das Lager greift auf computergestütztes Teilemanagement mit automatisierter Teilezufuhr zurück. Im Rahmen der sukzessiven Umrüstung auf eine emissionsfreie Fertigung wird der gesamte werksinterne Lieferverkehr auf elektrisch betrieben Fahrzeuge umgestellt.
Dem Thema Umwelt zollt Fuso in Tramagal mit zahlreichen Maßnahmen Rechnung. So wurde ein Großteil der Hallendächer mit Photovoltaikmodulen aufgerüstet. 200 Solarpaneele produzieren bis zu 350 Megawatt Strom pro Jahr. Für die Zukunft plant der Hersteller eine Stromproduktion von bis zu 600 Megawatt. Als nächsten Schritt visiert Fuso die Herstellung von grünem Wasserstoff an – Sonne gibt es in Portugal genug.
Grüner Reifenabdruck ab Werk
Nachdem Portugal deswegen auch zu den von sommerlicher Dürre geplagten Landstrichen gehört, haben es die Umweltbeauftragten geschafft, mit der konsequenten Wiederaufbereitung von Brauchwasser rund 60 Prozent des genutzten Wassers wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Zum ambitionierten Öko-Konzept gehört eine Regenwassersammlung für die Begrünung der Werksanlage ebenso wie die schrittweise Reduzierung der CO2-Emssionen bis hin zur klimaneutralen Fertigung. Damit hinterlässt der Elektro-Canter der neuesten Generation schon bei der Fertigung einen grünen Reifenabdruck. Von Tramagal aus wird der eCanter auf 17 europäischen Märkten darunter natürlich auch Deutschland angeboten.
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