Kompakter Leisetreter für den GaLaBau
Mit dem neuen Elektroantriebskonzept mausert sich der Fuso eCanter in seiner jüngsten Version zum emissionssauberen Allrounder für den Galabau. Für die B_I galabau hat Fachredakteur für Nutzfahrzeuge, Oliver Willms, das Gefährt exklusiv getestet.
Das vergleichsweise schmalspurige Fahrwerk und der von 4,75 bis zu 2,50 Meter kurzen Radstand verleihen dem Canter eine Wieselflinkheit, bei der kein ausgewachsener Transporter mithalten kann. Bis 89 km/h kann man den Portugiesen hoch beschleunigen und auf dem neuen Digitaldisplay im Armaturenbrett zusehen, wie es um die Reichweite bestellt ist.
Stramme Leistung für den Solo-Canter
Recht sportliche 110 kW oder 150 PS stehen dabei für die dank Elektro-Gewichtsbonus noch mit dem Pkw-Führerschein fahrbare 4,25-Tonnen-Version sowie für den Sechstonner bereit. Der 7,5- und der 8,55-Tonner mobilisieren 129 kW oder 175 PS und stramme 430 Nm Drehmoment bereits ab Anfahrdrehzahl. Als Solofahrzeug – eine Anhängerversion steht für den eCanter nicht zur Verfügung – ist er damit gut motorisiert. Nicht nur subjektiv lässt man am Steuer des Stromers die Dieselkollegen stehen.
Innerhalb kurzer Eingewöhnungszeit erzieht sich der Mann am Steuer aber selber zu einer ökonomischen Fahrweise, spielt die Durchzugskraft des geschmeidigen E-Motor geschickt aus und „erntet“ gerne Batterieladung durch Rückeinspeisung beim Bremsen. Dafür hat der eCanter drei Rekuperationsstufen zu bieten, die von „Segeln“ mit null Rückeinspeisung bis hin zu einer durchaus verwertbaren Bremsleistung im Praxiseinsatz gut nutzbar sind. Bei normalen Fahrmanövern muss man nur für die letzten Meter zum kompletten Stillstand die Radbremsen bemühen.
Während der Tour herrscht dank E-Antrieb gepflegte Ruhe im leicht modifizierten Fahrerhäuschen. Dort findet man neben der dem Frontlenkerfahrerhaus eigenen Enge ein digital aufgewertetes Cockpit mit Multifunktionslenkrad und elektrischer Handbremse vor. Sogar ein veritabler Schwingsitz federt das robust ausgelegte Fahrwerk gegen den Fahrer ab. Der sollte freilich idealerweise nicht über 1,80 Meter groß sein. Sonst blickt er bei aufrechter Sitzhaltung in die Ausläufer des Fahrerhausdachs und muss beim Einsteigen darauf achten, sich nicht den Kopf am heruntergezogenen Türrahmen zu stoßen.
Beim eCanter ist Platz in der kleinsten Hütte
Die zwei Meter breite Standard-Kabine ist trotz ihrer Aufhübschung vermutlich die größte Hypothek bei der Verbreitung des Canters auf unseren Straßen. Denn im Vergleich zu dem Vorgänger Mercedes Vario wirkt die Kabine etwas beengt. Der Verstellbereich für den Fahrersitz geht in Ordnung, das kleine Lenkrad kann man einigermaßen verstellen, aber es mangelt ein wenig an Ablagen und Staufächern für das täglichen Kleinzeug. Für die Fahrt zur Galabau-Baustelle ist der eCanter trotzdem auch gerade in seiner 1,70 m breiten Schmalspurversion eine gute Alternative zum Großtransporter. Für Langstrecken oder einen ganzen Tag am Steuer erscheint der eCanter weniger gut geeignet. Aber das ist auch nicht sein Metier.
Mit einer Vielzahl von Aufbauvarianten und der Rahmenbauweise kann man ein breites Angebotsprogramm darstellen. Teilweise gibt es Komplettlösung bereits ab Werk beziehungsweise Händler. Aktuell hat Fuso für den eCanter 42 Varianten im Programm. Die Doppelkabinenausführung ab Werk macht den leichten Japaner gerade im Handwerkereinsatz attraktiv. Dreiseitenkipper, Absetzer oder auch leichte Ladekranaufbauten komplettieren das Angebot. Elektrisch angetriebene Nebenabtriebe, entweder mit Riemenantrieb oder direkt ans Getriebe angeflanscht, können Antriebsleistungen von 17 bis 26 kW mit Drehmomenten von 16 bis 64 Nm (Riemenantrieb) und 166 bis 222 Nm (Direktantrieb) für den Einsatz von Hydraulikpumpen oder den Aufbauantrieb bereitstellen. Mit dem E-Antrieb eröffnet sich der Zugang zu reglementierten City-Zufahrten oder den Transporten bis in die geschlossenen Hallen hinein.
Fuso bietet Reichweiten nach Kundenwunsch
Das S-Modul liefert 41 kWh und etwas sparsame 70 Kilometer Reichweite, mit dem mittleren M-Paket verhelfen 83 kWh zu 140 Kilometer Radius und bei der L-Variante kommt man mit 124 kWh bis zu 200 Kilometer weit. Sehr sinnvoll ist die Lademöglichkeit über Gleichstrom, wie auch über die leistungsfähigere Wechselstromversion. Fünf Jahre oder 200.000 Kilometer Garantie gibt Fuso auf die Lithium-Eisenphosphat-Batterie, die eine Lebensdauer von durchschnittlich zehn Jahren haben soll. Wie das Fahrzeugleben dann weitergeht, das können selbst die klugen Fuso-Fachleute heute noch nicht gesichert sagen.
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Schweigen herrscht auch bei der Nachfrage nach dem Preis im Vergleich zum mindestens noch fünf Jahre weiter gebauten Diesel-Schwestermodell. Wenn Interessenten mit Elektro-Trucks-üblichen Kaufpreisfaktor Drei kalkuliert, wird das eCanter-Vergnügen freilich nur mit staatlicher Subventionierung wirtschaftlich vertretbar. Erklärtes Ziel der Fuso-Manager ist es aber, den Elektro-Canter auch wirtschaftlich zu einer ökonomischen Alternative zum Diesel zu machen.
Alles zum neuen eCanter auf einen Blick:
Gewichtsklassen | 4,25 t zGG mit 110 kW (150 PS), 430 Nm (darf mit Pkw-Führerschein gefahren werden) 6,0 t zGG mit 110 kW (150 PS), 430 Nm 7,5 t zGG mit 129 kW (175 PS), 430 Nm 8,55 t zGG mit 129 kW (175 PS), 430 Nm |
Radstände | 2.500, 2.800, 3.400, 3.850, 4.450 und 4.750 mm |
Batterieoptionen | Size S für Radstand 2.500 und 2.800 mm: 41,3 kWh, Ladezeit AC (0-100%) bei max. 11 kW beträgt 4:12 h, Ladezeit DC (0-80%) bei max. 70 kW beträgt 24 min. Size M für Radstand 3.400, 3.850, 4.450 und 4.750 mm: 82,6 kWh, Ladezeit AC bei max. 22 kW beträgt 4:54 h, Ladezeit DC bei max. 104 kW Spitze und 70 kW Dauerladestrom beträgt 26 min. Size L für Radstand 4.450 und 4.750 mm: 123,9 kWh, Ladezeit AC bei max. 22 kW beträgt 6:00 h, Ladezeit DC bei max. 104 kW Spitze und 70 kW Dauerladestrom beträgt 39 min. |
Nebenantriebe | Riemenantrieb mit 16 bis 64 Nm Drehmoment Getriebeabtrieb mit 166 bis 222 Nm |
60 Jahre Canter
Das erste Modell des Fuso Canter kam als T 720 im Jahr 1963 in Japan auf den Markt. Seit seiner Einführung wurden weltweit mehr als 4,5 Millionen Stück produziert. Derzeit wird der Fuso Canter lokal in zwölf Märkten in so genannten CKD-Werken (completely-knocked-down) produziert. Heute ist der Fuso Canter in 70 Märkten weltweit vertreten. 2017 brachte Fuso mit dem eCanter Japans ersten in Serie produzierten Elektro-Lastkraftwagen im Segment der leichten Nutzfahrzeuge auf den Markt. Mit dem vollständig überarbeiteten Modell der nächsten Generation des vollelektrischen Lkw wurde 2022 auf der IAA Transportation sein Nachfolger vorgestellt. Der Next Generation eCanter geht 2023 in den Fuso Werken Kawasaki (Japan) und Tramagal (Portugal) in Serie. Im portugiesischen Werk werden seit 43 Jahren leichte Lkw gefertigt – mit Baukonzept aus Japan, Teilen aus Japan und verschiedenen europäischen Zulieferern. Aktuell sind dort 533 Mitarbeitern aus sieben Nationen beschäftigt. Die portugiesischen Leicht-Lkw werden in 32 europäische Länder und nach Marokko exportiert. Seit 1980 rollt in Tramagal der Canter – benannt nach einer leichten Galopp-Art von Pferden – vom Montageband.
Fuso eCanter im Test: Was bringt der Allrounder für den GaLabau: Weitere Bilder
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