Ein Stück Kulturgut - früher und heute
Seit 2008 wird jährlich am 20. Oktober der „Tag der Allee“ gefeiert. Mit diesem Tag wollen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die Alleenschutzgemeinschaft und die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße auf die besondere Bedeutung diesen Straßentyps hinweisen.
Christoph Rullmann, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße, erläutert gegenüber B_I galabau den Hintergrund des Tages: „Wir wollen auf die Bedeutung der Alleen als einzigartiges Natur- und Kulturgut hinweisen. Waren früher Hauptstraßen Alleen, so finden wir sie heutzutage häufig nur noch auf untergeordneten Straßen, den Straßen 3. Grades“.
Historisch relevant
Das Wort „Allee“ stammt aus dem französischen und bedeutet „Gang“. Ursprünglich wurde der Begriff benutzt, um einen von Vegetation eingefassten Weg im Garten oder Park zu beschreiben. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts, mit dem Endes des 30jährigen Krieges, findet das Wort Eingang in die deutsche Sprache. Heutzutage sprechen wir von einer Allee, wenn Straßen oder Wege auf beiden Seiten auf einer Länge von mindestens 100 m parallele Baumbepflanzungen aufweisen. Wichtig ist, dass die Bäume in etwa den gleichen Abstand und in der Regel das gleiche Alter haben.
Das der Schutz der Alleen große Bedeutung hat, wusste schon Napoleon. Er sah in ihnen im Sommer und im Winter vor allem einen militärischen Vorteil. Soldaten, die im Sommer auf Straßen mit Baumschatten marschieren, sind ausgeruhter zum Kämpfen. Im Winter hingegen bilden die Bäume bei tief verschneiten Wegen eine perfekte Wegmarkierung.
Kaum neue Alleen
Seit den 1940er-Jahren werden kaum mehr junge Alleebäume an neu entstehenden Straßen gepflanzt, so Prof. Dr. Jürgen Peters von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). „Neue Bestimmungen zur Verkehrssicherheit – wie die Richtlinie zur Einhaltung eines gewissen Abstands zur Straße – erschweren die Nachpflanzung“, sagt Peters. Dazu würden sich Faktoren wie Nährstoff- und Wassermangel oder die Belastung mit Streusalz an den Wegrändern negativ auf den Fortbestand der Alleen auswirken. „Angaben zum bundesweiten Bestand beruhten allerdings bisher nur auf Schätzungen“, so Peters. „Daher haben wir zusammen mit Kooperationspartnern wie der Alleenschutzgemeinschaft von 2019 bis 2021 erstmalig eine flächendeckende Bestandserfassung aller Alleen und Baumreihen in Deutschland auf Basis von Geodaten durchgeführt.“ Das Ergebnis: Nur noch jede zehnte Straße ist mit Alleen bepflanzt.
Außerdem konnte das Projektteam einen Unterschied zwischen den Bundesländern ermitteln. „Es gibt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Mecklenburg-Vorpommern hat zehnmal so viele Alleen wie Bayern“, sagt der HNEE-Professor. Den Worten Peters zufolge liegt dies vermutlich vor allem an den unterschiedlichen landespolitischen Bestimmungen zum Umgang mit Alleen.
Leitfaden zum Schutz und zur Neupflanzung
Die wichtigsten Ergebnisse des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts wurden in einem Leitfaden zusammengestellt. „Mit konkreten Beispielen wird gezeigt, wie Alleen unter heutigen Bedingungen erhalten und als einzigartiges Natur- und Kulturgut in Deutschland geschützt werden können“, betont Dr. Maximilian Hempel, DBU-Abteilungsleiter für Umweltforschung und Naturschutz.
Zudem werden im Handbuch eine vom Projektteam entwickelte einheitliche Definition, mögliche Finanzierungsquellen für Neupflanzungen sowie gesetzliche Grundlagen der Bundesländer dargestellt. „Im Projekt wurde erstmalig eine Ausgangsbasis für ein umfassendes Monitoring von Alleen und Baumreihen geschaffen“, so Hempel. Dies könne unter anderem Kommunen dabei helfen, regionale Verzeichnisse des Bestandes zu entwickeln, um auf dieser Basis neue Alleen einfacher zu pflanzen und zu pflegen.
Alleen vernetzen Lebensräume, versorgen Vögel und Insekten mit Nahrung, markieren Wege und sind zugleich Schattenspender: Sie haben eine Vielzahl gesellschaftlicher und ökologischer Funktionen, „sie verbessern klimatische Bedingungen, filtern die Luft in Städten und tragen zu erhöhter Biodiversität in ländlichen Gebieten bei“, sagt Hempel. „Außerdem sind die teils Jahrhunderte alten Bäume landschaftsprägend und besonders wertvolles Kulturgut.“
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Der neue Leitfaden zu Alleen und Baumreihen an Straßen ud Wegen kann hier heruntergeladen werden.
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