Grün erleben, natürlich bauen, Biodiversität leben
Auch die diesjährigen Veitshöchheimer Landespflegetage wurden pandemiebedingt online aus dem Schulgebäude an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) übertragen. Dabei hatten sich am 25. und 26. Januar 2022 insgesamt 830 Interessierte eingeloggt. Das abwechslungsreiche Programm organisierten diesmal Nikolai Kendzia und Dr. Claus Prinz.
Plädoyer für die grüne Stadt der Zukunft
Als Mitveranstalter der Tagung, die neben dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern) und dem Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau auch vom Verein ehemaliger Veitshöchheimer getragen wird, lieferte das Impulsreferat des VGL Bayern-Präsidenten Gerhard Zäh wichtige Einblicke in die Verbandsarbeit mit Blick auf die Bereiche Klima-, Umwelt- und Naturschutz. Durch seine weiteren Funktionen an der Spitze der bayerischen Landesgartenschau GmbH, der Max Schönleutner Gesellschaft Weihenstephan und nicht zuletzt als Inhaber eines Landschaftsbau-Betriebes in Wassertrüdingen setzt er sich aktiv dafür ein, dass die Bundesregierung die richtigen Weichen für wirksame Investitionen in die grüne und blaue Infrastruktur stellt. Städte und Gemeinden benötigten gezielte und unbürokratische Förderprogramme, um die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehaltenen Ziele verwirklichen zu können. „Wir fordern dafür eine grüne Milliarde pro Jahr zur Verfügung zu stellen.“, argumentierte Zäh mit Blick auf den Forderungskatalog des Bundesverbands.
Die Städtebau-Förderung müsse das öffentliche Grün mit einem Anteil von 15% unterstützen. In der Stadtplanung forderte er klare Schwerpunkte, um Ortskerne zu beleben und zu begrünen. Zudem sei in Zeiten von Klimawandel und Starkregen urbanes Wassermanagement dringend geboten. Es gehe darum Regenwasser zwischen zu speichern und das Abwassersystem zu entlasten. Doch auch jeder Einzelne sei aufgefordert, seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Mit dem Projekt Carbon Footprint unterstütze der VGL Bayern seine Mitgliedsbetriebe auf dem Weg zur Klimaneutralität. Der praxistaugliche Leitfaden dafür sei beinahe fertiggestellt.
Trendthemen mit hoher Praxisrelevanz
Im Referat von Thomas Schaller, Gebietsleiter Bayern bei der Marbos GmbH und Co. KG, ging es um den Werkstoff Keramik und um Tipps und Anregungen zum Einbau im Außenraum. Das Mitglied in der Forschungsgesellschaft Straßen- und Verkehrswesen sowie im Regelwerks-Ausschuss Qualitätssicherung Pflasterbau-Arbeiten betonte, es sei wichtig zu wissen, dass die Keramik in der DIN EN Norm 14411 geregelt ist. Man unterscheidet hier zwischen Feinsteinzeug und Steinzeug. Wie aber das Material, welches dünner ist als in aktuellen Regelwerken vorgeschrieben, im Außenbereich handhaben? Wie soll die Verlegung erfolgen, auf welchem Untergrund, mit welcher Fugenbreite? Wie darf Feinsteinzeug bearbeitet werden, mit welchen Werkzeugen? Zu diesen und weiteren Fragen, welche den Praktiker beschäftigen, gab der Beitrag wertvolle Anregungen.
Gedeiht die grüne Branche?
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Der Inhaber der Firma Fassadengrün e. K. mit Sitz in Leipzig, Dipl.-Ing. Architektur (FH) Sven Taraba, referierte über Möglichkeiten, wie Fassadenbegrünungen auf unterschiedlichen Wand-Untergründen befestigt werden können und lieferte entsprechende Beispiele aus eigener Erfahrung. Bei Nutzung des richtigen Werkzeugs und der entsprechenden Befestigungsmittel seien alle Arten von Wänden, bspw. auch gedämmte Fassaden, begrünbar.
Dipl.-Ing Landespflege Andreas Adelsberger (LWG) ging im Forschungsprojekt „Gräserhecken“ der Frage nach, welche Gräserarten und -sorten auch Heckenqualität besitzen, wenngleich sie häufig nicht den Sichtschutz einer Gehölzhecke bieten. Im Rahmen eines Tastversuchs an der LWG im Zeitraum 2016 bis 2020 testete er mittelhohe Gräserhecken auf Wuchsverhalten, Wuchsform, Trockenheitsresistenz und Robustheit, und stellte die Ergebnisse in seiner Präsentation vor.
Biodiversität im öffentlichen und privaten Grün
Das Impulsreferat von Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt Bernhard Ledermann, Leiter des Grünflächenamtes Coburg und Sprecher der Landesgruppe Bayern des GALK, präsentierte am zweiten Veranstaltungstag viele gelungene Beispiele für Stadtgrün, welches sich enkeltauglich den Herausforderungen von Klimawandel, Biodiversität und Freiraumnutzung stellt.
Lesen Sie auch: BGL fordert begrünte Solardächer
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