Grün erleben, natürlich bauen, Biodiversität leben

Auch die diesjährigen Veitshöchheimer Landespflegetage wurden pandemiebedingt online aus dem Schulgebäude an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) übertragen. Dabei hatten sich am 25. und 26. Januar 2022 insgesamt 830 Interessierte eingeloggt. Das abwechslungsreiche Programm organisierten diesmal Nikolai Kendzia und Dr. Claus Prinz.

54. Veitshöchheimer Landespflegetage. Grün erleben, natürlich bauen, Biodiversität leben.
Gerhard Zäh, Präsident des VGL Bayern, live aus Lehrsaal 5 der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. | Foto: Kendzia, LWG
"Wir mussten auch dieses Jahr wieder das Fehlen der persönlichen Kontaktmöglichkeiten auf der virtuellen Konferenzplattform beklagen.", so der Tenor aus der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Nächstes Jahr wolle man sich aber am 28.02 und 01.03.2023 zu den 55. Veitshöchheimer Landespflegetagen unbedingt wieder in den Mainfrankensälen treffen, kündigte Jürgen Eppel, Leiter des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau an der LWG, an. Engagiert moderierte er durch den ersten Veranstaltungstag, unterstützt von Frank Angermüller im Chat, der auch die Moderation von Martin Degenbeck (beide LWG) am zweiten Tag begleitete. Der technischen Umsetzung stellte sich Thomas Leopoldseder (LWG). Die praxisrelevanten Vorträge waren an beiden Tagen eingerahmt von einem Impulsreferat und der abschließenden Expertenrunde, die Gelegenheit für fachlichen Austausch bot.

Plädoyer für die grüne Stadt der Zukunft

Als Mitveranstalter der Tagung, die neben dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern) und dem Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau auch vom Verein ehemaliger Veitshöchheimer getragen wird, lieferte das Impulsreferat des VGL Bayern-Präsidenten Gerhard Zäh wichtige Einblicke in die Verbandsarbeit mit Blick auf die Bereiche Klima-, Umwelt- und Naturschutz. Durch seine weiteren Funktionen an der Spitze der bayerischen Landesgartenschau GmbH, der Max Schönleutner Gesellschaft Weihenstephan und nicht zuletzt als Inhaber eines Landschaftsbau-Betriebes in Wassertrüdingen setzt er sich aktiv dafür ein, dass die Bundesregierung die richtigen Weichen für wirksame Investitionen in die grüne und blaue Infrastruktur stellt. Städte und Gemeinden benötigten gezielte und unbürokratische Förderprogramme, um die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehaltenen Ziele verwirklichen zu können. „Wir fordern dafür eine grüne Milliarde pro Jahr zur Verfügung zu stellen.“, argumentierte Zäh mit Blick auf den Forderungskatalog des Bundesverbands.

Die Städte der Zukunft sind grün. | Foto: Pixabay
Die Städte der Zukunft sind grün. | Foto: Pixabay

Die Städtebau-Förderung müsse das öffentliche Grün mit einem Anteil von 15% unterstützen. In der Stadtplanung forderte er klare Schwerpunkte, um Ortskerne zu beleben und zu begrünen. Zudem sei in Zeiten von Klimawandel und Starkregen urbanes Wassermanagement dringend geboten. Es gehe darum Regenwasser zwischen zu speichern und das Abwassersystem zu entlasten. Doch auch jeder Einzelne sei aufgefordert, seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Mit dem Projekt Carbon Footprint unterstütze der VGL Bayern seine Mitgliedsbetriebe auf dem Weg zur Klimaneutralität. Der praxistaugliche Leitfaden dafür sei beinahe fertiggestellt.

Trendthemen mit hoher Praxisrelevanz

Im Referat von Thomas Schaller, Gebietsleiter Bayern bei der Marbos GmbH und Co. KG, ging es um den Werkstoff Keramik und um Tipps und Anregungen zum Einbau im Außenraum. Das Mitglied in der Forschungsgesellschaft Straßen- und Verkehrswesen sowie im Regelwerks-Ausschuss Qualitätssicherung Pflasterbau-Arbeiten betonte, es sei wichtig zu wissen, dass die Keramik in der DIN EN Norm 14411 geregelt ist. Man unterscheidet hier zwischen Feinsteinzeug und Steinzeug. Wie aber das Material, welches dünner ist als in aktuellen Regelwerken vorgeschrieben, im Außenbereich handhaben? Wie soll die Verlegung erfolgen, auf welchem Untergrund, mit welcher Fugenbreite? Wie darf Feinsteinzeug bearbeitet werden, mit welchen Werkzeugen? Zu diesen und weiteren Fragen, welche den Praktiker beschäftigen, gab der Beitrag wertvolle Anregungen.

Gedeiht die grüne Branche?

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Der Inhaber der Firma Fassadengrün e. K. mit Sitz in Leipzig, Dipl.-Ing. Architektur (FH) Sven Taraba, referierte über Möglichkeiten, wie Fassadenbegrünungen auf unterschiedlichen Wand-Untergründen befestigt werden können und lieferte entsprechende Beispiele aus eigener Erfahrung. Bei Nutzung des richtigen Werkzeugs und der entsprechenden Befestigungsmittel seien alle Arten von Wänden, bspw. auch gedämmte Fassaden, begrünbar.

Dipl.-Ing Landespflege Andreas Adelsberger (LWG) ging im Forschungsprojekt „Gräserhecken“ der Frage nach, welche Gräserarten und -sorten auch Heckenqualität besitzen, wenngleich sie häufig nicht den Sichtschutz einer Gehölzhecke bieten. Im Rahmen eines Tastversuchs an der LWG im Zeitraum 2016 bis 2020 testete er mittelhohe Gräserhecken auf Wuchsverhalten, Wuchsform, Trockenheitsresistenz und Robustheit, und stellte die Ergebnisse in seiner Präsentation vor.

Applaus von Institutsleiter Jürgen Eppel (links) für Dr. Philipp Schönfeld und seine 29-jährige erfolgreiche Mitarbeit an der LWG. | Foto: Kendzia, LWG
Applaus von Institutsleiter Jürgen Eppel (links) für Dr. Philipp Schönfeld und seine 29-jährige erfolgreiche Mitarbeit an der LWG. | Foto: Kendzia, LWG
„Gehölzkonzepte für Privatgärten unter Berücksichtigung der klimatischen Veränderungen“ war das Thema des letzten Vortrags von Dr. Philipp Schönfeld in seiner Funktion als Leiter des Arbeitsbereichs „Urbanes Grün“ an der LWG. Der Dipl.-Ing. Landschaftsplanung war 29 Jahre lang an der LWG beschäftigt und ist seit Februar 2022 im wohlverdienten Ruhestand. Seine Gremienleitungen und Mitgliedschaften in verschiedenen Ausschüssen behält Dr. Schönfeld allerdings ebenso bei, wie seine Mitgliedschaft im AK Pflanzenverwendung. In seinem Referat über Gehölzsortimente der Zukunft für Privatgärten stellte er Arten vor, die lang anhaltende Trocken- und Hitzeperioden ertragen oder sogar benötigen, weil sie am Naturstandort an solche Bedingungen angepasst sind.

Biodiversität im öffentlichen und privaten Grün

Das Impulsreferat von Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt Bernhard Ledermann, Leiter des Grünflächenamtes Coburg und Sprecher der Landesgruppe Bayern des GALK, präsentierte am zweiten Veranstaltungstag viele gelungene Beispiele für Stadtgrün, welches sich enkeltauglich den Herausforderungen von Klimawandel, Biodiversität und Freiraumnutzung stellt.

Blühwiese zur Steigerung der Artenvielfalt. | Foto: Pixabay
Blühwiese zur Steigerung der Artenvielfalt. | Foto: Pixabay
Im Anschluss stellte Diplom-Biologin Angelika Eppel-Hotz (LWG) die Ergebnisse in Versuch und Praxis aus dem Projekt „Mehrjährige Ansaatmischungen für den Siedlungsbereich“ vor. Darunter befinden sich auch Pflanzkonzepte für Versickerungseinrichtungen. Dipl.-Ing. Theresa Edelmann (LWG) forderte in ihrem Referat von den GaLaBau-Praktikern Lassenskraft für mehr Artenvielfalt. Statt Privatgärten rundum zu erneuern gehe es darum, Biodiversitätspotenziale im Bestand zu erkennen und Materialkreisläufe vor Ort zu schließen. Offene Grundstücksgrenzen helfen Igeln auf ihrer Wanderschaft. Zum Schluss der Tagung stellte M. Sc. (TUM) Jonas Renk (LWG) seine Aufgaben in der „Wildlebensraum-Beratung für öffentliches Grün in Bayern“ vor und berichtete über Projekte, Maßnahmen und Beiträge für Natur und Biodiversität. Ausführliche Informationen gibt es auf der Webseite www.lwg.bayern.de/landespflegetage , wo fast alle diesjährigen Vorträge in Kurzform zu finden sind.

Lesen Sie auch: BGL fordert begrünte Solardächer

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