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Durch dick und dünn

Wer häufiger hohes Gras oder gar Gestrüpp zu mähen hat, wird um einen allradgetriebenen Hochgrasmäher nicht herumkommen. Im Praxistest der B_I galabau wurden drei Modelle der Marken AS-Motor, Canycom und Etesia auf Herz und Nieren geprüft. Konnten die Mäher überzeugen? Und welche Maschine hatte die Nase vorn?

Hochgrasmäher von AS-Motor, Canycom und Etesia im Test
Kurz vor dem Start: Die Spannung steigt bei den drei Hochgrasmäher-Profivorführern. | Foto: E. & S. Bauer
Die Rahmenbedingungen für den Vergleich der Allrad-Hochgrasmäher auf einer Feuchtwiese im mittelfränkischen Seenland hätten nicht besser sein können. Regelmäßige Regengüsse und die feucht-schwüle Witterung der vergangenen Tage hatten uns auf dem Gelände entlang des Baches Kleine Roth einen rund einen Meter hohen, dichten Bewuchs mit Gräsern und Kräutern beschert. Die Fläche wurde in drei gleich große Sektoren abgeteilt. Nach dem Eintreffen der Firmenrepräsentanten wurden die wichtigsten technischen Besonderheiten der Testmodelle besprochen. Alle drei Gestrüppmäher verfügen über einen permanenten Allradantrieb und zeichnen sich durch ihren tiefen Schwerpunkt, großen Radstand, austarierte Gewichtsverteilung, hohe Fahrgeschwindigkeiten und enorme Leistungsreserven aus. Schließlich sollen sie auch noch im Steilhang eine gute Figur machen.

AS-Motor schickt Aufsitzmäher Sherpa ins Rennen

Timo Grün vom schwäbischen Hersteller AS-Motor aus Bühlertann hob das Kreuzmessersystem des Aufsitz-Allmähers hervor. Es besteht aus zwei übereinander angebrachten Messerbalken mit angeschraubten Wendeklingen und Mulchmesser. Der Clou: Der untere Messerträger kann aufgrund des Pendelgelenks ausweichen, wenn er beim Mähen auf einen Fremdkörper trifft. So sind Welle und Fahrer geschützt. Das Mulchgut wird exakt nach hinten zwischen die beiden Räder abgelegt. Die Sitzposition beim AS 940 Sherpa 4WD, angetrieben von einem 22 PS B&S Vanguard Motor, stellte sich als sehr komfortabel heraus. Er stellt dem Bediener unter allen getesteten Modellen das größte Raumangebot zur Verfügung.

Wir haben es erfahren: Der untere Mähbalken des AS-Kreuzmessers ist pendelnd aufgehängt und kann so Hindernissen ausweichen. | Foto: E. & S. Bauer
Wir haben es erfahren: Der untere Mähbalken des AS-Kreuzmessers ist pendelnd aufgehängt und kann so Hindernissen ausweichen. | Foto: E. & S. Bauer

Mäher-Chassis verzichtet auf Plastik-Teile

Der gefederte Sitz lässt sich mit einem Drehknopf genau auf das Fahrergewicht einjustieren und ist nach vorne und hinten verschiebbar. Der Aufsitz-Allmäher verzichtet auf eine mechanische Bremse, wird nur mit einem Hand-Hydrostathebel - stufenlos nach vorne und hinten wirkend - gesteuert. In der Mitte rastet der Hebel in die Parkposition ein, das Gerät bleibt stehen. Zusätzlich gibt es noch ein Panik-Fußpedal, mit dem der Hydrostat mechanisch gesperrt werden kann. Das Chassis verfügt über einen umlaufenden Stahlrohrrahmen und verzichtet gänzlich auf Plastik-Teile. Solide schwäbische Handarbeit eben.

Iseki mit Hochgrasmäher Canycom auf der Wiese

Peter Böhm von der Firma Iseki aus Meerbusch, die den Canycom deutschlandweit vertreibt, nannte als erstes Alleinstellungsmerkmal des in Japan gebauten Hochgrasmähers seine einzigartige Kardantechnik für den Mähwerks- und Fahrantrieb. Um maximale Leistung auch am Hang abrufen zu können, wird der zweistufige Hydrostat mit einem 5 Liter Hydraulik-Zusatztank gekühlt. Der 22 PS Subaru-Motor verfügt über einen oben liegenden Luftfilter, der sich werkzeuglos zur Reinigung im harten Einsatz abmontieren lässt. Ebenfalls pfiffig gelöst: Die V-förmigen Messer mit ihren dreifach gehärteten Fliehkraftklingen lassen sich dank Schnellwechselsystems im Nu ohne Werkzeug austauschen. Die zweischneidigen Messer sind dabei über seitlich weit zu öffnende Wartungsklappen von oben zugänglich.

Genialer Wechsel: Die Canycom-Fliehkraftklingen lassen sich werkzeuglos, selbst im Gelände, in wenigen Sekunden austauschen. | Foto: E. & S. Bauer
Genialer Wechsel: Die Canycom-Fliehkraftklingen lassen sich werkzeuglos, selbst im Gelände, in wenigen Sekunden austauschen. | Foto: E. & S. Bauer

Sitz- und Lenk-Ergonomie variabel einstellbar

Motor und Getriebe sind komplett gekapselt. Die Sitz- und Lenk-Ergonomie lässt sich variabel einstellen. Für größere Fahrer empfiehlt sich der optional erhältliche Komfortsitz. Der stufenlose Hydrostat lässt sich sowohl mit der Hand als auch mit dem Fuß bedienen. Ein Tempomat gehört zum Lieferumfang. Die Steigfähigkeit des Canycom CMX227 am Hang wird mit 25 Grad angegeben. Um die Sicherheit in extremen Lagen zu erhöhen, verfügt der Mäher über eine zusätzliche Vorderachsbremse und über eine voll lastschaltbare Differenzialsperre hinten. Der komplette Antriebsstrang kommt ohne Platinen und Elektronik aus.

Gestrüppmäher Attila von Etesia für europäischen Markt modifiziert

Mayk Lischke vom französischen Profimäherspezialisten Etesia erläuterte die herausragenden Merkmale des Attila 98X mit 98 cm Schnittbreite, hergestellt von der Firma Oreg aus Japan und für den europäischen Markt modifiziert. Insbesondere das verlängerte Fahrgestell verleiht dem Gestrüppmäher eine hohe Stabilität am Hang. Der Aufsitzmäher kann mit Hand- oder Fußpedal gesteuert werden. Der Tank wurde nach vorne gelegt, um ihm am Hang noch mehr Stabilität zu verleihen. Maximal könne der Attila 98X Steigungen bis 30% bewältigen, so der Gebietsverkaufsleiter.

Variable Klingen: Die Attila-Pendelklinge am Messerbalken kann bei bekannten Mähbedingungen auch festgestellt werden. | Foto: E. & S. Bauer
Variable Klingen: Die Attila-Pendelklinge am Messerbalken kann bei bekannten Mähbedingungen auch festgestellt werden. | Foto: E. & S. Bauer

Äste bis 5 cm sind für Mäher kein Problem

An das Mähwerk gelangt man über seitliche Wartungsklappen. Der Messerbalken besteht aus 7 mm durchgehärtetem Stahl mit zwei Pendelklingen am Ende, die bei der Berührung mit einem Hindernis wegklappen und sich mit der Fliehkraft wieder in die richtige Richtung drehen. Die Devise lautet „Safety first": Wenn der Fahrer absteigt, freiwillig oder unfreiwillig, schaltet das Mähwerk automatisch aus. Mit dem Stahlrohr quer zur Front werden hohe Büsche und Sträucher heruntergedrückt und gemulcht. Selbst Äste bis 5 cm können problemlos gehäckselt werden, so Lischke. Der Motor und das Chassis sind gekapselt, sodass Astwerk nicht hängenbleiben kann. Seine Empfehlung: „Lassen Sie sich das Gerät kostenlos im Gelände vorführen, die Praxis zeigt mehr als jede Theorie."

Bedingungen des Hochgrasmäher-Tests

Gesagt getan, doch bevor die Testfahrt beginnen konnte, musste noch sichergestellt werden, dass jeder Mäher das anstehende Hochgras auch wirklich auf die gewünschte Höhe herunter mäht. Dazu mähte jeder Gestrüppmäher nebeneinander eine Schneise in die Wiese, zunächst auf 10 cm Höhe. Dann wurden die Schnitthöhen nachjustiert, gemäht und nachgemessen, bis wir auf rund 5 cm anstehende Grashöhe kamen. In der Praxis würde man natürlich beim ersten Durchgang nicht so tief mähen, aber es ging hier ja um einen Praxistest, bei dem den Geräten maximale Leistung abverlangt werden sollte. Anschließend wurde für jeden Mäher der Schalldruck im unmittelbaren Arbeitsumfeld gemessen. Was die Lärmemissionen im unmittelbaren Fahrerumfeld betrifft, schneiden alle gekapselten Hochgrasmäher angenehm leise ab, wie unsere Eigenmessung während der einminütigen Fahrt per App dBMeter Pro am iPad ergab.

Dynamisch durchs hohe Gras: Alle drei Modelle meisterten den Test-Parcours mit Bravour. | Foto: E. & S. Bauer
Dynamisch durchs hohe Gras: Alle drei Modelle meisterten den Test-Parcours mit Bravour. | Foto: E. & S. Bauer

Testergebnis: Unentschieden bei der Mäh-Leistung

Jeder Hochgrasmäher hatte knapp 200 Quadratmeter Naturwiese mit einem Aufwuchs von rund einem Meter zu bewältigen. Unbeirrt zogen Attila, Canycom und Sherpa, gefahren von den Firmenrepräsentanten, ihre Bahnen durch das Gestrüpp. Nach ganzen 3 Minuten und 30 Sekunden kam der Canycom ins Ziel, dicht gefolgt vom Sherpa und wenige Sekunden später vom Attila. Alle Hochgrasmäher überzeugten mit der enormen Schnelligkeit, mit der sie diese Grasmassen in einer Überfahrt bewältigten. Auch bei der Qualität des Schnittbildes war kein Unterschied zu erkennen. Bei der gleichmäßigen Grasablage hatte das Modell von AS-Motor die Nase leicht vorn. Alles in allem ein Unentschieden, welches die hochwertige Leistungsfähigkeit aller getesteten Hochgrasmäher trotz ihrer unterschiedlichen Techniken nur unterstreicht. Auch der Verbrauch der mageren Benzinmotoren kann sich sehen lassen. In unserem rund 15-minütigen Testeinsatz kam jedes Modell auf einen durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von ca. 125 Milliliter. Hochgerechnet sind das für einen achtstündigen Dauereinsatz gerade einmal 4 Liter Normalbenzin.

Hochgrasmäher am Steilhang: Der Praxistest

Natürlich spielen unsere getesteten Gestrüppmäher ihre ganzen Stärken erst am Steilhang aus. Auch dazu hatten wir wenige Tage später Gelegenheit, weil uns AS-Motor-Gebietsverkaufsleiter Franz Ganser aus dem benachbarten Ellingen sein Vorführmodell zur Verfügung stellte. Zunächst schien es so, dass der Test am „Abeles Buck", dem traditionellen Rodelberg der Heidecker, komplett ins Wasser fallen würde. Die Nacht vorher hatte es wie aus Eimern geschüttet. Doch Hochgrasmäher müssen unter allen Bedingungen einsatzfähig sein. Unser Testfahrer Tobias Albert war „vollkommen begeistert", wie sich der AS 940 Sherpa 4WD RC am Hang verhielt. Vorsichtig tastete er sich an die steilen Böschungen zwischen den Streuobstbäumen heran. Sensationell: Bei der Geradefahrt hinauf und hinab stockte der Sherpa kein einziges Mal. Nur beim Fahren quer zum Hang, das wir natürlich auch ausprobierten, kam es zum Durchdrehen der Räder. Kein Wunder bei diesen nassen und hohen Grasverhältnissen. Auch empfiehlt der Hersteller selbst, bei Querfahrten zum Hang eine maximale Neigung von 38% nicht zu überschreiten.

Künstler am Hang: Testfahrer Tobias Albert setzt den AS Sherpa 940 4WD RC beim Praxistest mit Fernbedienung ein. | Foto: E. & S. Bauer
Künstler am Hang: Testfahrer Tobias Albert setzt den AS Sherpa 940 4WD RC beim Praxistest mit Fernbedienung ein. | Foto: E. & S. Bauer

Mäher per Fernsteuerung im Einsatz

Doch der eigentliche Clou des neuen Hochgrasmäher-Konzeptes folgte postwendend. Nach dem Absteigen entriegelte der Testfahrer die Bedieneinheit, betätigte einen Schiebeschalter am Mäher, schnallte sich die Funkfernbedienung um, und schon konnte er an besonders heiklen Passagen mit dem unbemannten Sherpa per Fernsteuerung weiter mähen. Beim ferngesteuerten Betrieb lässt sich der Mäher laut Herstellerangaben bei einer Querneigung zum Hang noch bis 65% gefahrlos steuern. Aber bei unserer ferngesteuerten Testfahrt wollten wir natürlich nicht riskieren, dass der Mäher umfällt und den Hang herunterpurzelt. Das Schöne beim ferngesteuerten Betrieb: Der Fahrer ist raus aus der Gefahrenzone, er ist weniger Lärm und Abgasen ausgesetzt und kann selbst dort mähen, wo man nicht gern auf einem Mäher sitzt.

Raus aus der Gefahrenzone

Vor allem Passagen mit extremem Brennesselbewuchs oder aggressivem Stachelgestrüpp können ohne Verletzungsgefahr mit der Fernsteuerung abgemäht werden. Wer bei der Aufsitzfahrt schon einmal auf ein Wespennest gestoßen ist, kann ein Lied davon singen. Mit Remote Control (RC) an Bord kann der Fahrer in solch einem Fall die Flucht ergreifen und anschließend ferngesteuert weiter mähen. Eine absolut praktische Einrichtung im harten Mäh-Alltag. Das ferngesteuerte Hochgrasmähen hat aber auch einen Nachteil: Etwaige Hindernisse im Boden lassen sich (zu) spät feststellen. Ein erfahrener Hochgrasmäher-Bediener, der auf dem Gerät sitzt, spürt sofort, wenn etwas im Weg ist und kann sofort reagieren.

Zufriedene Praxistestteilnehmer (v.l.n.r): Hans und Maxi Steib (hintere Reihe)/Steib Motorgeräte, Mayk Lischke, Bodo Walter/Testlogistik, Erwin Bauer, Peter Böhm, Thomas Blaseck/Dorner GmbH, Franz Ganser und Timo Grün/beide AS-Motor. | Foto: Sonja Bauer
Zufriedene Praxistestteilnehmer (v.l.n.r): Hans und Maxi Steib (hintere Reihe)/Steib Motorgeräte, Mayk Lischke, Bodo Walter/Testlogistik, Erwin Bauer, Peter Böhm, Thomas Blaseck/Dorner GmbH, Franz Ganser und Timo Grün/beide AS-Motor. | Foto: Sonja Bauer

Technische Details (Herstellerangaben, Schalldruck in ca. 1 m Abstand beim Test ermittelt):

AS 940 Sherpa 4WD

Canycom CMX227

Attila 98X

Motor

22,4 PS B&S 2 Zylinder 4-Takt

22 PS Subaru Robin EH 65 Auto-Choke

23 PS B&S Vanguard 2 Zylinder

Geschwindigkeit maximal

6,5 km/h

· 15 km/h

9 km/h

Schnittbreite

90 cm

97 cm

98 cm

Schnitthöhe

50 bis 105 mm (5 Stufen)

0 bis 150 mm (21 Stufen)

50 bis 125 mm (Stufenlos)

Flächenleistung theoretisch

5.500 qm/h

5.500 qm/h

11.760 qm/h

Wenderadius

ca. 70 cm

42 cm

95 cm

Gewicht

290 kg

345 kg

342 kg

Kraftstofftank

15 Liter (Normalbenzin)

20 Liter (Normalbenzin)

14 Liter (Normalbenzin)

Schalldruck

45 dBA (Eigenmessung)

37,8 dBA (Eigenmessung)

39,4 dBA (Eigenmessung)

Standsicherheit

20 Grad

25 Grad

17 Grad

Preis

13.698,- inkl. MwSt.

13.799,- inkl. MwSt

12.483 inkl. MwSt

Internet

www.as-motor.de

www.iseki.de

www.etesia.de

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Der Beitrag „Hochgrasmäher im Test - Durch dick und dünn" stammt aus dem Jahr 2016.

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