Heute schon an übermorgen denken
Die Aufgaben eines Gartengestalters enden nicht mit der Neuanlage des Gartens. Mindestens ebenso wichtig ist die gestalterische Pflege in den Folgejahren, wodurch die Kundenbindung gestärkt werden kann. Doch was ist dabei zu beachten?
Gestalterische Gartenbetreuung
Mit diesem Artikel soll ein Plädoyer für eine gestalterische Gartenbetreuung gehalten werden, die in der Regel behutsames, manchmal aber auch durchaus mutiges, kreatives Eingreifen über viele Jahre bzw. Jahrzehnte erfordert. Anhand des Gestaltungsprozesses im ostfriesischen Garten meiner Eltern, den ich seit meiner Jugend betreuen und bis heute kontinuierlich weiterentwickeln durfte, möchte ich sowohl einige Gestaltungsgrundsätze als auch die wichtigen pflegerischen Eingriffe der prozesshaften Gestaltung vorstellen.
Gestalten mit Gartenräumen und Sichtachsen
Raumtrennung mit Gehölzen
Eine deutliche Raumtrennung auf Augenhöhe können immergrüne Gehölze übernehmen. Die mittlerweile mehr als drei Meter hohen, dunkellaubigen Rhododendren, die für die Raumwirkung im Garten meiner Eltern maßgebend sind, kontrastieren gut zu hellen Blüten- und Blattfarben von sommergrünen Sträuchern, Geophyten und Stauden. Doch bei immergrünen Gehölzen ist Vorsicht geboten, sehr schnell können sie in größerer Menge zu massiv wirken. Einen solchen wuchtigen Rhododendron- Heckenblock galt es deshalb in unserem Garten aufzulösen. Zum Glück lassen sich auch ältere Rhododendren noch problemlos verpflanzen, da sie von Natur aus gute Pflanzballen ausbilden. So konnte ich diese Heckenrhodos erfolgreich als Solitäre oder in lockerer Gruppierung sehr gut wiederverwenden.
Rhododendren als Raumteiler
Zwischen den verschiedenen Gartenbereichen wirken die Rhododendren heute wie natürliche Raumteiler. Man hat zwar aus jedem Gartenraum nach wie vor Einblick in den darauf folgenden, aber nur so viel, dass die Neugier bleibt, den nächsten Gartenraum auch noch entdecken zu wollen. An schwierigeren, trockeneren Standorten lassen sich statt der vergleichsweise anspruchsvollen Rhodos auch gut Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus i. S.) verwenden oder auch Taxus und Pyracantha, allerdings dann als Formschnittgehölze. Möchte man in Regionen mit höherem pH-Wert dennoch nicht auf Rhodos verzichten, kann man seit einigen Jahren auf die kalktoleranteren INKARHO-Rhododendren zurückgreifen.
Staudenflächen mit Struktur
Dynamik im Staudenbeet
Gepflanzt wird nach dem Prinzip der Lebensbereiche und der Geselligkeitsstufen, denn standortangepasste Stauden, die den Boden ab Frühsommer komplett bedecken, benötigen am wenigsten Pflege. Zudem sorgen einige kurzlebige Arten wie Fingerhut (Digitalis purpurea), Akelei (Aquilegia vulgaris) oder Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare) für die ihnen eigene Dynamik im Staudenbeet. Hier ist allerdings darauf zu achten einen zu starken Besatz mit solchen Sämlingen einzudämmen. Besonders ausbreitungsstarke Stauden, die in Monopolstellung durchaus überzeugen können, haben in differenzierten Pflanzungen nichts zu suchen, da sie innerhalb kürzester Zeit andere Pflanzen überwuchern. Solche z.B. sich über Wurzelausläufer verbreitende Stauden wie Symphytum caucasicum oder Geranium macrorrhizum sind sehr geeignet als Bodendecker für große Flächen, man darf sie halt nur nicht mit schwächeren Begleitstauden kombinieren.
Schattenstauden statt Rasen
Wenn im reifen Garten die Gehölze und damit auch die schattigen Partien zunehmen, ist gut zu überlegen, ob dort noch ein Rasen sinnvoll ist, denn Rasengräser brauchen Licht. Im Garten meiner Eltern wurde ein solcher Gartenteil in Schattenstaudenflächen umgewandelt. Im heutigen Waldgarten dominieren Farne, Schattengräser und -stauden das Bild, er kommt bei den Besuchern aufgrund der ruhigen Ausstrahlung besonders gut an. Ein Wegenetz aus Rindenmulch, eingefasst mit längs verlegten 20-30 cm starken Ästen der Eiche, durchzieht den gesamten Schattengarten und vermittelt einen rustikalen Charme. Waldgeißbart (Aruncus dioicus), Rodgersien (Rodgersia podophylla i.S.), Farne (Dryopteris affinis), Funkien (Hosta i.S.) und Schattengräser wie Hakonechloa macra ‘Aureola‘, die in Bodendeckerflächen aus Waldmeister (Galium odoratum) und Schaumblüte (Tiarella cordifolia) stehen, geben hier den pflanzlichen Ton an.
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Rasenflächen
Im Garten meiner Eltern verbinden die Rasenflächen die unterschiedlichen Gartenräume miteinander und umfließen heute in schwungvollen, organischen Formen die differenzierten Pflanzflächen in den sonnigeren Gartenteilen. Vor lebendigen Staudenpflanzungen wirkt ein gut gepflegter Rasen als ruhiger Teppich besonders gut. Die Ränder der Rasenflächen werden im Garten meiner Eltern nach englischer Manier per Hand mehrmals im Jahr abgestochen. Hilfreich für gut proportionierte, schwungvolle Rasenkanten sind alte Gartenschläuche, die man als eine Art Schablone für die Schnittkante auf den Rasen legt. Eine frisch gestochene exakte Rasenkante ist sicher nicht die pflegeleichteste Variane, wirkt aber gerade in Kombination mit bunten Staudenpflanzungen besonders reizvoll.
Radikal auf den Stock gesetzt
Vorsicht bei empfindlichen Sträuchern
Einige Sträucher hingegen vertragen keine starken Eingriffe. Dazu gehören die Scheinhasel (Corylopsis), die Zaubernuss (Hamamelis), der Blumen-Hartriegel (Cornus-Arten), die Magnolie oder der Seidelbast (Daphne). Für Besenginster, Goldregen oder Rosmarin kann ein Radikalrückschnitt sogar das Aus bedeuten. Sträucher, die am diesjährigen Holz blühen, können hingegen regelmäßig stärker zurückgeschnitten werden. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Sommerflieder, Rosen, Fingerstrauch, Lavendel und Roseneibisch (Hibiscus). Der beste Schnittzeitpunkt dafür ist das zeitige Frühjahr. Doch auch hier ist bei jungen Gehölzen darauf zu achten, ein gut verteiltes Grundgerüst aus Ästen zu erziehen, dann ergibt sich in den Folgemonaten ein schöner Pflanzenwuchs mit ausgewogener Strauchsilhouette. Beim Schnitt bleiben lediglich zwei nach außen stehende Knospen der Grundäste stehen.
Gestalterische Pflege – Konsequenzen für die Kundenbeziehung
Über den Autor
Der Diplom-Ingenieur Landschafts- und Freiraumplanung Andreas Schulte arbeitete nach seinem Studium an der Technischen Universität Hannover und einem Studienjahr in Manchester/GB seit 1997 in verschiedenen Planungsbüros im Kölner Raum sowie im Ruhrgebiet. Sein Aufgabengebiet umfasste die Objektplanung in allen Leistungsphasen. Nach einem Agrarreferendariat und Unterrichtstätigkeiten im Rheinland ist er seit 2008 an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau beschäftigt. An der Meister- und Technikerschule für Agrarwirtschaft und im Versuchswesen der LWG liegen seine Schwerpunkte in der Pflanzenverwendung, Gartengestaltung, Plandarstellung und im CAD.
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