Nervenkitzel bei der Landschaftsgärtner-WM in Tallinn

Gerade einmal 22 Stunden haben sie Zeit, um einen kompletten Garten zu bauen: Phil-Elias Kornmacher und Erik Stanke treten vom 24. bis 27. Oktober für Deutschland bei der Berufe-Weltmeisterschaft („WorldSkills“) an. Im estnischen Tallinn geht es um den WM-Titel für Landschaftsgärtner, gleich 15 Teams sind dabei. Der Wettkampf erfordert volle Konzentration, Nervenstärke, perfektes Zeitmanagement und Zusammenspiel sowie höchste fachliche Präzision.

Berufe-Weltmeisterschaft für Landschaftsgärtner
Sind hoch motiviert: Allerdings treten Phil-Elias Kornmacher (rechts) und Erik Stanke beim viertägigen Landschaftsgärtner-Wettbewerb in Tallinn mit dem nötigen Respekt an. | Foto: AuGaLa
Nach dem Ausfall Shanghais als Austragungsort geht die Berufe-WM 2022 nun als Sonderausgabe über die Bühne: So steigen die sogenannten „WorldSkills“ in insgesamt zehn Ländern. Es werden mehr als 1.000 Teilnehmer aus 57 Ländern und Regionen erwartet, die in insgesamt 61 Disziplinen antreten, wie das Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (AuGaLa) mitteilt. Die deutsche Berufe-Nationalmannschaft nimmt mit 37 Fachkräften in 32 Disziplinen an der Weltmeisterschaft teil.Der Wettbewerb für „Landscape Gardening“ (Landschaftsgestaltung) ist in der Hauptstadt von Estland angesetzt – die EU hatte Tallinn passenderweise gerade erst im vergangenen Jahr zur „Grünen Hauptstadt Europas 2023“ ernannt. Bei der Landschaftsgärtner-WM messen sich dort 15 Zweierteams aus 15 Ländern, sie werden von 15 Experten bewertet. Die Teilnehmenden sind jeweils die besten ihres Landes und treten gegen die Weltspitze an.

Das deutsche Landschaftsgärtner-Team

Phil-Elias Kornmacher und Erik Stanke hatten 2020 zunächst den Landschaftsgärtner-Cup in Sachsen gewonnen. Danach holte sich das Duo dann den Meistertitel beim bundesweiten Wettbewerb in Nürnberg. Stanke (21) arbeitet jetzt als Fach- und Vorarbeiter bei seinem Ausbildungsbetrieb Schubert & Reimann aus Ebersbach-Neugersdorf. Natursteinarbeiten wie Mauern und Wegebau sind ganz nach seinem Geschmack. Als aktiver Handballer in Neugersdorf ist er Leistungsdruck gewohnt. Er beschreibt sich selbst als völlig unaufgeregten Typ und ruhigen Menschen. Kornmacher (21) ist als Fach- und Vorarbeiter bei der Creativ Garten Sachsen GmbH in Großschirma tätig, die ihn auch ausgebildet hat. Er legt als DJ auf Stadt- und Dorffesten sowie in Jugendclubs auf. Auch Kornmacher ist Handballer, spielt als Linksaußen oder Aufbauspieler beim SSV Lommatzsch 1923. Beide haben gebührenden Respekt vor der fachlichen Herausforderung, die in Tallinn auf sie zukommt. Trotz der Verschiebung um ein Jahr und der danach folgenden Änderung des Wettbewerbsortes hat die Motivation für diesen Wettbewerb bei beiden nicht nachgelassen.

Naturstein und Holz im Training

Als große Unbekannte gilt vor dem Wettbewerb wenig überraschend die zu bewältigende Aufgabe, die von unabhängigen Personen geplant wird. Zur Vorbereitung gab es lediglich ein Testprojekt in Form einer Beschreibung und einer Skizze. In diesem Jahr ersetzte eine Bildergalerie, passend zu den angedachten Gartenelementen, die Zeichnung. Die Planungsidee klingt naturnah und in Teilen von der Küste Estlands inspiriert, heißt es, beispielsweise Trockenmauern aus Kalkstein, Natursteinwege, Kräuterhochbeete, trockenheitstolerante Bepflanzungen, hölzerne Brücken und ein Pfad aus Pflastersteinen sollen demnach innerhalb der Aufgabe umgesetzt werden. „Deshalb trainierten Phil-Elias Kornmacher und Erik Stanke in ihrer vorletzten Trainingseinheit vor allem Naturstein- und Holzarbeiten. Dabei standen geschwungene Formen im Fokus“, berichtet Johannes Gaugel, GaLaBau-Unternehmer aus Heuchlingen und als Experte für das deutsche Team der Landschaftsgärtner zuständig.

Werkzeug per Paketdienst nach Estland geschickt

Weiteren Aufschluss über das, was eventuell auf die Wettbewerbsteilnehmer zukommt, gibt die Liste der benötigten Werkzeuge – eine entsprechende Werkzeugbox mit exakt vorgegebenen Dimensionen und Inhalten wurde per Paketdienst nach Estland geschickt. Trainiert wurde das sächsische Team übrigens von Gaugel selbst sowie Georg Kahsnitz aus Bahretal (EdGarten GmbH) und dem Natursteinexperten Christian Dietz aus Wilsdruff. „In den ersten beiden Trainingswochen haben wir den Schwerpunkt ganz bewusst auf das Zeitmanagement sowie Problemlösungsstrategien gesetzt. Das Training von Steinarbeiten bei einem konstant hohen Arbeitstempo stand ebenfalls auf unserer To-do-Liste. Die Schnelligkeit haben Erik und Phil-Elias mittlerweile verinnerlicht", erläutert Gaugel.

Erik Stanke und Phil-Elias Kornmacher (beide vorn) mit Unterstützern - darunter Trainer Georg Kahsnitz (hinten, Zweiter von links), Unternehmer Dieter Vogel (hinten, Zweiter von rechts) vom Betrieb Creativ Garten Sachsen in Großschirma, wo Trainingseinheiten stattfanden, sowie Geschäftsführer Axel Keul vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen mit Mitarbeiterin Susan Naumann, die sich um die organisatorische Abwicklung kümmert. | Foto: AuGaLa
Erik Stanke und Phil-Elias Kornmacher (beide vorn) mit Unterstützern - darunter Trainer Georg Kahsnitz (hinten, Zweiter von links), Unternehmer Dieter Vogel (hinten, Zweiter von rechts) vom Betrieb Creativ Garten Sachsen in Großschirma, wo Trainingseinheiten stattfanden, sowie Geschäftsführer Axel Keul vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen mit Mitarbeiterin Susan Naumann, die sich um die organisatorische Abwicklung kümmert. | Foto: AuGaLa

Auf der Baustelle sind Entscheidungen gefragt

Erst am Eröffnungstag des Wettbewerbs sollen die Details gelüftet werden. „Wir dürfen zusammen mit allen Teilnehmenden unseren Skill-Standort, die Materialien und die Werkzeuge ansehen. Die Aufgabe wird dann den 15 teilnehmenden Teams gemeinsam und zum ersten Mal vorgestellt“, berichtet Gaugel. Während des Wettbewerbs haben Team und Experte nur begrenzte Zeiten, sich fachlich abzustimmen: jeweils morgens eine viertel Stunde, eine Stunde während der Mittagspause und am Abend nach dem täglichen Schlusspfiff weitere 15 Minuten. „Alles weitere müssen die Jungs auf ihrer Baustelle selbst entscheiden“, sagt er.

„Fehler kann sich kein Team leisten“

Vom 24. bis 27. Oktober wird es für Phil-Elias und Erik vier Tage lang schweißtreibend und nervenaufreibend. In nur 22 Stunden müssen sie einen kompletten Garten nach einem detaillierten Plan bauen. Das Tempo, das die beiden jungen Landschaftsgärtner bereits im Training vorgelegt haben, war daher bewusst hoch. Gaugel weiß, wie sich die Mitbewerber vorbereiten und dass es immer mehr Teams gibt, die in der Spitzenregion mitspielen. Um weiterhin vorne mit dabei zu sein, sind Konzentration, Nervenstärke, Zeitmanagement, Zusammenspiel und fachliche Präzision gefordert. „Das berühmte Quäntchen Glück brauchen wir natürlich auch“, so Gaugel. „Fehler kann sich kein Team leisten, nach jedem Wettbewerbstag werden abends bereits Teile des Gartens bewertet.“

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Einblick in GaLaBau bei „WorldSkills“

Die „WorldSkills“ sollen Führungskräften aus der Industrie und dem Handwerk, aber auch Schülerinnen und Schülern des austragenden Landes die Möglichkeit bieten, Informationen über die verschiedenen Berufe sowie bewährte Ausbildungsmöglichkeiten zu sammeln. Diese Möglichkeit bietet in Tallinn der Garten- und Landschaftsbau. Der Wettbewerb ist der Öffentlichkeit, Schulen und Interessierten zugänglich.

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Quelle: AuGaLa


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