Anspruchsvolle Gartengestaltung im verdichteten Stadtraum
In vielen Großstädten wird der Wohnraum knapp. Im großen Stil werden Neubauten errichtet und auf Grundstücken werden nun teilweise gleich mehrere Mehrparteienhäuser gebaut. Doch auch auf kleinen Flächen lässt sich ein anspruchsvoll gestalteter Garten anlegen, wie ein Beispiel aus der Elbmetropole zeigt.
Überhaupt sind gute Pläne die perfekten Kommunikationsmittel und verhindern so manche Enttäuschung auf Bauherrenseite. „Das hatte ich mir so aber nicht vorgestellt!“, ist ein Satz, den man am Ende des Dialogs mit den Bauherren nicht hören sollte. Egal ob klein oder groß – die Bauherren haben die Wünsche und idealerweise auch das Geld, sie umzusetzen. Wir als Fachleute haben die Ideen und den Sachverstand, sie zu realisieren. Auf dem Weg dahin gilt es, viel miteinander zu sprechen und die unterschiedlichen Bilder auf Deckung zu bringen. Planung eben. Und selbstverständlich bezahlt.
Vom Leitbild bis zur Ausführung
Die beiden Amelanchier lamarckii (Felsenbirnen) als Fixpunkte stehen auf anmodellierten Hügeln, um ausreichend Wurzelraum zu schaffen.Außerdem bringt dies Bewegung in die Topographie. Kleinere Sträucher setzen weitere dauerhafte Akzente. Die Staudenpflanzung ist an den Standort angepasst und insektenfreundlich. Von einem um eine Stufe höher liegenden wohnlichen Deck aus Robiniendielen führt ein Pfad in einer parabelähnlichen Form durch den Garten. Dabei weitet er sich für den Aufenthalt und biegt einmal zum Ausgang ab. Rechts und links stehen blütenreiche Stauden und Gräser. Der Übergang in die Beete geschieht unmerklich, denn alles erhält einen Belag aus Kies (2-8mm). Neben Holz und der kiesigen „Grundierung“ gibt es mit Grauwacke nur noch einen weiteren Baustoff. Als drei große Quader liegen sie im Garten und laden zum Verweilen ein. Sehr willkommen ist hierbei ihre Eigenschaft, die Wärme des Tages zu speichern und abends wieder abzugeben. Außerdem bildet sie einen Kontrast zu den weichen Pflanzen um sie herum.
Ein vierter Quader liegt als Wasserstein nahe an der Terrasse. Die Beschränkung auf einige wenige Materialien und die klare Idee einer fließenden Gestaltung lassen das Gartenzimmer harmonisch und gleichzeitig abwechslungsreich erscheinen – und viel größer, als man es bei der zur Verfügung stehenden Fläche vermuten würde. Der Entwurf fand sofort Anklang. Auch eine Perspektivzeichnung half dabei, bei der Bauherrin Begeisterung zu wecken und Vertrauen aufzubauen – zwei wesentliche Faktoren, wenn ein Projekt erfolgreich sein soll. Parallel wurde von uns ein passgenauer Kostenvoranschlag erstellt, der mit nur wenigen Änderungen zum Auftrag wurde.
Neben Materialauswahl und Steinsetzung ist es die Pflanzenauswahl, die im Detail das gewünschte Bild weiter ausformuliert und unterstreicht. Die Sträucher bilden den holzigen, aber auch blühenden Rahmen für eine Auswahl blühfreudiger und nektarreicher Stauden. So ist für üppigen Augenschmaus und vielfältiges Insektenleben gesorgt. Frühjahrsblühende Zwiebelpflanzen beginnen den Reigen und werden von verschiedenen Stauden über das Jahr abgelöst. Mit Fragaria vesca (Wald-Erdbeere) und den beiden Felsenbirnen gibt es sogar Futter für menschliche Naschkatzen. Sehr schön kontrastieren die inmitten von Calamintha nepeta ssp. nepeta (Steinquendel) stehenden Iris barbata-nana-Hybr. `Hamburger Nacht´ (Zwerg-Iris). Überhaupt geht es natürlich nicht nur darum, eine große und lang andauernde Blütenfülle zu schaffen, sondern auch mit einer Vielfalt von Strukturen den jeweiligen Gartenbetrachtern eine Fülle an unterschiedlichen Eindrücken im Laufe der Jahreszeiten zu bieten. So wird der Garten nicht nur zum Ort für das Leben, sondern des Erlebens – und das funktioniert mit einer guten Planung auch mit sogenannten kleinen Handtuchgärten.
Pflanzenverwendung
Gehölze: Amelanchier lamarckii, Kolkwitzia amabilis, Euonymus alatus 'Compactus', Viburnum bodnatense 'Dawn', Corylopsis pauciflora, Syringa microphylla `Superba ́.
Stauden: Knautia macedonica `Mars Midget´, Panicum virgatum `Shenandoah´, Aster frikartii `Mönch´, Perovskia atriplicifolia, Helleborus niger, Helleborus orientalis, Dicentra spectabilis `Alba´, Fragaria vesca, Calamintha nepeta ssp. Nepeta, Iris barbata-nana-Hybr. `Hamburger Nacht´, Veronicastrum virginicum, Phlomis russeliana, Gaura lindheimeri, Helenium-Hybr. `Moerheim Beauty´, Nassella (Stipa) tenuissima `Pony Tails´, Sedum telephium `Herbstfreude´, Aquilegia caerulea-Hybr. `Blue Star´, Thymus serpyllum `Coccineus´, Geranium wallichianum `Rozanne´.
Zwiebeln: Galanthus nivalis , Crocus tommasinianus, Tulipa turkestanica, Frittilaria raddeana, Allium-Hybr. 'Globemaster', Allium sphaerocephalon.
Bautafel
Objekt: Hamburg Rahlstedt
Fertigstellung: Frühjahr 2019
Bausumme: Niedrige fünfstellige Summe
Planung/Ausführung: Soeren von Hoerschelmann / Gaerten von Hoerschelmann GmbH
Über den Autor
Soeren von Hoerschelmann ist gelernter Landschaftsgärtner und studierter Landschaftsarchitekt. Er bezeichnet sich selbst als Landschaftskomponist, der Planung und Bau mit Fokus auf hochwertige private Außenanlagen im Großraum Hamburg anbietet. Ihn interessiert das Spannungsfeld zwischen Handwerk, Natur und Kunst mit dem Dreiklang von Stein, Wasser und Pflanze. Mehr Informationen unter www.gaertenvonhoerschelmann.de.
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