BKT wächst stark und kündigt Reifen für Baufahrzeuge an
Qualität, eine starke Marke und genau die richtigen Produkte sollen dafür sorgen, dass der indische Hersteller von EM-Reifen BKT seinen Umsatz in den nächsten Jahren erneut verdoppelt – und die geplante gigantische Kapazitätserweiterung am Markt absetzen kann. Für den Bau dürften insbesondere die angekündigten Reifen für Bau-Lkw interessant werden.
"Growing together" lautet der Slogan von BKT, dem indischen Hersteller von Reifen für den OTR-Einsatz (off the road). Und BKT wächst – sehr stark sogar. So stieg der Umsatz in den letzten Jahren von ca. 500 Millionen im Jahr 2016 auf über eine Milliarde US-Dollar im letzten Jahr. Möglich wurde dies durch die Eröffnung der Reifenfabrik in Bhuj, die BKT intern als „The Game Changer“ bezeichnet.
Doch damit nicht genug: Nun soll sich der Umsatz bis zum Jahr 2026 noch einmal verdoppeln. Dazu will BKT 500 Millionen US-Dollar in sein Werk in Bhuj investieren, dessen Produktionsvolumen sich verdoppeln soll – auf dann bis zu 600.000 Tonnen Reifen pro Jahr.
Auch OTR-Reifenmarkt betroffen von globalen Krisen
Doch ist ein derart ambitionierter Wachstumsplan realisierbar? Stand heute ist die Fabrik in Bhuj nur zu 60 Prozent ausgelastet, und auch der OTR-Reifenmarkt leidet unter kurzfristigen Nachfrageschwankungen, insbesondere im Bereich Landwirtschaft. Doch Rajiv Poddar, Co-Geschäftsführer des familiengeführten Unternehmens, setzt auf den langfristigen Trend. Er erwartet für die nächsten Jahre eine grundsätzlich weiter steigende Nachfrage auf dem weltweiten Markt für OTR-Reifen, der schon heute das Vor-Corona-Level überschritten habe.
Eine gezielte Strategie soll helfen, die ambitionierten Wachstumspläne trotz weltweiter Krisen zu erreichen. Zum einen möchte sich BKT durch eine Erweiterung des Produktportfolios von der Landwirtschaft weniger abhängig machen. Zum anderen sollen kürzere Produktionszeiten und der absolute Fokus auf Qualität helfen, den Herausforderungen des wettbewerbsintensiven Marktes zu begegnen, so Poddar. Zuvor hatte schon sein Vater, BKT-Geschäftsführer Arvind Poddar, ausgelobt, die Marke BKT zur weltweit führenden und am meisten bewunderten Marke in der Off-Highway-Reifenindustrie machen zu wollen. BKT gibt sich kämpferisch: Eine starke Marke und wiederkehrende Käufe von Endkunden, die man durch Qualität überzeuge, würden dafür sorgen, das eigene Wachstumsziel zu erreichen.
Carbon Black: Ausbau der Industrieruß-Produktion
Seit 2019 stellt BKT in seinem Werk Industrieruß (carbon black) her, der in verschiedenen Variationen sowohl im Gummi für die Lauffläche, als auch in besonders harten Gummimischungen für die Reifenflanke eingesetzt wird. Auch diese Produktion möchte man künftig massiv erweitern und zusätzlich „specialty carbon black“ herstellen, eine besonders reine Ruß-Variante, die beispielsweise bei der Herstellung von Druckfarben zum Einsatz kommt. Schon heute ist die Rußproduktion ein wichtiger Geschäftszweig für BKT, der die Abhängigkeit vom Reifenmarkt weiter senkt. Rund 60 Prozent des produzierten Rußes verkauft BKT als Rohstoff für diverse Produkte, unabhängig von der Reifenproduktion.
BKT-Reifen für Baufahrzeuge ab 2025
Doch zurück zum Kerngeschäft Reifen: Ab dem 1. Quartal 2025 plant BKT ein weiteres Marktsegment zu erschließen: mit Radialreifen für Baufahrzeuge in allen gängigen Größen. Bei der bereits gestarteten Entwicklung von Reifen für Bau-Lkw profitiert BKT von seinem Know-how um Traktion, Reifen-Profile und Gummimischungen für raue, steinige Untergründe im Bergbau.
Neue Reifen für Groß-Radlader
Neben der Erschließung neuer Marktsegmente verdichtet BKT sein bestehendes Portfolio. Neu sind sehr große Reifen für Großradlader im Steinbruch- und Bergbaueinsatz. Die Reifen der BKT Earthmax-Serie SR 53 L5 60/80 R 57 mit extrem tiefem Profil zum Schutz vor Verletzungen der Lauffläche (TRA-Code L5, 250% der normalen Profiltiefe) passen zum Beispiel zum Caterpillar-Großradlader 994K sowie seinen Pendants von Komatsu.
Raupenketten mit Stahlarmierung
Nach fünfjähriger Entwicklungszeit stellt BKT zudem seit kurzem Gummiketten für Baumaschinen (mit integrierten Stahlelementen) und Landmaschinen (ohne Stahl) her. Die Fertigung ist in Kleinserie gestartet, die Halle für die Fertigung in größeren Stückzahlen befindet sich aber bereits im Bau am Standort Bhuj.
Reifen-Produktion: Fokus auf Qualität und Automatisierung
BKT stuft die eigene Fabrik in Bhuj als eine der modernsten Fertigungsstätten für OTR-Reifen weltweit ein. Im Gespräch mit dem B_I baumagazin teilt diese Einschätzung auch ein Ingenieur für Produktionsanlagen in Pune, dessen Firma vor kurzem Pick and place-Roboter nach Bhuj geliefert hat. Viele Poster und Hinweise in den Produktionshallen appellieren an die Arbeiter, stets ihr Bestes zu geben, um die höchste Qualität zu liefern. Von einem höheren Automatisierungsgrad verspricht sich BKT, die Qualität und deren Konstanz noch weiter zu steigern.
Wir sind besessen von Qualität!
- Rajiv Poddar, Co-Geschäftsführer BKT
Das bereits bestehende hohe Niveau der Produktion schätzt man auch bei Caterpillar: Die Qualität der Prozesse in der Fabrik wurden vom amerikanischen Baumaschinen-Hersteller mehrfach ausgezeichnet. Nach Gold- und Platin-Auszeichnungen in der Vergangenheit hat BKT nun das höchstmögliche Level im Supplier Quality Excellence Program SQEP von Caterpillar erreicht.
BKT um mehr Nachhaltigkeit bemüht
Bei der Vorstellung der Wachstums- und Investitionspläne in Bhuj wird BKT nicht müde, die eigenen Bemühungen zur Steigerung der Nachhaltigkeit zu betonen. So verlasse kein Tropfen Abwasser die Fabrik, alles werde gereinigt und selbst verwendet. Stolz präsentiert man auch Messungen der Luftqualität. Di lassen sich allerdings schwer einordnen, da der genaue Standort der Messstelle, die Messperiode und viele weitere Parameter einen großen Einfluss auf das Ergebnis haben und nur von Experten beurteilt werden können. Immerhin liegen die gemessenen Feinstaubwerte zum Zeitpunkt unseres Besuchs sowohl unterhalb der in Indien gültigen Grenzwerte, als auch unter denjenigen der EU.
Doch kann die Produktion von Reifen und Industrieruß wirklich „grün“ und „nachhaltig“ sein? Industrieruß wird nach den heute üblichen Verfahren durch Oxidation von Erdöl-ähnlichen, fossilen Vorprodukten gewonnen. Die von BKT betriebene integrierte Herstellung von Industrieruß und Reifen innerhalb einer Fabrik ermöglicht es immerhin, Synergien zu heben und Energie bzw. Abwärme zu einem hohen Grad auszunutzen.
Bedingt durch die chemischen Prozesse fallen bei der Herstellung von Industrieruß aus Erdöl brennbare Gase ab, zum Beispiel Methan und Wasserstoff. Diese Abgase werden am BKT-Standort in Bhuj direkt im werkseigenen Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme bzw. heißen Wasserdampf gewandelt, wo sie Steinkohle zu einem großen Teil verdrängt haben. Der heiße Dampf wird beim „Backen“ (curing) der rohen Reifen mit Hilfe eines aufblasbaren Schlauchs ins Innere der Reifen geleitet. Durch die Temperatur von ca. 170° C und den hohen Druck wird so das Gummi aufgeweicht und in die Metallform gepresst, sodass sich die verschiedenen Gummimischungen und -schichten des Reifens verbinden und das Reifenprofil entsteht.
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BKT hat Nachholbedarf bei erneuerbaren Energien
Nach Aussagen der Mannschaft im Kontrollraum des Kraftwerks werden den Kesseln allerdings weiterhin 10 bis 20 Prozent Steinkohle hinzugefügt – mit dem bekannten sehr hohen CO2-Ausstoß. Erdgas wäre hier eine deutlich CO2-ärmere Alternative. BKT bekennt sich zwar zur Solarenergie und will die bestehenden Produktionskapazitäten von aktuell 1 MW auf 5,5 MW ausbauen – doch allein durch die Nutzung der Dachflächen wären schon 14 MW möglich, wie Rajiv Poddar auf Nachfrage des B_I baumagazins einräumt. Dies verwundert kaum vor dem Hintergrund, dass sehr hohe Sonneneinstrahlung in der Wüstenlandschaft rund um Bhuj im indischen Bundesstaat Gujarat hervorragende Bedingungen für Photovoltaik-Anlagen bietet, wie sie in Europa vergleichbar nur im äußersten Süden Spaniens und Italiens vorherrschen. Poddar versichert jedoch, man werde den Ausbau der Solar-Energie künftig weiter vorantreiben und bestehende Anlagen stets auf dem aktuellen Stand halten.
Deutschland wichtigster EU-Markt für BKT-Reifen
Entscheidend ist für BKT der Export aus dem State-of-the-Art-Standort in Bhuj. Über die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland, die weltweit wichtigste Vertriebsregion ist Europa. In Deutschland, dem umsatzstärksten EU-Markt vor Frankreich und Italien, werden BKT-Reifen für Baumaschinen und Landwirtschaft exklusiv über den Großhändler Bohnenkamp vertrieben.
BKT-Reifen für Baufahrzeuge ab 2025: Weitere Bilder
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